SEG hat den Turnaround in Deutschland geschafft

21.10.1999

SEOUL: OEM- und Markengeschäft im Monitorsegment ist nicht mehr alleine den Sonys, NECs und Mitsubishis dieser Welt vorbehalten. Südkoreanische Hersteller, die die Asienkrise überstanden haben, blasen zum Angriff.Die Asienkrise hat im letzten Jahr den Unternehmen schwer zugesetzt. Die Auswirkungen machen sich jetzt noch bemerkbar: Daewoo steht dem Vernehmen nach kurz vor dem Aus. In Deutschland hatte der Monitor-Low-End-Anbieter im zweiten Quartal 1999 immerhin einen Marktanteil nach verkauften Stückzahlen von 2,7 Prozent (siehe Grafik zum CRT-Segment).

Anders als in der Vergangenheit werden die vor der Pleite stehenden Industriekonglomerate nicht mehr von Banken oder einheimischen Wettbewerbern aufgefangen. Die koreanische Marktwirtschaft agiert jetzt nach dem Prinzip: Nur die Starken überleben; die Schwachen springen über die Klinge.

Auch die Samsung Corp., vor Hyun-dai, LG und Kia das größte Unternehmen des Tiger-Staates, zeigt kein Interesse an den Monitor-Produktionsstätten von Daewoo: "Der Konzern ist ruiniert. Unsere Kapazitäten sind durch eigene Produktionsanlagen für die nächsten Jahre gesichert. Wir werden keinen Bereich von Dae-woo übernehmen", sagt Gee Sung Choi, Generalmanager der Display-Division der Samsung Electronics Corp. (SEC). Auch kleineren und mittleren Monitor-herstellern aus Taiwan prognostiziert der Samsung-Manager eine düstere Zukunft: "Anbieter wie ADI und CTX haben enorme Probleme durch den weltweiten Preisverfall. Im Low-End-Bereich müssen alle Hersteller 85 Prozent nur in die Materialkosten investieren. Es werden nur Unternehmen mit einem starken finanziellen Rückgrat über-leben", führt Choi aus.

Zielvorgabe: Den Weltmarkt dominieren

Für seine Abteilung sieht der SEC-Manager dagegen eine große Zukunft auf dem Weltmarkt: "Im CRT-Bereich haben wir uns in wenigen Jahren technologisch an Sony angenähert - im LCD-Segment an NEC. Die Liste unserer OEM-Kunden wie Compaq, Dell, Fujitsu, Siemens und IBM spricht für sich. "Damit sind wir bei 15 Prozent Marktanteil größter Monitorhersteller der Welt - und wollen es bleiben", so die Vorgabe des Koreaners. Die Konzentration Sonys auf den Consumer-Bereich und die daraus folgende Zurückhaltung im LCD-Geschäft hält Choi für einen großen Fehler des japanischen Wettbewerbers: "Derzeit liegen die Preise für TFTs bei 1.000 Dollar - in zwei bis drei Jahren werden es nur noch 500 Dollar sein. Und dann kommt es zu einer Ablösung der Röhrenmonitore durch Flachbildschirme - ähnlich wie sich damals der Übergang vom Schwarzweiß- zum Farbfernseher abgespielt hat", begründet der Manager seine Aussage. Auch Mitsubishi wird sich nach seiner Einschätzung - nach dem Joint-Venture mit NEC - nur noch auf das CRT-Geschäft konzentrieren.

Die Ankündigung LGs, sich 2003 vor den großen Bruder zu setzen (siehe ComputerPartner 35/99, Seite 26), läßt das Samsung-Management kalt: "Wir adressieren andere Marktsegmente und haben andere Qualitätsstandards: Während LG gegen Philips antritt, haben wir die japanische Konkurrenz im Auge", sagt Tae Hak Kim, Vice President für Sales und Marketing der Monitor-Division.

SEG will Maxdata vom Podest fegen

Die hochgesteckten Ziele des koreanischen Mutterkonzerns bleiben auch für die deutsche Vertriebsniederlassung in Schwalbach nicht ohne Folgen: "Wir setzen für das nächste Jahr auf aggressives Wachstum. Primär wird es für uns um die Eroberung von Marktanteilen gehen: 2000 wollen wir in Deutschland acht bis zehn Prozent erreichen", legt Olaf Lietzau, Senior-Direktor für Monitore und Drucker der Samsung Electronics GmbH (SEG), die Meßlatte hoch. Im Klartext: Mittelfristig soll auch die Samsung GmbH den deutschen Markt anführen, wie der Mutterkonzern den Weltmarkt dominieren will. Das läuft auf eine Kampfansage in Richtung Maxdata hinaus. Es gilt also, gegen rund 600.000 verkaufte Belinea-Monitore anzutreten. Ein illusorisches Ziel? "Wir wollen Maxdata nicht mit unseren Sync-Master-Produkten attackieren, sondern ausschließlich mit der Samtron-Serie. Und die Samtrons sind teilweise zehn Mark billiger als die Belinea-Monitore. Außerdem haben wir den Vorteil, daß Samsung selber produziert, während Maxdata auf die Gunst seiner asiatischen Lieferanten angewiesen ist", meint Lietzau. Allerdings sieht er auch Probleme: "Mit unseren zwei Linien - Sync-Master für Systemhäuser und damit das High-End-Segment, Samtron für Retail und die sehr kostenbewußten Behörden - besteht die Gefahr der Kannibalisierung. Wir werden unsere Produkte stärker nach Kanälen differenzieren."

In den ersten sechs Monaten 1999 nach der Samtron-Einführung verkaufte die Samsung GmbH rund 30.000 Monitore ihrer Billigserie. Für das vierte Quartal peilt Lietzau "mehr als 40.000 Stück an".

Die von den Computershops immer wieder monierte "undurchsichtige Preispolitik" von Samsung erklärt der deutsche Samsung-Manager mit "zeitweise auftretenden Lieferengpässen". Aber man arbeite an einer Verbesserung. (ch)

Kathodenstrahlmonitore made in Südkorea: Im Samsung-Displaywerk in Suwon City in der Nähe der Hauptstadt Seoul.

Gee Sung Choi, Generalmanager der Display-Division bei SEC, sieht seine Produkte im Wettbewerb zu Sony und NEC.

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