Intelligenz und eine gute soziale Stellung sind zwar günstige Voraussetzungen für Erfolg im Berufsleben, noch entscheidender ist aber die Fähigkeit der Selbstkontrolle. Zu diesem Schluss kommen Psychologen aus den USA, England und Neuseeland in der Zeitschrift "Proceedings of the National Academy of Science". Sie konnten zeigen, dass die Gewissenhaftigkeit, das Durchhaltevermögen und die Selbstdisziplin von dreijährigen Kindern bereits darauf deuten, wie gesund und wohlhabend sie als Erwachsene sein werden.
Unbeherrschte im Nachteil
Wer sich schon als Kleinkind vergleichsweise schlecht im Zaum hält, hat es zumindest aus Sicht der Statistik später schwerer im Leben. Er leidet öfter an Gesundheitsproblemen, was etwa die Lunge, das Gewicht, der Blutdruck oder die Zähne betrifft, berichten die Forscher. Er ist später häufiger nikotin- oder alkoholabhängig, lebt eher in einer instabilen Beziehung, kommt öfter in finanzielle Nöte und gerät sogar eher ins Fahrwasser der Kriminalität.
Die Forscher um Terrie Moffitt von der Duke University untersuchten dafür 1.000 Bewohner einer Stadt der Jahrgänge 1972 und 1973, die man bereits in ihren ersten zehn Lebensjahren auf Selbstkontrolle getestet hatte. Im Alter von 32 Jahren wurden dieselben Personen nochmals untersucht, wobei neben der Gesundheit auch ihre finanzielle Situation und das Aufscheinen im Strafregister berücksichtigt wurden. Der Zusammenhang zeigte sich unabhängig von der Intelligenz des Kindes oder vom Vermögen der Eltern.
Kontrolle spielerisch lernen
"Selbstkontrolle umschreibt wichtige Kompetenzen, die man im Leben braucht. Dazu gehört etwa, sich in Gruppen eingliedern zu können, sich sich Ziele zu setzen, planvoll vorzugehen, spontane Impulse zu kontrollieren sowie die Steuerung von Emotionen und Aufmerksamkeit", erklärt die Sportwissenschaftlerin Sabine Kubesch. Sie leitet ein vom Ulmer Transferzentrum für Neurowissenschaften und der Firma Wehrfritz getragenes Projekt , das sich der Förderung der Selbstregulation in der Grundschule widmet.
Die gute Nachricht der Studienautoren: Selbstkontrolle kann man auch noch später erwerben. Denn Kinder, die diesen Rückstand später aufholten, schnitten später besser ab als man vermuten könnte. Hier setzt auch Kubesch mit ihrem Team an und sucht nach Trainingsmöglichkeiten. "Die Vermittlung gelingt am besten spielerisch, etwa durch planvolle Rollenspiele, Musikstopp-Spiele oder durch das Einüben und Einhalten von Zuhör- und Sprechphasen. In Streitsituationen kann man Kinder ein Zeitlimit setzen lassen, nach dem sie zum Beispiel anderen ein begehrtes Spielzeug weitergeben", so die Expertin.
Sport macht disziplinierter
Entspannungsübungen fördern diese Kontrollfähigkeit, besonders jedoch auch Sport und Bewegung. "Körperlich fitten Kinder gelingt es besser, ihr Verhalten und ihre Aufmerksamkeit zu steuern. Genügend Möglichkeiten zur Bewegung sind deshalb wichtig", erklärt Kubesch. Insgesamt gilt jedoch: Je früher man Selbstkontrolle lernt, desto fester ist sie im Lebensverlauf verankert, was viele Vorteile bringt. "Selbstregulation ist sowohl für die Schuleignung als auch für die Lernleistung in den Bereichen Sprache und Mathematik entscheidend." (pte/rw)