Sicherheiten werden zu selten verlangt

20.07.2006
Trotz einer steigenden Zahl an Insolvenzen verlangen nur wenige Unternehmen von ihren Kunden Sicherheiten wie Eigentumsvorbehalte oder Bankbürgschaften.

Von Marzena Fiok

Eine Befragung des Instituts für Unternehmensdiagnose der Fachhochschule Bochum und des Vereins für Credit Management hat ergeben, dass 69 Prozent der Lieferantenkreditgeber bei der Gewährung von Krediten und Zahlungszielen nicht über Sicherheiten verhandeln. "Lieferantenkreditgeber stellen noch zu oft ihre Ansprüche auf vollständige und fristgerechte Zahlung zu Gunsten einer vermeintlich guten Geschäftsbeziehung hintan", so Professor Bernd Weiß, Autor der Studie und Leiter des Instituts für Unternehmensdiagnose.

Skonto und Zahlungsziele als Vertragsbestandteile

Aufgrund schlechter konjunktureller Entwicklungen müssen sich die Gläubiger häufig auf die Zahlungsvorstellungen der Schuldner einlassen. Vor allem Großkunden scheinen hier ihre Verhandlungsposition auszunutzen. Für mehr als die Hälfte aller befragten Unternehmen sind die Zahlungsbedingungen der Lieferanten für die Kaufentscheidung wichtig. Während Vorauszahlung und Lastschriftverfahren in der Praxis eine untergeordnete Rolle spielen, fließen die Gewährung von Skonto und Zahlungsziele häufig in die Kaufvereinbarungen ein. Dabei sind die Gläubiger bei einem unberechtigten Skontoabzug nach Fristüberschreitung von bis zu fünf Tagen sehr häufig kulant und akzeptieren den reduzierten Betrag. Nur 4,5 Prozent der Befragten bekommen bei Zahlungsverzug immer Mahngebühren in Rechnung gestellt.

Wirtschaftauskunft hat Folgen für das eigene Profil

Die Studie zeigt auch: Die Befragten achten bei ihrem Zahlungsverhalten auf mögliche negative Folgen für ihre eigene Wirtschaftsauskunft. 58 Prozent stimmen völlig und weitere 21 Prozent eingeschränkt zu, dass die Berücksichtigung einer positiv bleibenden Wirtschaftsauskunft ihr Zahlungsverhalten beeinflusst. Eine solche Zahlungsmoral wirkt sich eben auch negativ auf das Image aus.

Die Unternehmen wurden auch zur Höhe ihrer eigenen Forderungsausfälle befragt. Insgesamt zwölf Prozent aller Unternehmen mussten gar keine Forderungsausfälle verbuchen, jedoch fielen bei acht Prozent der Befragten Forderungen von mehr als einem Prozent des Umsatzes aus. Gerade Kleinbetriebe haben mit hohen Forderungsausfällen zu kämpfen, die sogar bis zu fünf Prozent des Umsatzes erreichen. Große Unternehmen scheinen dagegen ihre Schuldner gründlicher auszuwählen. Kein großes Unternehmen dieser Untersuchung büßt Ausfälle von über einem Prozent des Umsatzes ein.

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