SCHWANKEN UND VERWUNDERUNG

12.04.2001

Der März setzte mit einer Fortsetzung der Abwärtstendenz in den Marktpreisen aller gängigen DRAM-Sorten (FPM, EDO, SDR-SDRAM, DDR-SDRAM, RAMBUS) ein. Kurz vor der Cebit verdichteten sich die Anzeichen für eine Unterbrechung dieser Tendenz im 64-Mbit- sowie 128-Mbit-SDR-SDRAM-Sektor. Und in der Tat wurde die Fünf-Dollar-Grenze für 128-Mbit-SDRAM-Chips relativ zügig übersprungen. Man wartete das Ende der Messe ab, in der Hoffnung auf eine Preisberuhigung in allen Segmenten - so wie es in den Jahren zuvor fast immer ablief.

Doch es kam ein wenig anders als von vielen prophezeit. Im Rückblick fällt auf, dass die Geschwindigkeit des Preisrückganges sehr viel geringer war als ursprünglich erwartet. Und das unterscheidet die Entwicklung in diesem Jahr von den Abläufen in den Vorjahren. Welche Faktoren waren für die verlangsamte Abwärtstendenz verantwortlich?

Die genaue Antwort hierzu kennen eigentlich nur ganz wenige Vertreter der großen DRAM-Chip-Hersteller. Und von deren Entscheidungen sind die führenden Speichermodul-Hersteller nach wie vor abhängig, solange sie Marken-Chips direkt bei diesen Produzenten beziehen.

Für Verwunderung sorgte die Nachricht, dass die Lagerbestände von Micron und Hyundai, die ursprünglich eine Umschlagshäufigkeit von zehn Wochen aufwiesen, innerhalb von zwei Wochen nur noch mit einer Umschlagshäufigkeit von fünf Wochen angesetzt wurden. Was war mit den Mengen passiert, die den Umsatz von drei Wochen ausgemacht hätten?

Da die Existenz etwa eines "DRAM-Bermuda-Dreiecks" noch nicht nachgewiesen werden konnte, ist von zwei möglichen, realistischen Szenarien auszugehen: entweder wurden diese Mengen über diskrete Kanäle in den Markt abgesetzt, oder sie wurden einbehalten und werden in naher Zukunft wieder dem Markt zugeführt.

Es gibt aber auch eine andere Erklärung, die durchaus als plausibel einzustufen ist: Das neue Joint-Venture-Projekt der beiden japanischen DRAM-Produzenten Hitachi und NEC mit dem schönen Namen "Elpida" (griech. "Hoffnung") war während des gesamten März praktisch nur damit beschäftigt, die Strukturen des neuen Unternehmens zu definieren und die Strategie für die Zukunft festzulegen. In dieser Phase gab es keinen nennenswerten DRAM-Output von diesen Quellen, und das könnte ein treibender Faktor für die Aufwärtsbewegung im März gewesen sein.

Mittlerweile befinden sich die SDR-SDRAM-Chip-Preise wieder auf dem Abwärtspfad, so dass 64-, 128-, und 256-MB-Speichermodule in diesem Segment wieder günstiger werden. Viel dürfte sich an dieser Entwicklung im April nicht ändern.

Unbeeindruckt hiervon setzten die DDR-SDRAM-Chips ihre Abwärtstendenz fort. Es mehren sich mittlerweile die Stimmen, die sich ein Crossover zwischen den SDR- und DDR-Speicherchip-Preisen bereits zum Ende des dritten Quartals vorstellen können. Dann nämlich entspräche der Preis je Megabyte für ein SDR-Speichermodul dem MB-Preis der entsprechenden SDR-Variante, so dass der "evolutionären" Wachablösung (DDR-SDRAM gegen SDR-SDRAM) nichts mehr im Wege stehen würde.

George Linardatos, Transcend Information

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