Schuld ist das System

06.11.2003
Die Revolution frisst ihre Betriebssysteme

Wer auf eine Trotzreaktion aus München hoffte, sah sich ziemlich enttäuscht.

Wie befürchtet, kam das süddeutsche IT-Treffen nicht über die katastrophalen Zahlen des Vorjahres hinaus; nur jeder dritte Freikartenbesitzer kam angeblich.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich die Nachberichterstattung hauptsächlich mit dem Phänomen "schwerer System(s)fehler bei Anmeldeprozedur" befassen musste, mangels anderer druckwerter Meldungen. Eine weitere Lachnummer wie Toll Collect oder die Niederlage gegen Schalke. Gegen Berlin und sogar Hannover hat Münchens Messe nun endgültig den Kürzeren gezogen. Dass die Webseiten der Systems kurz nach dem IT-Ereignis nicht mehr anwählbar waren, muss auch keine Absicht sein. Vielleicht hatte einer der Server nur keine Lust mehr, die euphorischen Pseudoerfolgsmeldungen über eine der größten Regionalmessen Bayerns zu verbreiten.

Schaun mer mal, wie es mit der Systems weitergeht; in der Wirtschaft würden jetzt virtuelle Köpfe rollen. Da es bei Messen mehr um Politik als um IT geht, werden es wohl kaum Großkopferte sein. Anders in der politisch nicht ganz so stabilen Hauptstadt: Ganze 30 Prozent mehr, immerhin 100.000 potenzielle Kunden, gingen am 1. November auf die Straßen von Berlin, um ihren Unmut über die geplante Entsozialisierung in Deutschland zu zeigen.

Ein Anfang nur, wie aus Gewerkschaftskreisen verlautet, dessen Vorbereitung von den Medien wohl bewusst nicht an die große Glocke gehängt wurde. Ist man doch selbst gerade mit Sozialabbau in den Tarifverträgen beschäftigt, da braucht es keine Werbung für Gewerkschaften.

Doch die kleinen Revolutionen gehen auch in der IT nur sehr zögerlich voran.

Der finnische Che Guevara der Betriebssystemprogrammierer, Linus Torvalds, inzwischen nicht mehr auf der US-Lohnliste von Transmeta, entwickelt in einem angeblichen Non-Profit-Konsortium seine Kernels für Hauptsponsoren wie Dell, Fujitsu, Hitachi, HP und vor allem IBM. Damit scheint auch das Ende von Linux gekommen, denn alles, was IBM an Betriebssystemen in den Fingern hatte, wurde gnadenlos an die Wand gefahren. Dort sollen nicht nur Server, sondern auch Thinkpads mit dem US-finnischen Betriebssystem ausgeliefert werden. Vielleicht zeichnet sich dann eine Verbesserung der Arbeitsmoral deutscher Angestellter ab, die angeblich ein Viertel ihrer hoch bezahlten Anwesenheitszeit mit Nasepopeln und Ähnlichem verbringen sollen. Red Hat sei Dank!

Mein Fazit: Es ist immer wieder faszinierend, wie leicht sich solche blödsinnigen Studien vom faulen Arbeitnehmer lancieren lassen - und dass dafür das Geld nie ausgeht!

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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