Biel (pte) - Schweizer zahlen für Mobiltelefonie mehr als Bürger der EU. Das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) http://www.bakom.ch verglich in einer Studie den Schweizer Telekommunikationsmarkt mit verschiedenen EU-Staaten. Das Ergebnis zeigt, dass die Preise für Festnetztelefonie zwar konkurrenzfähig sind, Schweizer Mobilfunkkunden allerdings deutlich mehr bezahlen als ihre europäischen Mitbürger. Sascha Dudler, Senior Economist des Bakom, glaubt allerdings nicht, dass die Schweiz in der Entwicklung zurückliegt. "Ich glaube nicht, dass wir einen Schritt verpasst haben, sondern eine andere Entwicklung durchgemacht haben", analysiert Dudler im Gespräch mit pressetext.
Im Zuge der Studie verglich das Bakom unterschiedliche, exemplarische Nutzungsprofile. Demnach zahlen Wenigtelefonierer in der Schweiz durchschnittlich 5,90 Euro mehr - bei häufigen Nutzern beläuft sich die Differenz auf bis zu 21 Euro pro Monat. Bei Festnetztelefonie sieht die Situation ganz anders aus. Hier liegen die Preise in der Schweiz klar unter dem europäischen Schnitt.
Schuld an den hohen Mobilfunkpreisen sei der fehlende Konkurrenzkampf. "Die Anbieter klopfen sich gegenseitig nicht auf die Finger, sondern profitieren von den hohen Preisen. Alle verdienen daran und wollen sich deshalb nicht gegenseitig wehtun", weiß Dudler. Ein weiteres Spezifikum des Schweizer Marktes ist die dominante Position des traditionellen Anbieters Swisscom. Das Unternehmen, das sich mehrheitlich in Staatsbesitz befindet, hat 63,2 Prozent Marktanteil und beeinflusst das Preisniveau stark. Andere Mitbewerber lägen unter 20 Prozent, bemühten sich jedoch nicht um einen Preiskampf. "Internationale Anbieter, wie Orange, haben nach dem Markteintritt schnell Anteile bis zu 20 Prozent bekommen, daran bereits gut verdient und deshalb keinen aggressiven Konkurrenzkampf mehr geführt. Man sagt, dass Netzanbieter in Europa unter 20 Prozent Marktanteil nicht überlebensfähig sind - in der Schweiz geht das offenbar", erklärt Dudler.
Doch auch auf Konsumentenseite gäbe es Verbesserungsbedarf. "Der Markt ist einerseits nicht transparent. Viele könnten mit einem anderen Tarif billiger telefonieren, wissen es aber nicht. Dazu kommt jedoch, dass viele Kunden nicht sehr preisintensiv sind und beispielsweise für ein schickes, subventioniertes Handy einen zweijährigen Knebelvertrag in Kauf nehmen", kritisiert Dudler. Trotzdem hofft die Bakom, dass die Preise in naher Zukunft sinken werden. Ein Grund könnten mögliche Beschwerden wegen der hohen Interkonnektivitätskosten der Anbieter sein. Diese Zusammenschaltungskosten zwischen den Netzen liegen in der Schweiz um 32 Prozent über dem europäischen Schnitt. "Wenn es hier zu Klagen der kleinen Anbieter kommt, könnte das Bewegung in den Markt bringen", vermutet Dudler. (pte)