Schlimmer geht#s immer: Q4-Desaster reißt gesamte Jahreswerte nach unten

24.01.2002
Seit 1985 hat der weltweite PC-Markt nicht mehr mit einem Minus am Jahresende abgeschlossen bis jetzt. Auch wenn die Analysten von Gartner und IDC unterschiedliche Marktanteile und Stückzahlenvermelden, in einem sind sie sich einig: Der PC-Markt brach im normalerweise umsatzstärksten viertenQuartal schmerzlich ein und bescherte den Herstellern ein historisches Tief.

Die Analysten überschlagen sich bei der Bewertung des PC-Marktes 2001, der zum zweiten Mal seit 1985 mit einem Minus im normalerweise umsatzstärksten vierten Quartal abschloss. Nach Angaben von Gartner wurden im vergangenen Jahr weltweit 128,1 Millionen PCs verkauft. Das sind 4,6 Prozent weniger als im Jahr 2000. Der US-Markt für PCs verlor 11,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Als einziger Gewinner - weltweit und in den USA - präsentiert sich Direktvermarkter Dell. Es schwingt schon reichlich Respekt mit, wenn die Analysten von Gartner behaupten, im Jahr 2001 gehörte der PC-Markt Dell. Immerhin: Allein in den USA erreichte der Direktanbieter einen Marktanteil von 24,5 Prozent (plus 14 Prozent). Das ist mehr als die Platzierten Compaq und Hewlett-Packard zusammen erreichen (22,5 Prozent).

Neben den USA musste vor allem die Region EMEA (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) kräftig Federn lassen. Gartner spricht hier von einem insgesamt leichten Minus von 0,4 Prozent. Das ist jedoch relativ, denn während Osteuropa wieder einmal zweistellige Zuwachsraten erreichte, verlor der(ge-)wichtige westeuropäische PC-Markt satte vier Prozent. Das ist das dritte Quartal in Folge, das in Westeuropa mit einem Minus beendet wurde. Dennoch beweisen die Gartner-Marktbeobachter Optimismus: Die Fallgeschwindigkeit sei langsamer geworden. Daraus könne man schließen, dass sich der Markt beruhige und sich wie erwartet ab der zweiten Jahreshälfte 2002 wieder erholen werde.

Die Analysten von IDC geben sich momentan noch etwas pessimistischer. Sie bescheinigen dem gesamten EMEA-Markt für das vierte Quartal 2001 ein erschütterndes Minus von 5,1 Prozent, so dass der PC-Markt das gesamte Jahr 2001 nach ihren Berechnungen mit einem Minus von 3,6 Prozent abschloss.

Nur zwei Anbieter trotzen dem Abwärtssog

Während Dell 2001 im weltweiten Markt laut Gartner als einziger Anbieter die Zahl der verkauften PCs erhöhen konnte und mit einem Anteil von 19,1 Prozent klar der Marktführer ist, langte es im Bereich EMEA wieder einmal nur zum zweiten Platz hinter Compaq. Die Texaner behaupteten im vierten Quartal trotz eines deutlichen Verlustes von zehn bis elf Prozent die Führung mit einem Marktanteil von 12,7 Prozent (Gartner) beziehungsweise 14,3 Prozent (IDC) ihre Vorrangstellung. Schützenhilfe bekam Compaq vor allem durch sein starkes Notebook-Geschäft. Laut IDC hat das Unternehmen sowohl im vierten Quartal als auch beim Jahresabschluss noch vor dem ehemaligen Primus Toshiba die Nase vorn. Compaq konnte aber auch dank einer bereinigten Produktlinie und spürbaren Verbesserung der Vertriebsaktivitäten punkten.

Neben dem Direktanbieter Dell machte in der Region EMEA nur noch Hewlett-Packard massiv Marktanteile gut, und zwar dank robuster SMB-Verkäufe sowie Zugewinne im Consumer- und imNotebook-Bereich. Alle anderen Anbieter mussten saftige Einbußen hinnehmen. Vor allem IBM erwischte der Einbruch besonders hart. Big Blue musste 2001 für die massiven Abverkäufe Ende 2000 büßen, konnte aber dank des Erfolges des Top-Seller-Programms im SMB-Segment Zugewinne verbuchen.

Während beim Gartner-Ranking Fujitsu Siemens mit einem Marktanteil von 7,9 Prozent zumindest im vierten Quartal wie gehabt auf Platz drei vor Hewlett-Packard und IBM liegt, bescheinigt IDC, dass HP an dem europäischen Anbieter vorbeigezogen sei. Dabei hatte sich FSC vor allem im deutschen Consumer- und SMB-Markt so gut erholt. Über das gesamte Jahr gesehen hat HP bei beiden Analysten die Nase vor FSC.

Obwohl die Top-Fünf-Anbieter fast die Hälfte des gesamten Marktes abdecken, haben die europäischen Local-Player nach Aussage der IDC-Analysten auch im traurigen Jahr 2001 im Desktop-Segment einen sehr guten Job gemacht und konnten im Notebook-Bereich sogar Boden gewinnen.

www.gartner.com

www.idc.com

ComputerPartner-Meinung.

Kleinvieh macht auch Mist - oder im Fall des siechenden PC-Marktes - auch Umsatz. Denn die SMB- und Privatkäufer haben das Jahr 2001 für die PC-Hersteller gerade noch gerettet. Neben den Fachhändlern waren aber vor allem Retailer Nutznießer des ungebrochenen Vertrauens der Consumer. Mittelstand und Großkunden zeigten sich hingegen im vergangenen Jahr von ihrer zurückhaltenden Seite. Diese Kundengruppen sollten nun in 2002 besonders massiv umworben werden, da sie ihre im vergangenen Jahr eingefrorenen IT-Budgets bald in Ersatzkäufe sowie Sicherheit und verbesserte Workflows investieren werden. Und diese Deals gehören ganz allein dem Fachhandel! (go)

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