Sehnsucht Jahresendgeschäft

08.08.2002
Von der sich immer weiter verschiebenden Hoffnung, das Jahr 2002 zu retten

Sie wollen endlich einmal wieder gute IT-Nachrichten hören? Okay: Microsoft will 5.000 Leute einstellen! Auf den ersten Blick erscheint diese Meldung von voriger Woche so spannend wie die Verpflichtung eines Mittelstürmers aus dem Nachbardorf. Aber wenn der Miroslav Klose heißt oder der Arbeitsplatzversprecher Bill Gates, könnte schon ein wenig mehr dahinter stecken. Etwa neue Produkte, Erweiterungen für den Spätstarter X-Box, neue Spiele.

Apropos: Seriösen IT-Systemhäusern wird das Kürzel E3 kaum etwas verheißen, den kleinen, flexiblen Ladengeschäften aber wird damit ein Weg zum Weihnachtsgeschäft gezeigt. Rund tausend neue Spiele für sämtliche Plattformen von PC bis Gamecube wurden auf der Electronic Entertainment Expo vorgestellt, einer der größten Spielehersteller ist Microsoft. Und es herrschte Optimismus pur - kein Hunzinger-PR-Zweckoptimismus, sondern fette Dollarnoten in den Augen von Sony, Nintendo und Microsoft.

Aufgrund fehlerhafter Einschätzung der Entwicklung im Entertainment-Bereich machen die Märkte und der Versandhandel die große Kohle mit den Spielen. Eine attraktive Distribution für den Fachhandel gibt es noch immer nicht, und wenn sich überhaupt etwas tut, sind entweder die Preise oder die Einkaufsbedingungen katastrophal. Ähnlich wie bei der Digitalfotografie oder dem DVD-Geschäft stehen Handel und Distribution auf dem VIP-Balkon und zollen Respekt, schwingen Reden und tun nichts. Selbst in den immer dünner werdenden Fachhandelszeitschriften findet sich kein Spiele-Disti, kein Konsolen-Großhändler und kaum konvergentes UE-Equipment.

Waren noch vor ein, zwei Jahren die Radio/TV-Händler mit mangelnden PC-Kenntnissen die Multimedia-Dumpfbacken, hat sich das Bild zwischenzeitlich gewandelt. Mit dem heute erforderlichen Wissen um HiFi, Foto, Video und passendes Zubehör stehen wir Händler mit der berühmten Gesäßkarte in der Warteschlange um die Käufergunst. Für uns bleiben dann die neuen 19-Zoll-LCD-Displays, die ab Herbst den Markt überschwemmen sollen, oder der 3-GHz-Prozessor, den eigentlich keiner braucht, es sei denn für Multimedia und Home Entertainment. Neue Grafikkarten und Soundsysteme? Nein, da ist unser Haus nicht interessiert. 16:9-Leinwand - wozu? Zum Überleben wären vielleicht doch ein paar neue Ideen angebracht. Übrigens findet zum ersten Mal in Deutschland eine Messe für Computerspiele statt, mit eigenem Fachhandelsbereich.

Mein Fazit: Keine Idee ist so abwegig, als dass sie nicht zu Ende gedacht werden sollte! Also ran an die Konsolen!

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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