Schnittstellen im Vergleich: Aufschluss über Anschlüsse

28.09.2000
Dass eine große Vielfalt vorteilhaft ist, stimmt nicht immer. Die Fülle der Schnittstellen für Computer und Peripheriegeräte sorgt nicht nur beim orientierungslosen Anfänger für Verwirrung. ComputerPartner sorgt für Durchblick.

Genügt heutzutage noch die Leistung des Parallelports, um auch zukünftige (Erweiterungs-)Pläne komfortabel ver- wirklichen zu können, oder soll stattdessen lieber eine leistungsstarke SCSI-Schnittstelle gewählt werden? Bietet der USB-Port, der sich in der Zwischenzeit an zahlreichen Rechnern und Zubehörgeräten findet, die nötige Zukunftssicherheit, oder sollte man doch bereits ein Firewire-Interface ins Auge fassen?

Die richtige Schnittstellenwahl ist von großer Bedeutung, da sie die Art, die Anzahl und den Leistungsumfang der gewählten Rechner und Endgeräte beeinflusst. Zwar gewähren diverse Schnittstellen-Adapter und Connectivity-Lösungen eine gewisse Wahlfreiheit, aber höhere Kosten, ein Kabelwirrwarr und potentielle technische Inkompatibilitäten wirken nicht sonderlich attraktiv auf einen Käufer.

Die offensichtliche Umbruchsituation am Markt erschwert eine Entscheidung: Neben "Überreifem" oder technisch Anspruchsvollem bieten die Hersteller zeitgleich Zukunftsoptionen oder unbekannte Marktentwicklungen an. Der Parallelport hat sich in der Vergangenheit bewährt, befriedigt aber nicht mehr, wenn es schneller gehen soll. Mit SCSI könnte man sehr gut, wenn es da nicht eine komplizierte Konfiguration und höhere Kosten gäbe. USB kann noch nicht richtig, soll aber bald können, und mit Firewire könnten viele Anwender vieles, wenn denn schon entsprechende Hardware vorhanden wäre.

Parallelport

Zur altbewährten Schnittstelle, ursprünglich ausschließlich für die Datenausgabe an den Drucker konzipiert, gibt es nicht mehr viel zu sagen. Zwar wurde der Parallelport (oder die Centronics-Schnittstelle) in den letzten Jahren noch des Öfteren weiterentwickelt, aber inzwischen ist vermutlich das Ende der Fahnenstange erreicht.

Die bisher letzte Spezifikation dieser Schnittstelle erfolgte durch den Standard IEEE 1284, wobei die parallele Schnittstelle unterschiedliche Modi für die Leistungserhöhung zugewiesen bekam. Der leistungsfähigste dieser Modi, ECP (Enhanced Capability Port), ermöglicht einen maximalen Datentransfer von 4 MB/s. Zu wenig, um die stetig steigenden Leistungsanforderungen der aktuellen Peripheriegeräte zu bedienen. Die begrenzte Zahl der Anschlussmöglichkeiten (vier), die eine parallele Schnittstelle angesichts zunehmender Gerätevielfalt bietet, tat ihr Übriges. Das Ergebnis: War noch vor einigen Monaten der Parallelport quasi Standard, haben im Consumer-Bereich inzwischen andere Schnittstellen dem parallelen Interface den Rang abgelaufen.

SCSI

Auch die SCSI-Schnittstelle (Small Computer System Interface) ist bereits seit langer Zeit auf dem Markt. Schon frühzeitig hatte sie mit dem Ruf zu kämpfen, in erster Linie eine Schnittstelle für Profis zu sein. Entstanden war dieser durch die imposante Performance des SCSI-Interfaces, durch die höheren Kosten und durch eine technisch anspruchsvolle Konfiguration - gewichtige Gründe, die ver- deutlichen, warum SCSI im Consumer-Bereich schon immer einen Außenseiterstatus hatte und wohl auch behalten wird.

Die Leistungsbandbreite von SCSI vergrößerte sich seit Anfang der 80er Jahre stetig. Am Markt gibt es heute diverse Varianten, die sich durch unterschiedliche Steckergrößen (zum Beispiel 25-, 50- oder 68-polige Kabel) oder maximale Kabellängen (1,5 bis 12 Meter) unterscheiden. Auf SCSI-1 folgten SCSI-2 und Wide-SCSI, das wiederum durch den Ultra2-Wide-Standard verbessert wurden.

Die Spezifikation des aktuellen SCSI-Standards "Ultra160" erlaubt den Anschluss von bis zu 15 Geräten, die mit einer maximalen Transferrate von bis zu 160 MB/s aufwarten. Die nächsten Meilensteine sind bereits definiert: Es werden Übertragungsraten von 320 beziehungsweise 640 MB/s sein. Die verschiedenen "Formate" sind zwar untereinander kompatibel, die notwendigen Adapter stellen aber einen zusätzlichen Kos-tenfaktor dar. Der nachgesagten Anwenderunfreundlichkeit steht zweifellos die technische Qualität der Schnittstelle gegenüber. Der SCSI-Controller belastet, anders als etwa der IDE-Controller, den Prozessor des Host-Rechners beim Datentransfer nur minimal. Auch wenn mehrere Geräte angeschlossen werden, benötigt SCSI also lediglich einen der begrenzten Kanäle des Hosts. Ihre Haupteinsatz- gebiete sind zumeist externe Massenspeicher wie HDD oder Raid-Systeme, Scanner oder Streamer, also überall dort, wo große Datenmengen schnell und sicher bewegt werden müssen.

USB

Die USB-Schnittstelle (Universal Serial Bus) wird seit 1995 von einem Industriekonsortium, dem mittlerweile über 500 Mitglieder angehören, entwickelt. Theoretisch unterstützt Windows 95 ab der Version Software Release 4.00.950B USB, wobei es bei manchen Gerätekonstellationen zu Problemen kommt. Mit dem Erscheinen von Windows 98 wurden sie allerdings aus der Welt geschafft. Mac-Anwender erfahren USB-Unterstützung ab der Betriebssystem-Version Mac-OS 8.6.

Der Universal Serial Bus besitzt anwenderfreundliche Eigenschaften. Das Interface ist hotplugfähig (das heißt, Geräte können auch während des Betriebes an- und abgesteckt werden) und plug&play-fähig, der Rechner erkennt also ein neu angeschlossenes Gerät, ohne dass ein Neustart erfolgt). Treiber müssen natürlich installiert werden. Außerdem ermöglicht die im USB integrierte Stromversorgung (von 100 bis 500 mA) den Betrieb von Peripheriegeräten mit geringerem Energieverbrauch (zum Beispiel Webcams und Modems), ohne dass ein zusätzliches Netzteil angeschlossen werden muss. Bei der Anzahl der möglichen Endgeräte ist USB ungekrönter Spitzenreiter: Maximal 127 Stück lassen sich gleichzeitig an einen USB-Port anschließen.

Das Gros der Peripheriegeräte, die im Handel zu haben sind, wird inzwischen mit einer USB-Schnittstelle auf den Markt gebracht. Im Moment ist das noch etwas verwunderlich, weil der Datendurchsatz der aktuellen USB-1.1-Version relativ gering ist. Die laut Spezifikation maximal erreichbaren 12 Mbit/s sind ein theoretischer Wert, die wegen der internen Datenverwaltung des USB-Ports tatsächlich auf einen realen Wert von 10 Mbit/s herauslaufen. Und dieser geringe Datendurchsatz beschränkt momentan noch den Einsatz von Peripheriegeräten.

Externe Brenner zum Beispiel machen an einer USB-Schnittstelle zur Zeit nur Sinn bei einer bis zu vierfachen Schreibgeschwindigkeit, bei einem höheren Laufwerkstempo kommt es zum Abreißen des erforderlichen kontinuierlichen Datenstroms ("Buffer Underrun").

Abhilfe verspricht die Weiterentwicklung USB 2.0, die laut Spezifikation mit einer 40 Mal höheren Datentransferrate aufwartet (maximal 480 Mbit/s) und ihre Marktreife gegen Ende des Jahres erreichen soll. NEC, ein Mitglied des USB-Entwicklerkonsortiums, hat jüngst erst die Fertigstellung des ersten USB-2.0-Controllerchips bekannt gegeben. USB 2.0 soll abwärtskompatibel zur Version 1.1 sein, und vor diesem Hintergrund sind die heute erhältlichen USB-Interfaces vor allem eins - eine Option auf die nähere Zukunft.

Firewire

Auf dem Leistungsniveau, das die USB-Schnittstelle noch erreichen will, befindet sich heute bereits ein Interface: das IEEE 1394, auch bekannt als Firewire oder I-Link. Die Schnittstelle wurde als Hochgeschwindigkeits-Bus konzipiert und beeindruckt durch eine maximale Datentransferrate von zur Zeit 400 Mbit/s. Dabei ist dieser momentane Maximalwert in erster Linie darauf zurückzuführen, dass die am Markt vorhandenen Controller zur Zeit keinen höheren Datendurchsatz zulassen.

In ihrer Spezifikation geht die IEEE 1394 bereits jetzt bis zu einem maximalen Datendurchsatz von 1,2 Gbit/s. Die Zukunftssicherheit der Schnittstelle ist somit gewährleistet. Zur beindruckenden Bandbreite kommt als weiteres Plus des Firewire-Interfaces die mit USB vergleichbare Anwenderfreundlichkeit dazu. Zwar lassen sich an eine IEEE-1394 Schnittstelle "nur" höchstens 63 Peripheriegeräte anschließen, aber Firewire ist wie USB sowohl plug&play- als auch hotplug-fähig.

Die Schnelligkeit des Datenaustausches prädestiniert die Schnittstelle für den Einsatz überall dort, wo es auf Bandbreite ankommt. Seit 1997 ist Firewire etwa bei den digitalen Audio-/Videogeräten - und das nicht nur im Heimbereich - der Quasi-Standard. Wie weit sich aber IEEE 1394 am Markt der Heimcomputer und der entsprechenden Peripherie etablieren kann, hängt von der Entwicklung entsprechender Endgeräte ab. Für Prognosen ist es jetzt noch zu früh. Erst seit einigen Wochen sind Geräte mit einer Firewire-Schnittstelle, die speziell den PC-Markt fokussieren, erhältlich.

Fazit

Der Parallelport wird wohl peu-à-peu vom Consumer-Markt verschwinden, SCSI vermutlich in alle Ewigkeit mit der Auszeichnung zu kämpfen haben, die Schnittstelle der Profis zu sein. Ob nun Firewire oder USB 2.0 die Vorherrschaft am Markt erobert, wird sich frühes-tens dann zeigen, wenn Letztgenannte nach ihrer Veröffentlichung ihre Marktreife und Funktionalität beweisen muss. (jl)

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