Schnelle und hochwertige Workstation mit kleinen Mängeln

05.04.2001
Um das einst zu den großen europäischen Computerherstellern gehörende Unternehmen Tulip ist es seit dem Beinahe-Konkurs von 1998 ruhig geworden. Nach einer Neuausrichtung auf den Geschäftskundenmarkt will der niederländische PC-Spezialist mit einer Reihe hochwertiger Systeme verlorene Marktanteile zurückerobern. Ob das schon mit der neuesten Workstation gelingt, hat ComputerPartner untersucht.

Mit seinen PC-Workstations will Tulip an frühere Erfolge anknüpfen und mit durchdachten Geräten für den Business-Anwender überraschen. Das Modell "Vision Line MX" setzt voll auf AMDs Athlon mit 1,1 GHz Taktfrequenz. Das eingebaute Mainboard GA-7ZM von Gigabyte verwendet VIAs KT133-Chipsatz (Socket A) und ist die Micro-ATX-Version des Vorgängers GA-7ZX. Bei Upgrades ist der Anwender also nicht allein auf Tulip angewiesen, sondern kann sich die aktuellsten Treiber direkt vom Mainboard-Hersteller herunterladen. Die drei Dimm-Sockel fassen bis zu 1,5 GB SDRAM (PC 100/133), was für Micro-ATX-Boards durchaus nicht üblich ist. Normalerweise finden sich dort nur zwei Sockel für maximal 512 MB RAM. Lange Grafikkarten im AGP-Slot (4x) blockieren allerdings die Speicherbänke.

Vier USB-Ports ermöglichen den Anschluss externer Geräte, wovon jedoch zwei Ports nur als zehnpoliger Pfostenstecker auf der Hauptplatine existieren und über einen leider nicht mitgelieferten Slot-Blenden-Adapter angeschlossen werden müssen. Pfostenstecker für Wake-On-LAN sowie Ring-Power-On sind auf der Hauptplatine vorhanden. Für Drucker und Modems stehen jeweils ein paralleler Port sowie zwei serielle Anschlüsse zur Verfügung. Weitere farblich markierte Anschlüsse für Joysticks, Lautsprecher und Mikrofon sind auf der Gehäuserückseite angebracht. Knapp bemessen sind die drei Busmaster-fähigen PCI-Slots (33 MHz). Ein AMR/PCI-Kombi-Slot ist vorhanden.

Warum sich Tulip ausgerechnet für ein Micro-ATX-Board entschieden hat, ist nicht nachvollziehbar. Im voluminösen Midi-Gehäuse wäre noch genügend Platz für ein Standard-Board mit mehr Steckplätzen vorhanden. Nicht mehr ganz zeitgemäß sind die beiden IDE-Kanäle, die lediglich Ultra-ATA-33/66-Platten ansteuern können. Dafür werden die Energiesparfunktion ACPI sowie Suspend-to-RAM angeboten.

Alles vorhanden

Gut gefallen hat das in seinen Funktionen nicht beschnittene AMI-Bios, was für Hersteller von Marken-PCs durchaus nicht üblich ist. Das Booten beim Tulip-Vision-Line-MX ist außer von Diskette und Festplatte zusätzlich auch von CD-ROM, LS-120, Atapi-Zip, SCSI-Geräten oder Netzwerk vorgesehen.

Das Bios lässt sich zwar nicht als "Overclockers Dream" bezeichnen, dafür kann man aber den PCI-Slots individuelle Interrupts zuordnen oder das Speicher-Timing beeinflussen. Auch der FSB-Takt (Frontside-Bus) lässt sich in neun Schritten von 95 bis 133 MHz per DIP-Schalter einstellen. Tulip liefert dazu das gut verständliche, aber leider englischsprachige Originalhandbuch gleich mit.

Das Mainboard unterstützt ein umfangreiches Hardware-Monitoring. Trotz des riesigen Gehäuselüfters mit zwölf Zentimetern Durchmesser, der allein schon eine Überhitzung des Systems wirksam verhindert, können vorsichtige Anwender weitere Funktionen nutzen. Im AMI-Bios finden sich Optionen zur Messung der diversen Spannungen (Vcore, Vdd, Vcc3, +5 Volt, +12 Volt), der Rotationszahl des Gehäuse- und CPU-Lüfters sowie der Sys-tem- und CPU-Temperatur. Als Rettung bei Überhitzung dient die ACPI-Shutdown-Option. Erreicht die Wärmeabgabe der CPU eine vorher definierte Temperatur zwischen 60 und 75 Grad Celsius, leitet das Bios selbständig eine Notabschaltung des Rechners ein.

Nichts zu meckern

Die Grafikausstattung des Computers genügt dem Stand der Technik und erfolgt über ATIs hochwertige Radeon 64 DDR. Neben einer sehr guten Game-Performance mit topaktuellen Spezialeffekten ist über die zahlreich vorhandenen Videobuchsen auch Videobearbeitung möglich. Für die Sound-Unterstützung sorgt ein AC97-Audio-Chipsatz mit Soundblaster-Emulation und Midi.

Keineswegs gespart hat Tulip an den Speichersystemen. Hier kommen durchwegs hochwertige Markenkomponenten zum Einsatz und keine fragwürdige Billigware. Bei der Festplatte handelt es sich um das Modell MPF3204AH von Fujitsu mit 20 GB Speicherkapazität. Mit 7.200 Umdrehungen pro Minute und 13,5 Millisekunden mittlerer Zugriffszeit ist diese Festplatte trotz der nicht mehr brandaktuellen Ultra-DMA-33/66-Schnittstelle sehr flott. Die durchschnittliche Datentransferrate liegt bei 25 MB/s. Mit 2 MB ist der Platten-Cache recht groß, und mit 30 Dezibel erweist sich die Platte im Betrieb als recht leise.

Dank integrierter Smart-Technologie meldet die Elektronik der Harddisk automatisch Fehler oder bevorstehende Ausfälle, sofern Sys- tem-Tools wie Norton Utilities installiert wurden. Ist keine derartige Software vorhanden, lässt sich im Bios eine entsprechende Überwachungsoption auswählen. Alle Infos über die korrekte Jumper-Belegung befinden sich wartungsfreundlich auf einem Aufkleber.

Ebenfalls leistungsstark ist das DVD-Laufwerk SD-M1402 von Toshiba mit 128 KB Puffer-RAM und IDE-Schnittstelle. DVDs werden mit zwölffacher und CD-ROMs mit 40facher Geschwindigkeit gelesen. Das mittlere Zugriffstempo liegt für CDs bei gut 80 Millisekunden. DVDs erreichen hingegen nur 111 Millisekunden mittlere Zugriffsgeschwindigkeit.

Sehr interessant war die Auswertung der Benchmark-Ergebnisse. Die eingebaute ATI-Grafikkarte mit schnellem 64-MB-DDR-RAM erreicht unter Windows 2000 (Direct-X 8a) und Winmark 3D einen Wert von 4.437 Winmarks (1.024 x 768 Pixel, 16 Bit Farbtiefe) und sichert dem Vision Line MX einen Platz in der gehobenen Mittelklasse. Die BAPCo-Suite liefert sehr gute 202 Sysmarks für den Office-Einsatz. Selbst gängige Pentium-4-Systeme von Direktversendern wie Dell erreichen nur um die 180 Sysmarks. Vollständig zeigt sich der Lieferumfang. Neben einer hochwertigen PS/2-Tastatur ist auch eine PS/2-Maus inklusive Scroll-Rad vorhanden. Drei CDs beinhalten die Software-Ausstattung. Die erste CD enthält die mehrsprachigen Treiber für die Maus, die zweite CD installiert die Radeon-Grafikkarten-Treiber sowie den dazugehörigen DVD-Player. Ein Blick auf die Web-Seite von ATI lohnt sich aber, denn die aktuellen Radeon-Treiber sind besser auf die Fähigkeiten von Direct-X 8a abgestimmt. Die dritte CD enthält schließlich die Mainboard-Treiber, ein Tuning-Kit für Windows 98 sowie veraltete Versionen von Direct-X 7.0 und Adobes Acrobat Reader 3.01. Auch hier sollte man sich die aktuelleren Versionen kostenfrei aus dem Internet besorgen.

Lobenswert ist die Beilage von Norton Antivirus 2000 und Norton Uti-lities 2000, die den Tulip-PC ohne zusätzliche Kosten gegen Viren und Systemprobleme wirkungsvoll absichern. An weiterer Ausstattung finden sich neben zwei PC-Gehäuseschlüsseln und einem Mousepad das komplette Kabelmaterial für die Radeon-Grafikkarte. Ein Scart-auf-Cinch-Adapter nebst zweier dazu passender Cinch-Kabel für Audio und Video sowie ein S-VHS-Kabel runden das üppige Schnittstellenangebot ab. (rrk)

<b>Kurzgefasst</b>

Tulips Vision Line MX ist eine komplette Multimedia-Workstation im kompakten Midi-Tower-Format. Basierend auf dem KT133-Chipsatz von VIA und AMDs Athlon mit 1,1 GHz Taktfrequenz hat Tulip ein schnelles PC-System für Profis entworfen. Die flotte Grafikausgabe übernimmt ATIs Radeon 64 DDR. Lobenswert sind die zahlreich verwendeten hochwertigen Marken- komponenten und die saubere Verarbeitung. Lediglich mehr als nur drei PCI-Steckplätze wären wünschenswert.

Anbieter:

Tulip Computers Deutschland GmbH

Schießstr. 48

40459 Düsseldorf

Tel.: 02 11/59 55-0

Fax: 02 11/59 55-98

www.tulip.com

Preis:

3.988 bis 4.539 (empfohlener Verkaufspreis)

Wertung:

Gerät: 2

Lieferumfang: 1-2

Handbuch: 3-4

Ease-of-Use: 2

Händler-Support: 3

CP-Tipp: 2

(Bewertung nach Schulnoten)

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