Auch in diesem Jahr hat der "Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs" (Foebud) die "Big-Brother-Awards" verliehen. Seit nunmehr fünf Jahren erhalten "Firmen, Organisationen und Personen, die in besonderer Weise und nachhaltig die Privatsphäre von Menschen beeinträchtigen oder persönliche Daten Dritten zugänglich machen", diese unwillkommene Pranger-Auszeichnung.
In diesem Jahr wurden Justizministerin Brigitte Zypries ("Großer Lauschangriff"), Gesundheitsministerin Ulla Schmidt ("Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversi-cherung"), die Nürnberger Bundesagentur für Arbeit ("Antragsformular ALG II/ Langzeitarbeitslose"), die Universität Paderborn ("Video-überwachung von Rechnerräumen und Hörsälen"), die Supermarktkette Lidl ("überwachung von Filialen"), die Firma Armex ("Handy-Ortungsdienst Track your Kid") sowie Tchibo direkt ("Weitergabe von Kundendaten über Dritte") mit dem zweifelhaften Preis vgekürt.
In der Kategorie Technik findet sich Canon auf dem ersten Platz wieder. Seine Kopierer versehen Farbkopien mit einer - ohne technische Hilfsmittel unsichtbaren - Kennnummer, die es möglich macht, das jeweilige Kopiergerät zu identifizieren, so die Begründung der Jury. Canon wendet dieses Verfahren bereits seit Jahren an, ohne Kunden darüber zu informieren. "Was für die Strafverfolgung noch gerechtfertigt erscheinen mag", hieß es in der schriftlichen Laudatio für den Sieger, "ist eine Gefahr für die Informationsfreiheit".
In der Jury für den Big-Brother-Award sitzen unter anderem die Internationale Liga für Menschenrechte (ILMR), der Chaos Computer Club (CCC) und die Deutsche Vereinigung für Datenschutz (DVD). Wie jedes Jahr dürften sie auf den Preisen sitzen bleiben. Sie hat noch niemand abgeholt. (wl)