Serverhersteller schaufeln sich ihr eigenes Grab

21.03.2007
Multicore-Technologie und Virtualisierung sorgen auch im Segment der Intel-Server für eine bessere Auslastung der Rechner. Folge ist, dass der Markt ins Stolpern gerät.

Jetzt erwischt es laut IDC auch die Rechner mit x86-Prozessoren von Intel oder AMD: In dem Maße, wie sich Virtualisierungstechniken und Multicore-Prozessoren verbreiten, lassen sich die Rechner besser auslasten. Damit sinkt kontinuierlich die Nachfrage im Markt. Diese Entwicklung hatte Mainframes, proprietäre Midrange-Computer und Unix-Server schon vor Jahren erreicht. Jetzt sind die Intel-Architekturen dran.

Laut IDC werden die Hersteller zwischen 2006 und 2010 aufgrund der besseren Computerauslastung beim Kunden rund 4,5 Millionen x86-Rechner weniger verkaufen. Für Kunden bedeutet das Einsparungen von rund 2,4 Milliarden Dollar. Hatten die Marktforscher zunächst von 2006 bis 2010 ein 61prozentiges Wachstum im Intel-Servermarkt prognostiziert, so gehen sie jetzt nur noch von einem 39prozentigen Plus aus.

"Der Servermarkt ist am Scheideweg", sagte Matt Eastwood, Program Vice President für IDCs Enterprise Platforms Group. "Das Kaufverhalten der Kunden wird nicht mehr von kurzfristigen Kostenerwägungen, sondern von langfristigen strategischen Kalkulationen beeinflusst." Virtualisierung und Multicore-Architekturen seien wichtige Bausteine in konsolidierten IT-Infrastruktur-Umgebungen, um die es den meisten Unternehmen heute gehe.

Intel und AMD im Wettstreit: Wer macht das Rennen bei Quad-Core-Prozessoren?
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Foto: AMD

Laut IDC führt die gemeinsame Nutzung von Multicore-Technologien und Server-Virtualisierungstools zu neuen, kostengünstigen Serverkonstellationen. "Frühere Multicore-Einführungen wurden nicht so schnell zum Mainstream, weil Anwender zunächst ihre Applikationen anpassen mussten", beobachtet IDC-Analystin Michelle Bailey. " Jetzt erlaubt die Virtualisierung den Kunden, die Vorteile der x86-Architektur sofort voll auszuschöpfen." IDC erwartet, dass Server- und Komponentenlieferanten zunächst ihre Angebote rund um Quadcore-Prozessoren optimieren werden, ehe sie dann auf "Octicore"-Modelle wechseln.

IDCs Serverprognosen lauten im Einzelnen:

- Die Wachtsumsraten im Servermarkt werden kleiner, doch die ausgelieferten Systeme werden großzügiger konfiguriert. Sie erhalten reichlich Haupt- und Plattenspeicher und auch am I/O-System wird nicht gespart, damit sie voll ausgelastet werden können und den hohen Anforderungen in den Rechenzentren gewachsen sind.

- Obwohl die Anzahl der verkauften Server langsamer wächst, wird bis 2010 die Zahl der effektiv genutzten Prozessoren aufgrund der eingesetzten Multicore-Technologien um jährlich 25 Prozent steigen.

- Die Zahl der virtuellen Server steigt zwischen 2005 und 2010 dramatisch an. IDC geht von einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsquote von gut 40 Prozent aus. Im Jahr 2010 sollen mehr als 1,7 Millionen Server ausgeliefert sein, aus denen Virtualisierungstechniken rund 7,9 Millionen logische Server machen.

Für die Serverhersteller ist das schwache Wachstum in konjunkturell guten Zeiten eine neue Erfahrung. Bislang war es so, dass Rechner gekauft und aufgestellt wurden. Um die Auslastung kümmerten sich die Anwender kaum, so dass jede Menge Kapazitäten brach lagen. Die Frage ist nun, ob sich angesichts der geringeren Nachfrage der Preiskampf im Servermarkt abermals verschärfen wird, weil die Anbieter - ähnlich wie im Client-Segment - um Marktanteile ringen. (hv)

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