Schraubt Big Blue noch oder stirbt es schon?

09.12.2004

Es ist ja nicht so, dass die Welt von IBMs PC-Fertigung abhängig wäre. Taiwan sei Dank! Doch irgendwie haben sie ja das "für den Privatanwender absolut unnütze" Teil erfunden und recht geschickt bei der industriellen Klientel vermarktet. Mit dem Massenmarkt und dem rechten Maß von Preis und Leistung hatte Big Blue so seine Probleme.

Wären die Patente und Lizenzen nicht gewesen, keine Taiwan-Klone und kein gewisser Herr Gates - IBM hätte wohl nie ein Notebook oder einen 08/15-Computer im Media Markt beworben. Mit gewaltigem Aufwand sollten IBM-Aptiva in die Menge geschleudert werden. Ein klassisches Eigentor. Emotionen pro IBM, Identifikation mit der gewünschten Zielgruppe intelligenter und zahlungskräftiger User gelang dem Konzern erst mit der "Think!"-Kampagne.

Nach den vielen Enttäuschungen mit minderwertigen Produkten aus der Retailer-Ecke sehnte sich besagte Käuferschicht wieder nach Qualität. Und nach langer Durststrecke, trotz erstklassiger Produkte wie Intellistation oder Think Pad, erfolgte die Bestätigung für den richtigen Weg der PC-Abteilung erst ab dem letzten Geschäftsjahr. Wenn es am schönsten ist, sollte man aufhören.

Das scheint die neue Firmenphilosophie des ehemaligen Giganten zu sein. So wie die Festplattenproduktion vor Jahren an Hitachi abgegeben wurde, die PC-Fabriken 2001 verkauft wurden, sind auch OS/2 und PC-DOS nur noch Erinnerung. Oder verspricht sich IBM von dem geheimnisvollen Cell-Projekt mit Sony und Toshiba mehr als von der klassischen PC-Sparte? Wird gar der PC gerade neu erfunden? Die Playstation 3 als Desktop-Killer? Die Computerwelt ohne IBM - verglichen mit der Autobranche wäre das so, als wenn es keinen Mercedes-Benz mehr gäbe. Mir würde etwas fehlen.

Mein Fazit: Es heißt, die chinesische Lenovo übernimmt die PC-Sparte. Wenn das McCarthy noch erlebt hätte.

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

www.computerpartner.de

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