Teilen statt besitzen

Shareconomy - Hype oder Realität?

Stefan von Gagern ist diplomierter Medientechniker (FH) und war als Redakteur und Ressortleiter bei den Fachtiteln "Screen Busines Online" und "Page" tätig. Später lehrte er als Dozent für Medienkonzeption im Master-Studiengang "Multimedia Production" an der Fachhochschule Kiel. Heute schreibt er als freier Fachjournalist und Autor über Themen wie Publishing, Internet, Social Media und Digital Lifestyle. Parallel berät er Unternehmen bei der Konzeption und Umsetzung von Social-Media-Auftritten.

Brach liegenden Besitz vermieten

Das Shareconomy-Prinzip sieht vor, dass Nutzer Autos nicht nur während des Fahrens, sondern auch im geparkten Zustand mit anderen teilen können. Autos stehen im Schnitt rund 23 Stunden pro Tag auf dem Parkplatz. Warum sollte nicht jeder sein Auto vermieten können, an Leute die kein Auto haben oder einmal ein größeres Autos benötigen? Diese Idee verfolgt das Berliner Startup CarZapp, das Carsharing von privat an privat möglich machen will. Die Idee dahinter: Das Ganze soll und muss für die Anwender so einfach wie möglich laufen. Zum Vernetzen der Fahrzeuge haben die Macher eine Hardware-Box, das ZappKit entwickelt, die im Fahrzeug eingebaut wird. Sie übermittelt nicht nur GPS- und Mietdaten ans System, sie kümmert sich auch um die schlüssellose Übergabe. Sobald der Autobesitzer das Fahrzeug freigibt, kann der Mieter es mit seinem Smartphone und ohne Schlüssel öffnen. Dabei wird die Wegfahrsperre entriegelt und die Abrechnung erledigt - der Vermieter hat Geld verdient. Derzeit läuft der Beta-Test des Anbieters in Berlin.

Mit dem CarZapp-Konzept wird das Smartphone zum Autoschlüssel.
Mit dem CarZapp-Konzept wird das Smartphone zum Autoschlüssel.
Foto: Stefan von Gagern

Der geteilte Drucker

In der Shareconomy geht es aber nicht immer um Autos. Es könnten auch andere ungenutzt herumstehende Dinge vermietet werden, wie zum Beispiel der Drucker. Der Anbieter eZeep ermöglicht es Druckerbesitzern und Unternehmen, ihre Geräte für mobile Endgeräte freizugeben - auch eine gute Lösung für den "Bring your own device"-Trend in Firmen. Von mobilen Geräten wie iPhone, iPad oder Android-Smartphones und -Tablets aus kann plattformübergreifend gedruckt werden - zum Beispiel E-Mail-Anhänge wie PDFs oder Office-Dokumente. eZeep funktioniert mit jedem Drucker, sobald dieser an die eZeep-Cloud angeschlossen ist. Die Anwender benötigen lediglich die kostenlose App für iOS oder Android und können ohne IT-Support drucken, während die Anbieter volle Kontrolle über den Zugriff und die internen Regeln fürs Drucken behalten.

Firmen und Privatleute vermieten dank eZeep ihre Drucker an andere.
Firmen und Privatleute vermieten dank eZeep ihre Drucker an andere.
Foto: Stefan von Gagern

Shareconomy-Dienstleister unterscheiden sich einerseits stark in ihrem Angebot, haben jedoch immer eines gemeinsam: Oft kommt die digitale und reale Welt durch Sensoren zusammen, zum Beispiel durch GPS-Systeme im Auto. Die Sensoren sammeln Daten und erzeugen so einen immensen Datenstrom, der in der Regel übers Internet in die Cloud geladen wird. Die drei IT-Hypes Shareconomy, Big Data und Cloud Computing sind daher eng miteinander verbunden. Die Anbieter werten diese enormen Datenmengen aus und liefern daraus Ergebnisse, etwa welches Auto oder welcher Drucker wo zum Nutzen bereit steht. Die Datenerfassung und -übertragung bringt wie das Cloud Computing selbst neben den Vorteilen auch Sicherheitsrisiken mit sich. Wichtig ist es deshalb, zu wissen, dass man beim Einstieg in dieses Thema auch in Sicherheits-Aspekte investieren muss.

Fazit

Shareconomy ist heute kein leeres Buzzword mehr, sondern Quelle für Innovationen und Geschäftsmodelle in vielen Lebensbereichen. Es gibt viel Kritik, doch Unternehmen kommen nicht darum herum, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Schließlich bringt das Prinzip des Teilens für viele IT-Dienstleistungs-Startups und App-Entwickler eine Menge Potenzial für neue Ideen und Geschäftsfelder mit. Die IT ist dabei der Schlüssel zum Erfolg, da jedes Geschäftsmodell eine funktionierende Technik im Hintergrund braucht. Und ob man Uber nun mag oder nicht: Das Beispiel zeigt, dass sich mit dem Shareconomy tatsächlich viel Geld verdienen lässt. (sh)

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