Server besser nutzen

30.09.2004
Serverkonsolidierung ist derzeit in aller Munde. Was VMWare sich darunter vorstellt, erläutert der nachfolgende Bericht. Von ComputerPartner-Redakteur Dr. Ronald Wiltscheck

"Heutzutage werden Server zu etwa fünf bis 15 Prozent ausgelastet", so die Erfahrung von Wolfram Weber, Senior Systems Engineer bei VM Ware (www.vmware.de). Da liegt es natürlich nahe, mehr Applikationen auf die Maschine zu packen. Die EMC-Tochter bietet hierfür ein passendes Werkzeug. Was bisher als reine Dienstleistung angeboten worden war, existiert nun als fertiges Softwarepaket und nennt sich "VM Ware P2V Assistant". Das Kürzel P2V steht dabei für "physical to virtual" und verdeutlicht bereits die Intention der Softwerkers: Es geht um Trennung der Betriebssysteme samt dazugehöriger Anwendungen von der Hardware.

Es muss also nicht notwendigerweise jede Windows-Instanz auf einer eigenen Maschine vor sich hinwerkeln, sondern man kann auch mehrere von ihnen auf einen Server packen. Immerhin sind dies VM Wares Ursprünge: diverse, auch unterschiedliche Betriebssysteme auf einem Rechner parallel ablaufen zu lassen.

Ein vierstufiger Prozess, der gute Hardwarekenntnisse erfordert

Der P2V-Assistent hilft nun bei der Migration von mehreren physischen Systemen auf so genannte "virtuelle Maschinen", die sich alle auf einem leistungsfähigeren Rechner befinden, etwa auf einem Zwei- oder Vier-Wege-Server. Am Anfang des Migrationsprozesses erfasst die VM-Ware-Software das Ursprungssystem. Im ersten Schritt wird dabei einfach ein Eins-zu-eins-Image des Quell-Betriebssystems samt dazugehöriger Software erstellt. Hierbei bedient sich der P2V-Assistent der am Markt gut eingeführten Imaging-Software, etwa "Ghost", oder der Powerquest-Werkzeuge, die nun allesamt von Symantec angeboten werden.

Im zweiten Schritt hilft der P2V-Assistent bei der Änderung der hardwareabhängigen Systemeinstellungen. Dies ist notwendig, weil die Zielmaschine eben nicht mit dem ursprünglichen Rechner übereinstimmt. Es ist meist ein anderes Motherboard, Chipsatz, eine andere Grafikkarte und so weiter. Dann sind neue Treiber notwendig oder weitere Softwarekomponenten für das zu migrierende Betriebssystem und die Anwendungen. Sobald die VM-Ware-Lösung all diese Änderungen vorgenommen hat, kann sie mit der Erstellung der Boot-Disk für die virtuelle Maschine (Schritt drei) beginnen. In der letzten Phase wird dann diese virtuelle Maschine mittels der Ziel-Boot-Disk installiert. Bevor es aber ernst wird, kann der Systemadministrator das neue System in einer so genannten "Sandbox"-Umgebung ausführlich testen. Im Laufe dieser Testroutinen kann es vorkommen, dass zusätzliche Änderungen an den Systemeinstellungen als notwendig erscheinen und manuell nachgebessert werden muss.

Ein Werkzeug für die etwas größeren Unternehmen

Derzeit ist der P2V-Assistent für die Windows-Versionen NT 4, 2000, XP und 2003 verfügbar. Bei der Migration von physikalischen Rechnern auf virtuelle Maschinen muss ein Dienstleister mit etwa einem halben Tag pro Quellserver rechnen, so war zumindest der Erfahrungswert des VM-Ware-Enterprise-Partners Becom bei bisherigen Projekten. Die reinen Lizenzkosten für P2V "starter kit" belaufen sich auf 2.000 Dollar. Der von der Nutzerzahl unabhängige "unlimited kit" von P2V ist für 9.000 Dollar erhältlich.

Zu den Zielkunden für P2V rechnet VM Ware alle größeren Unternehmen und Rechenzentrumsbetreiber. Fünf bis sechs physikalische Maschinen sollten schon "virtualisiert" werde, sonst lohne sich das Ganze nicht, so die Meinung des Systemingenieurs Weber. Dann aber entfallen für den Netzwerkverwalter viele Routinearbeiten, etwa die Pflege der verteilten Hardware und all dessen, was dazugehört: Anschlüsse, Peripheriegeräte und Netzwerkanbindung.

Außerdem spare sich der Kunde Kosten für Strom und Kühlung, falls er aus sechs ständig laufenden Rechner einen hoch performanten Server macht, lautet das Verkaufsargument von Wolfram Vossel vom VM-Ware-Partner Becom.

Meinung des Redakteurs

Virtualisierungssoftware allein reicht nicht aus, um den Kunden zum Konsolidieren zu bewegen. Gibt man ihm aber ein Werkzeug in die Hand, mit dem er seine unterschiedlichen Windows-Instanzen auf virtuelle Maschinen in einem einzigen Hochleistungsserver zusammenfassen kann, dann könnte er eher bereit sein, über ein derartiges Projekt nachzudenken.

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