SCO gegen IBM: Possentheater

26.06.2003
Im März drohte SCO IBM mit einer 1-Milliarde-Klage, sollte Big Blue das eigene Unix-Derivat AIX weiterhin vermarkten. Das Unternehmen aus Utah behauptete, IBM verletze Patentrechte, übrigens genauso wie die Linux-Anbieter allesamt.

Als SCOs Ultimatum, IBMs Lizenzrechte zur Nutzung des Big-Blue-Unix AIX in Frage zu stellen, Anfang vergangener Woche von IBM unbeantwortet verstrichen war, zögerte Chris Sontag - Source-Chef bei SCO - keinen Augenblick. Sofort reichte er beim Bezirksgericht Utah eine Beschwerde ein, um IBM die AIX-Nutzungsrechte zu entziehen. Noch weiter ging der SCO-Präsident Darl McBride: "Wir erheben nun Anspruch auf einen Teil der mit AIX generierten Umsätze." Hierbei geht es um eine Schadensersatzsumme in Höhe von drei Milliarden Dollar.

IBM zeigt sich davon unbeeindruckt: "Wir setzen die Entwicklung von AIX fort, liefern das Betriebssystem wie gewohnt aus und unterstützen unsere Kunden bei der Implementierung weiterhin", so ein Unternehmenssprecher. SCOs Vorwürfe, AIX unberechtigt zu nutzen, weist Big Blue von sich: "Unsere Lizenzen sind unwiderrufbar und unbefristet gültig, sie können nicht zurückgezogen werden."

Wenig Sorgen machen sich derzeit auch AIX-Nutzer selbst. Ken Ebbe, Präsident der IBM-Anwendervereinigung Share Inc., die 2.100 Mitglieder repräsentiert, meint dazu: "Das ist eine reine Angelegenheit zwischen IBM und SCO." Sollte es zu einer Entscheidung gegen Big Blue kommen, so glaubt der Vertreter der AIX-Anwender, dass IBM schon die ganze Angelegenheit in den Griff bekommen wird: "Das werden die Anwälte unter sich regeln."

Unverhüllte Schadenfreude zeigt hingege Sun. In einer breit angelegten Werbekampagne animiert der IBM-Rivale AIX-Anwender, auf Solaris umzusteigen: "Unglücklicherweise haben unsere Freunde in Blau Probleme mit Lizenzverträgen, das könnte für jeden, der AIX nutzt, sehr teuer werden." Selbstredend könnte so etwas Solaris-Nutzern nicht passieren: "Unsere Kunden und Partner sind im Besitz aller Lizenzrechte", lautet die offizielle Aussage von Sun.

Nun hat sich auch noch der Open-Source-Anwalt Eric Raymond zu Wort gemeldet. Er behauptet, SCOs Argumentation untergraben zu können. 60 Unix-Anwender sollen bereit sein, eine eidesstattliche Erklärung zu unterschreiben, die die SCO-Behauptung widerlegt, AIX enthalte patentrechtlich geschützte Komponenten. "In den vergangenen 20 Jahren wurde der Unix-Quellcode ohnehin nie richtig geschützt, sodass er kaum Geheimnisse enthalten dürfte", so Raymond. Lesen Sie dazu auch den Kommentar auf Seite 8. (rw)

www.sco.com

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