SGI liefert NT-Workstations aus

21.01.1999

GRASBRUNN: Mit blaugrauen Workstations, in denen ein neues Grafiksystem steckt, geht Silicon Graphics in den NT-Workstation-Markt. Doch während die Leistungswerte glänzen, liegt die Vertriebsstrategie noch im dunkeln."Wir haben mit behindernden Faktoren der PC-Welt gründlich aufgeräumt", preist Joachim Redmer, Geschäftsführer des "Visual-Computing"-Spezialisten Silicon Graphics GmbH in Grasbrunn, die neuen NT-Workstations an. Daß er damit die "Wintel"-Konkurrenz meint, die seiner Meinung nach mit unzulänglichen Rechnerarchitekturen den professionellen "Visual-Computing"-Markt adressiert, ist offensichtlich. So tauge beispielsweise bei speicherhungrigen 2- und 3D-Berechnungen der Standardbus PCI und auch der mit 66 MHz doppelt so schnelle AGP-Bus (Accelerated Graphics Port) wenig.

Um dem Flaschenhals zwischen Prozessor, Hauptspeicher und Grafik-Koprozessoren ein Ende zu machen, hat SGI bei Unix Anleihen genommen. Mittels eines zentralen Crossbar-Switchs können CPU, Grafik-Subsystem, Netzwerkkarte und Peripherie direkt aufeinander mit bis zu 1,6 GB/s zugreifen. Der Arbeitsspeicher mit einem 256-Bit-Bus sorgt für maximal 3,2 GB/s Durchsatz.

Zudem wurde das ebenfalls Unix entlehnte Grafiksubsystem "Cobalt" entwickelt. Es vereinigt alle Grafik- und Multimediafunktionen, so daß SGI auf einen eigenen Grafikspeicher verzichten kann, und greift direkt auf den Hauptspeicher zu. Wieviel davon der Anwender braucht, bestimmt er bis zur Größenordnung von 80 Prozent des Hauptspeichers selbst. Als weitere Leistungsdaten der Rechner 320 und 520 (ab April erhältlich) sind zu nennen: zwei/vier Pentium/Xeon-Prozessoren, 512 KB/2 MB Cache Level 2, 128 bis 500 MB Hauptspeicher, PCI- und ATA-Schnittstellen für Speichersysteme, zudem USB- und erst in der NT-Version 5 ansprechbare Firewire-Busse. Als Zielmärkte der auch vor konfiguriert erhältlichen Rechner gibt SGI an: AEC (Architecture/Engineering/Construction), GIS (Geografische Informations-Systeme), Entwicklung, Fertigung, Publishing und Entertainment, Chemie und Forschung.

"Wir kannibalisieren teilweise den UNIX-Markt"

SGI weiß, daß der NT-Gang, mit dem das Unternehmen nach 468 Millionen Dollar Verlusten im Geschäftsjahr 1997/98 (30. Juni) wieder in Fahrt kommen will, gegen die hauseigenen Unix-Workstations der Marken Onyx und Octane konkurrieren wird. Zwar grenzt Server-Manager Ulrich Krechtel, den High-End-Markt mit seinen typischen Anforderungen wie Skalier- und durchgängiger Verfügbarkeit von den NT-Workstations ab, doch er weiß. daß die "Marktverschiebung" in Richtung NT unaufhaltsam ist. "Wachstum ist vor allem im NT-Bereich möglich", gibt er unumwunden zu.

Um in diesem Massenmarkt Fuß zu fassen, nimmt das Unternehmen den Schwund der Unix-Abteilung in Kauf: "Wir kannibalisieren teilweise den Unix-Markt, aber vor allem die NT-Konkurrenten", erklärt Redmer. Der Einstiegspreis von zirka 7.300 Mark, der nicht einmal die Hälfte der O2-Einstiegs-Workstation beträgt, gibt ihm recht.

Die neue, indirekte Händleradressierung ebenfalls. Die braucht SGI, denn für Direktgeschäfte im Massenmarkt NT ist die Vetriebsmannschaft des Unternehmens zu klein.

So will SGI die NT-Rechner vor allem über VARs und Systemhäuser absetzen. Dazu sucht der Grafikspezialist weltweit zirka 300 Vertriebsleute. Zudem soll das Partnerprogramm "Power of Partnership" demnächst bestehenden wie zukünftigen Partnern präsentiert werden. Weltweit, so hofft SGI, sollen binnen sechs Monaten 300 Millionen Dollar Umsatz in die Kassen gespült werden. Und die Hoffnung von SGI-

Präsident Beluzzo, das taumelnde Unternehmen wieder in Schwung zu bringen, bestätigen. (wl)

Mit "Build-to-order"-Konzept und ausgelagerter Fertigung in den NT-Markt: die SGI-Rechner 320 und 540 inklusive LCD-Monitor.

"Wir nehmen jedes NT-Geschäft, das wir bekommen", lautet die Devise von SGI-Geschäftsführer Redmer.

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