Seiko Precision zielt auf den Retailkanal

16.09.1999

MÜNCHEN: CD-Drucker waren bisher teuer und auf nur auf diesen Einsatzzweck spezialisiert. Seikos neuer Farbtintenstrahldrucker ist ein echter Allrounder, der vor allem im Heimbereich für gute Geschäfte sorgen soll.Druckerhersteller Seiko Precision will den anhaltenden Boom bei CD-Brennern für sich nutzen. Der neue Farbtintenstrahldrucker des Unternehmens bedruckt nicht nur Papier, sondern auch CD-Rohlinge. CD-Drucker sind zwar nichts Neues, doch handelte es sich bisher immer um relativ teure Spezialgeräte. Mit dem CD-Printer 2000 will der Hersteller in den Massenmarkt. Mit einem Endverbraucherpreis von 799 Mark scheint dies nicht unmöglich.

Der Seiko-Printer basiert auf dem Epson Stylus Color 440 und arbeitet daher mit der Piezo-Drucktechnologie. Der CDP-2000 erreicht eine Auflösung von 720 x 720 dpi (Dots per Inch). Papier und Folien werden von oben zugeführt und nach vorne ausgegeben. Der Papierschacht läßt sich mit bis zu 50 Blatt bestücken.

Die Inbetriebnahme gestaltet sich in der Praxis einfach und problemlos. Um CDs zu bedrucken, muß der Anwender lediglich einen Wählschalter von Papier auf CD stellen und einen Metallträger auf der Gehäuserückseite einhängen. In diesen wird eine Art Plastikshuttle mit dem Rohling eingelegt. Wichtig ist, daß das Medium als bedruckbar ausgewiesen ist. Anderenfalls verlaufen die Farben.

Die Seiko-Rohlinge kosten im Händlereinkauf circa 2,60 Mark und sind nicht wesentlich teurer als Markendisks. CD-Rs sind in den Farben weiß, grün, orange, blau, gelb, rot, gold und silber erhältlich. Die Druckqualität auf den Medien ist erstaunlich gut. Die Farben sind kräftig, und es kommt nicht zu einer Streifenbildung wie beispielsweise beim Trax-printer 2000 von Traxdata (siehe ComputerPartner 18/99, Seite 38). Die Ausdrucke sind leicht körnig und Farbübergänge sind zum Teil nicht ganz sauber. Die Druckzeit einer Vollfarb-CD beträgt zwischen zwei und zweieinhalb Minuten.

Zur dauerhaften Fixierung empfiehlt der Hersteller, die CDs mit einem Colour Fix Spray zu besprühen. Die Praxis zeigt, daß dies unbedingt notwendig ist, denn auch nach stundenlanger Trocknungszeit reicht eine leichte Berührung und es bleibt ein Fingerabdruck zurück. Das Spray kostet rund 19 Mark und reicht laut Seiko für zirka 200 CDs. Die Fixierung schützt nicht nur das Druckbild und die Disk, sondern sorgt auch für glänzendere Farben. Das Besprühen ist in der Regel problemlos, doch bannt man damit auch Staubkörner und dergleichen für ewig auf die Oberfläche. Das Medium trocknet zwar schnell ab, doch benötigt die fertige CD mindestens noch einen Tag zur Entlüftung, denn der Gestank ist in geschlossenen Räumen unerträglich.

Vorteile gegenüber CD-R-Labels

Das Endergebnis ist besser als mit CD-R-Labels - sofern es sich nicht um Photopapier handelt. Die Aufkleber lassen sich nicht immer genau plazieren. Dies trübt zum einen das Bild und sorgt zum anderen für Unwuchten, was sich insbesondere bei schnellen CD-Rom-Laufwerken sehr lautstark bemerkbar macht. Bei älteren oder sehr preiswerten Labels kann es auch vorkommen, daß der Kleber auf Dauer nicht richtig hält. Verfängt sich der Aufkleber im Laufwerk, kann die Hardware beschädigt werden.

Neben herkömmlichen CD-Rohlingen kann der Anwender auch Seikos VIP-Cards, beschichtete Mini-CDs im Visitenkartenformat (siehe Kasten) sowie bedruckbare Plastikkarten verarbeiten.

Die Qualität auf Papier ist nur Durchschnitt

Das Druckergebnis auf Papier ist zufriedenstellend. Je hochwertiger und glatter das Papier, desto besser die Qualität. Mit Standardkopierblättern sind die Ausdrucke mitunter selbst für den Hausgebrauch zu schlecht. Das Schriftbild ist stark ausgefranst und zu unscharf. Grafiken und Bilder sind körnig, und zum Teil ist eine leichte Streifenbildung zu erkennen. Farbverläufe und -abstufungen bringt der CDP-2000 gut zu Papier.

Geschwindigkeitsrekorde darf man von dem Seiko-Gerät nicht erwarten. Auf die Ausgabe eines vollfarbigen Dokuments muß der Anwender zwischen fünf bis zehn Minuten warten. Die Druckzeit für eine Textseite beträgt rund 1,15 Minuten. Mit einem zehnseitigen Geschäftsbrief (nach Dr. Grauert) ist der CDP-2000 über elf Minuten beschäftigt.

Der CD-Printer ist kein Gerät für zartbesaitete Ohren. Die Betriebslautstärke geht deutlich über den normalen Standard hinaus. Das Druckermenü ist übersichtlich gestaltet und bietet vereinfachte Einstellmöglichkeiten für Einsteiger sowie einen erweiterten Modus für fortgeschrittene Benutzer. Das Wechseln der Tintenpatronen will geübt sein. Auf Tastendruck fährt der Schlitten zwar heraus, bleibt jedoch nicht lange genug stehen, um die Tanks in Ruhe auszutauschen.

Die bunte Verkaufsverpackung ist ansprechend und auffällig gestaltet. Dem Kunden sollte der Karton auf jeden Fall ins Auge stechen. Die Beschriftung könnte jedoch besser sein. Zwar ist deutlich erkennbar, daß es sich um einen Tintenstrahler handelt, daß dieser sowohl Papier als auch CD-Rs verarbeitet, ist auf den ersten Blick aber nicht ersichtlich.

Tintenstrahlsrucker mit Perspektiven

Da es derzeit kein vergleichbares Konkurrenzprodukt gibt, erhält der Handel einen Printer mit einem echten Add-On im Vergleich zu herkömmlichen Tintenstrahldruckern. Kurzfristig plant keiner der etablierten Druckeranbieter ein vergleichbares Produkt. Wiederverkäufer können daher auf einigermaßen stabile Preise und Margen hoffen. Im Vergleich zu Standarddruckern ist der CDP-2000 preislich am oberen Ende angesiedelt. Ohne den CD-Druck dürfte das Gerät nicht mehr als 250 bis 300 Mark kosten. Im Vergleich zu bisherigen CD-Printern ist der CDP-2000 sehr preiswert. Ob allerdings der anvisierte Endanwender bereit ist, für den Zusatznutzen einen Aufpreis von rund 500 Mark zu bezahlen, bleibt abzuwarten. (kfr)

Der CDP-2000 von Seiko Precision ist mit einem Verkaufspreis von 799 Mark ein auf den Retail abgestimmter Tintenstrahldrucker.

Die zu bedruckenden CDs lassen sich problemlos von hinten zuführen. Der Drucker benötigt dadurch aber einen deutlich größeren Stellplatz.

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