Sicherheitslösungen bergen grosses Zukunftspotential

29.10.1998

ISMANING: Mit der in Ismaning bei München ansässigen Articon Information Systems AG debütiert dieser Tage einer der kleinsten Börsenneulinge am Frankfurter Neuen Markt. Der Anbieter von Sicherheitslösungen will damit sein weiteres Wachstum finanzieren.Man stelle sich vor: Ein russischer Hacker betrügt die US-Citibank um 14 Millionen Dollar. Oder: Hacker manipulieren die Web-Seite der britischen Labour-Partei. Sie stellen einen Link zu einem "Labour-Party Sex Shop" her, wo Freibier und Drogen angeboten werden.

Szenarien wie diese gehören keineswegs in den Bereich der Fiktion, sondern sind spektakuläre Fälle aus der jüngsten Computerkriminalität, die immer wildere Blüten treibt. Hackern, Viren und Co. will Articon den Kampf ansagen. Das bayerische Datensicherheitsunternehmen ist Anbieter für Sicherheitslösungen im Bereich Internet, Intra- und Extranet. Die breit gefächerte Angebotspalette reicht von der Management- und Technologieberatung über die Installation von Software bis hin zu Systemwartung und Schulung der Kunden. Mit Security-Lösugnen aufs richtige Pferd gesetzt zu haben, steht für die Ismaninger außer Frage. "Netzwerksicherheit ist die Voraussetzung für E-commerce und globale Kommunikation. Bei uns investiert der Aktionär in eine extreme Wachstumsbranche", ist sich Articon-Gründer und Vorstandsvorsitzender Alfred Bauer sicher. Die Schätzungen von Analysten geben ihm recht. Das Marktforschungsunternehmen Datamonitor prognostiziert auf dem Gebiet Netzwerksicherheit bis zum Jahr 2000 durchschnittliche Wachstumsraten von 53 Prozent.

Glänzende Aussichten somit für das 42-Mitarbeiter-Unternehmen, das 1993 gegründet wurde und im zurückliegenden Geschäftsjahr auf 4,1 Millionen Mark Umsatz kam (Vorjahr 1,8 Millionen Mark). In den kommenden Jahren wollen die Security-Experten ihren Umsatz jeweils verdoppeln. "Dieses Jahr haben wir uns 10,5 Millionen Mark vorgenommen", ließ Firmenchef Bauer vor kurzem verlauten.

Break-Even für 1999 angepeilt

Nicht so rosig war es bis dato um die Gewinne des Unternehmens bestellt. Nach geringen Verlusten in den Vorjahren wird für 1998 - hier schlagen die Kosten für den Börsengang zu Buche - ein Minus von 1,3 Millionen Mark erwartet. Ab dem nächsten Jahr will Articon dann spätestens schwarze Zahlen schreiben.

Heute zählt das Unternehmen mehr als 250 Kunden, darunter Linde, Hitachi und die Dresdner Bank. Eine Reihe namhafter Kunden, die die Referenzliste anführen, darf das Unternehmen jedoch nicht nennen. Der Grund: geheime Verschlußsache. Kunden zu gewinnen, bereitet Bauer, der 18 Jahre lang bei Texas Instruments, DEC und SAP in leitender Posititon war, kein Kopfzerbrechen. Im Kampf gegen Viren, Hacker und Wirtschaftsspione klopfen Unternehmen von selber an die Türen der Ismaninger, so der Firmenchef.

Nicht ohne Risiko ist für Analysten dagegen die Tatsache, daß das Unternehmen, das sich zwar als Marktführer in Deutschland sieht, noch nicht die kritische Größe im Markt erreicht hat. Der Wert des Unternehmens resultiert in erster Linie aus dem Know-how der Mitarbeiter. Happig dürfte sich für die Ismaninger deshalb die Rekrutierung weiterer Security-Fachkräfte gestalten. Doch auch hier soll der Börsengang dem Unternehmen zum nötigen Bekanntheitsgrad verhelfen.

Niederlassungen im In- und Ausland geplant

Mit dem Emissionserlös - laut Bauer sollen 18 Millionen Mark in das Unternehmen fließen - wollen die Ismaninger auf Expansionskurs gehen. Geplant sind Akquisitionen im Ausland und die Errichtung von Niederlassungen in Deutschland. Bereits heute besteht eine erste Dependance in Wien. Auch die Distribution soll durch weitere Kooperationen ausgebaut werden. Vertriebspartnerschaften gibt es mit Compaq, Sun Microsystems, Cisco und Viag Interkom.

Am 28. Oktober 1998 will Articon erstmals am Frankfurter Neuen Markt notieren. Die Bookbuilding-Spanne liegt zwischen 48 und 58 Mark. Plaziert werden 522.000 Aktien, davon stammen 345.000 Stück aus einer Kapitalerhöhung. Konsortialführer ist die Londoner Investmentbank Robert Fleming. Nach dem Börsengang halten die Altaktionäre noch 60 Prozent des Grundkapitals. (god)

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