Schweizer BI-Spezialist fordert Marktführer Cognos heraus

12.07.2000
Mehr als ein Dutzend Anbieter von Business-Intelligence-Lösungen tummelt sich auf dem deutschen Markt. Mit dem Schweizer Unternehmen Orenburg kommt ein weiterer Mitspieler hinzu.

In den Unternehmen wächst der Bedarf an Analysewerkzeugen, die Manager bei ihren geschäftskritischen Entscheidungen unterstützen sollen. Diese allein "aus dem Bauch heraus" zu treffen, das kann sich auch der Mittelständler nicht mehr leisten. So prognostiziert das Marktforschungsunternehmen Gartner, dass bereits 2002 über die Hälfte des mit sogenannten Business-Intelligence-Werkzeugen erzielten Umsatzes auf den Mittelstand entfallen wird.

Denn auch die dortigen Geschäftsführer wollen auf all ihre Unternehmensdaten zugreifen, um sie anschließend zu analysieren. Laut der Meta Group zählen zu den bedeutendsten Herstellern entsprechender Lösungen Cognos, Business Objects und Brio. Doch auch Nischenanbieter haben ihre Daseinsberechtigung, wie das Beispiel des Schweizer Unternehmens Orenburg beweist.

Orenburg: speziell für den Mittelstand

"Unsere Lösung gibt es schon für 20.000 Mark", macht Bodo Herlyn, bei Orenburg Deutschland für Vertrieb und Marketing verantwortlich, Reklame für seine Lösung. Sie nennt sich "Board Management Intelligent Toolkit" (MIT) und soll bei der Analyse der Unternehmensinformation behilflich sein.

Die Software ist auf die Bedürfnisse von Entscheidern ohne größere IT-Kenntnisse zugeschnitten. So benötigt der Anwender weder Programmiererfahrung noch sonstiges Wissen im Umgang mit derartigen Werkzeugen.

Außer der Datenanalyse vermag das Werkzeug aber auch noch Modellrechnungen zu erstellen, etwa in den Bereichen Budget- und Kostenverteilung, Verkaufs- und Finanzplanung.

Als Zielgruppe für Board MIT gelten bei Orenburg vorwiegend mit-telständische Firmen aber auch Fachabteilungen größerer Unternehmen. Den Vertrieb in Deutschland wollen die Schweizer ausschließlich über Partner aufziehen. "Unsere Board MIT-Lösung wollen wir hierzulande auf keinen Fall selbst vertreiben", gibt Herlyn klar zu verstehen. Dies sollen vielmehr VARs, Systemintegratoren und Unternehmensberatungen übernehmen.

"Ende des kommenden Jahres wollen wir auf jeden Fall mindestens 20 Partner hierzulande unter Vertrag haben", gibt Herlyn seine Zielmarke vor. Und er ködert die Interessenten mit folgenden Angeboten: keine Software- und Support-Kosten, keine Aufnahme- und Jahresgebühr und sowohl die technisch als auch vertrieblich orientierten Einführungsschulungen sind auch noch umsonst.

Ferner behauptet der Vertriebschef, dass der Umgang mit dem Produkt für den Partner leicht und rasch erlernbar ist. Dafür setzt Orenburg entsprechende Service-Infrastruktur und Erfahrung mit der Installation von Business-Applikationen beim Partner voraus. Denn er soll schließlich den Kunden betreuen, angefangen bei der Verkaufsberatung bis hin zum weitergehenden Support nach der Installation.

Irgendwelche Abstufungen in Gold-, Silber- und Bronze-Partner sieht Orenburg nicht vor. Dafür setzt die Company auf deren unterschiedliche Ausrichtung: So soll es künftig Solution-, Consulting-, Distribution-, Plattform-, Application- und Education-Partner geben. Der Schwerpunkt liegt hier jedoch eindeutig auf den Lösungsanbietern.

Für diese VARs hat der Hersteller ein spezielles Programm ins Leben gerufen. Damit sollen qualitativ herausragende Partner angesprochen werden, die Betriebsgröße spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle, aber zehn Mitarbeiter sollten es schon sein. Eine Spezialisierung auf vertikale Märkte ist wünschenswert, aber nicht erforderlich. So würde Orenburg auch mit "Generalisten" mitarbeiten.

Wer sich schließlich als Solution-Partner zertifizieren lassen möchte, der muss mit zwei Anwendungsspezialisten eine fünftägige Ausbildung absolvieren. Dem Vertriebsberater genügt eine lediglich eintägige Schulung. Weitere Trainingsmaßnahmen sind optional.

Cognos bleibt Marktführer

Cognos, mit knapp 15 Prozent Anteil der Marktführer für Business-Intelligence-Anwendungen in Deutschland, steht dem Ganzen relativ gelassen gegenüber. Denn nicht nur Meta Group sieht in der jüngsten Studie Cognos vorne, sondern auch das Marktforschungsunternehmen Gartner. Danach hat sich der Anbieter - was den Funktionsumfang seiner Software betrifft - nochmals ein Stückchen nach vorne bewegt (siehe Grafik). Hierbei wird Cognos gerade noch von Business Objects übertroffen.

Die Business-Intelligence-Lösung von Cognos setzt sich aus insgesamt drei Bestandteilen zusammen: dem "Query", dem "Decision Stream" und dem "Visualizer". Mit Query kann der Anwender auf Daten zugreifen und sich einen ersten Überblick verschaffen. Auf seinem Client-Rechner benötigt er hierzu lediglich einen herkömmlichen Web-Browser. Darüber greift der Benutzer auf das Business-Intelligence-Portal von Cognos zu und kann bereits mit der Datenanalyse beginnen.

Wird die dabei anfallende Datenmenge zu unübersichtlich, hilft der Cognos Decision Stream. Damit lassen sich Daten aus Online-Transaktionssystemen in so genannte Data-Marts überführen, woher sie dann besser extrahiert und dargestellt werden können. Hierzu stehen dem Nutzer weitere Werkzeuge zur Verfügung, beispielsweise zur gewünschten Anordnung der Achsen in der multidimensionalen Datenbank.

Zur Darstellung der Ergebnisse können Sachbearbeiter schließlich auf den Visualizer zurückgreifen. Dieser liefert zwei- und dreidimensionale Ansichten, die beliebig zusammengestellt werden können (siehe Abbildung auf Seite 26).

Vergleich: Best of Three

Welche Business-Intelligence-Suite ist nun die beste? Eine am Institut für Informationswissenschaft der Universität Würzburg erstellte Studie vergleicht die Software von Cognos mit der von Orenburg sowie mit der eines weiteren Mitspielers, der MIS AG.

Zusammenfassen lässt sich das Ergebnis des Vergleichs folgendermaßen: Die Produkte Orenburg Board MIT, Cognos BI Platform und MIS Alea Decisionware nehmen und geben sich wenig. Es gibt Felder, beispielsweise bei der Datenmodellierung, wo Orenburgs Lösung herausragt, auf anderen Gebieten, etwa bei der Web-Anbindung, hat Cognos die Nase vorn. Bis dato gab es beim Board MIT noch keine Web-Komponenten, doch dies soll sich schon bald ändern: "In wenigen Wochen werden auch wir eine Web-Schnittstelle anbieten", so Orenburgs Vertriebsleiter Herlyn gegenüber ComputerPartner.

Nachholbedarf hat Board MIT außerdem hinsichtlich des Daten-zugriffs: Das Werkzeug importiert lediglich aus ODBC-Datenbanken. MIS Alea und Cognos BI vermögen hingegen nativ auf SAP R/3-Datenbestände zuzugreifen. Außerdem verfügen beide Business-Intelligence-Suites über ausgereifte ETL-Tools (Extraktion, Transforma-tion und Loading), die Daten aus unterschiedlichen Quellen anzapfen und transformieren können.

Die größten Unterschiede zeigte die Würzburger Studie bezüglich der Implementierungskosten. Danach schlägt eine typische Cognos-Installation mit mehr als 50.000 Euro zu Buche, hinzu kommen noch Wartungskosten in Höhe von 25 Prozent der Lizenzgebühren. Falls man jedoch auf den Enterprise-Server verzichtet - der wird ohnehin nur in größeren Umgebungen für den Lastausgleich und zur Kommunikation mit dem Web-Server benötigt - kommt man schon mal mit knapp 9.000 Euro davon.

Mit rund 16.000 Euro auch in ei-ner Mehrbenutzerversion fällt der Preis für MIS Alea wesentlich günstiger aus. Eine Beispielinstallation von Board MIT ist gar mit Kosten von lediglich 13.400 Euro verbunden. Das wären ja nur unwesentlich mehr, als das, was Bodo Herlyn anfangs behauptete. (rw)

www.businessobjects.com

www.cognos.com/de

www.mis.de

www.orenburg.de

www.wiinf.uni-wuerzburg.de

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