Schluss mit der Gigahertz-Hetze

08.04.2004
Ab dem zweiten Quartal führt Intel bei seinen CPUs eine Prozessornummer ein, die dem Käufer ein Ranking innerhalb einer CPU-Familie und des betreffenden Segments ermöglichen soll. Die Produktnamen wie Pentium 4, Pentium M und Celeron bleiben aber bestehen. Von ComputerPartner-Redakteur Hans-Jürgen Humbert

Der Prozessortakt diente CPU-Herstellern und Systemintegratoren jahrelang als Synonym für Geschwindigkeit. Höherer Takt bedeutete höhere Rechenleistung, gleichzeitig verbunden mit einem höheren Preis.

Doch nachdem Intel viele CPUs mit gleicher Taktrate, aber unterschiedlichen Features anbietet, sind Handel und Kunden verwirrt. Denn in den Marketingabteilungen der Hersteller gilt bislang immer noch die Taktrate als Verkaufsargument Nummer eins, und die sagt über die tatsächliche Rechenleistung nichts so Rechtes aus. Andere Features innerhalb und außerhalb der CPU spielen dabei nämlich auch noch eine gewichtige Rolle. Dementsprechend will Intel jetzt die Taktrate aus den Werbeplakaten verbannen.

Intels neue Nomenklatur

Zuerst einmal unterteilt der Chipgigant seine Prozessoren in Desktop- und Notebook-CPUs. Die schon in den Markt eingeführten Namen für Desktop-Prozessoren, wie Pentium 4 Extreme, Pentium 4 und Celeron D, bleiben erhalten, ebenso die bei Notebooks üblichen Bezeichnungen Pentium M und Celeron M. Anstelle der heute üblichen Taktangabe hinter dem Namen folgt dann die Prozessornummer. "Bei dieser Nummer handelt es sich aber nicht um ein Performance-Ranking", gibt Intel-Mitarbeiter Christian Anderka zu verstehen. Ob diese Zahlen willkürlich ausgewählt wurden, wollte er weder bestätigen noch dementieren.

Die 300er-Reihe steht für Einsteigermodelle, die 500er-Reihe für den Mainstream-Markt und die 700er-Reihe für das gehobene Segment. Im Desktop-Bereich finden sich in der 700er-Reihe nur Pentium-4-Extreme-CPUs mit unterschiedlichen Features. Zu den Features gehören Taktfrequenz, FSB-Taktrate, Cache-Größe, Architekturbesonderheiten (beispielsweise SSE3) und künftige Entwicklungen, wie beispielsweise multiples Hyperthreading, CPU-Virtualisierung und der Lagrande-Support für Trusted Computing hinzu. Höhere Zahlen bedeuten gleichzeitig mehr Features, stehen aber nicht unbedingt auch für mehr Rechenleistung.

Kein Vergleich untereinander

Im Mainstream-Segment sind die normalen Pentium-4-Prozessoren als 500er-Reihe angesiedelt. Und schließlich folgen die Celerons als 300er-Reihe für das Einstiegssegment. Allerdings lassen sich die beiden 700er-Serien (Desktop und Notebook) nicht miteinander vergleichen. Die 700er-Serie steht immer für die besten Prozessoren im jeweiligen Segment, gibt Anderka zu verstehen.

Darüber, welche exakten Prozessornummern die einzelnen CPUs innerhalb einer Familie erhalten, schweigt Intel sich noch aus. Insidern zufolge soll aber beispielsweise der Pentium 4 mit 3,60 GHz für den Socket T die Prozessornummer 560 erhalten. Die 3,8-GHz-Variante hört dann auf den Namen 570.

Und so ganz möchte sich Intel von der Taktangabe in Werbeprospekten doch nicht verabschieden. "In einem kleinen Kästchen sollte der Takt weiter angegeben werden", hofft Anderka.

Kommentar

Taktfrequenz ade!

Seit 20 Jahren stellen die Produzenten von Prozessoren die Taktfrequenz als wich

tigstes Leistungs- kriterium einer CPU dar. Je höher diese ist, desto schneller rechnet der Prozessor und desto flüssiger laufen die Anwendungen. Innerhalb gewisser Grenzen ist das richtig. Doch heutige CPUs haben eine Vielzahl von Features, die ebenfalls die Rechenleistung steigern, aber unabhängig vom Takt sind.

Wie soll man das dem Kunden vermitteln? Alle Features einzeln aufzuführen würde den Platz in den Werbeprospekten sprengen und zudem Käufer und Handel verwirren. Intels Lösung: eine 300er-, eine 500er- und eine 700er-Reihe. Höhere Zahlen bezeichnen einen besseren Prozessor und damit auch eine höhere Rechenleistung. Den Vergleich mit den Modellreihen eines großen bayerischen Autoherstellers hört Intel gar nicht gern, aber darauf läuft es im Endeffekt hinaus: 7er-BMWs bieten mehr Komfort als Autos der 3er-Klasse und sind dementsprechend teurer.

Doch ob eine ähnliche Kategorisierung auch bei CPUs Sinn macht, ist fraglich. Der Käufer ist schließlich auf Gigahertz getrimmt, einfache Modellnummern werden ihm nichts sagen. Selbst Intel scheint nur bedingt an den Erfolg dieser Kampagne zu glauben, denn wie sonst könnte sich der Chip-Gigant noch wünschen, dass die Taktfrequenz in einem kleinen Kasten mit angegeben wird.

Richten wird es, wie immer, der Fachhandel müssen. Denn er ist der direkte Ansprechpartner für die verwirrten Käufer. Hoffentlich vergisst Intel nicht, ihm eine Übersichtstabelle an die Hand zu geben.

Hans-Jürgen Humbert Redakteur ComputerPartner

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