Siebel und IBM starten "CRM On Demand" in Europa

22.04.2004
Der Softwaredienst "CRM On Demand" von Siebel und IBM startet in Europa in den Sprachen Deutsch, UK Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch.

Der Softwaredienst "CRM On Demand" von Siebel und IBM startet in Europa in den Sprachen Deutsch, UK Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch.

Der nach harten Kostenschnitten wieder im Aufwind befindliche CRM-Spezialist Siebel konkurriert mit seinem Angebot hier zu Lande vor allem mit Salesforce.com. Microsoft bietet für ihr seit Januar in Deutschland verfügbares "MS-CRM" bislang noch keine On-Demand-Lösung an.

Die Marktforscher der Meta Group sehen das Hosting von CRM-Anwendungen im Hinblick auf die anfänglichen Einstandskosten als kostengünstiger gegenüber dem Kauf von Software-Lizenzen an. Eine typische CRM-Applikation für den Mittelstand kostet laut Angabe der Meta Group im ersten Jahr fast 50 Prozent mehr als ein typisches gehostetes System.

Je länger die Lösungen genutzt werden, umso besser schneidet allerdings der klassische Lizenzerwerb bei der Kosten-Analyse ab. Dies hänge damit zusammen, dass das Hosting-Modell in der Regel periodisch pro Nutzer oder pro Monat abgerechnet wird, während beim Kauf von Software-Lizenzen hohe Anfangsinvestitionen (Lizenzen, Implementierungsdienste, Infrastruktur) und anschließend jährliche Wartungs- und Support-Gebühren anfallen.

Bei Betrachtung der langfristigen Kosten zeigen die Erfahrungswerte nach Ansicht der Meta Group, dass bei einer Nutzungsdauer von rund drei Jahren die TCO (Total Cost of Ownership) auf gleicher Höhe liegen. Nach diesem Zeitraum übersteigt der TCO einer Hosting-Lösung jenen des klassischen Lizenzerwerbs.

Nach Ansicht von Thorsten Wichmann von Berlecon Research ist der Kern des On-Demand Computing ein Geschäftsmodell, das den Nutzern eine größere Flexibilität verspricht, als dies klassische IT-Investitionen können.

Dieses Modell kann auf verschiedene Weise konkretisiert werden, mit jeweils unterschiedlichen Besonderheiten für IT-Anbieter und Nutzer sowie unterschiedlichen Voraussetzungen.

1. Traditionelles Outsourcing: Diese Dienstleistung ist eine One-to-one-Lösung ähnlich dem Outsourcen der Kantinen- oder der Fuhrparkbewirtschaftung. Anstelle des Unternehmens selbst übernehmen externe Dienstleister Aufbau und Wartung der IT-Infrastruktur sowie Supportleistungen. Flexibilität entsteht durch die Möglichkeit des Dienstleisterwechsels und durch vereinbarte Schwankungsbreiten bei der Inanspruchnahme der Dienstleistungen.

2. Application Service Providing (ASP): In das One-to-many-Konzept wurden vor einigen Jahren sehr große Hoffnungen gesetzt, viele Anbieter sind aber gescheitert. Kern dieses Angebots ist auf Anbieterseite eine standardisierte One-to-many-Lösung. Die kritische Herausforderung, ander viele Anbieter der ersten Stunde gescheitert sind, ist der Balanceakt zwischen Anpassbarkeit der Lösung durch die Nutzer einerseits und Beibehaltung einer einheitlichen, erweiterbaren IT-Lösung für alle Nutzer andererseits - alles zu vernünftigen Kosten. Während so eine Lösung beispielsweise für E-Mail (z.B. GMX, Yahoo) noch relativ einfach umzusetzen ist, sind die Herausforderungen bei komplexen unternehmenskritischen Anwendungen sehr viel größer.

Für die Nutzer ist dabei die Flexibilität größer als beim traditionellen Outsourcing. Sie können leichter zwischen Anbietern wechseln, da die Vertragslaufzeiten in der Regel kurz sind und die Standardisierung der Angebote zu einer gew ähnlichkeit führt. Sie können auch die Angebote verschiedener Anbieter vergleichen und zur Probe nutzen, da sie ja bereits für andere Nutzer bereitgestellt werden.

3. Softwaremiete bei Eigeninstallation: In dieser Variante bekommt der Nutzer nur ein zeitlich begrenztes Nutzungsrecht an der Software, die aber trotzdem auf der Hardware des Unternehmens eingesetzt wird. Anbieter von Statistiksoftware wie SAS oder SPSS nutzen dieses Modell schon lange. Die Nutzer haben in diesem Modell die Vorteile beider Welten. Sie haben vollständige Kontrolle über die Software; sie können auf Wunsch die jeweils neueste Version einsetzen, müssen es aber nicht; sie können die Mietverträge je nach Bedarf relativ kurzfristig aufstocken oder die Zahl der Lizenzen verringern; und sie haben keine großen einmaligen Cash-Flow-Abflüsse durch hohe Investitionskosten. Für Anbieter liegt die Herausforderung gegenüber dem klassischen Softwaregeschäft darin, regelmäßig die Nutzer zur Erneuerung der Lizenzen zu bewegen.

4. On-Demand-Kapazität: Dieses Modell findet sich derzeit besonders mit Hardwarebezug. Unternehmen haben in diesem Szenario eine für den normalen Bedarf überdimensionierte Hardwareausstattung, bei der aber ein Teil der Kapazität nur zu Spitzenzeiten zu- und danach wieder abgeschaltet wird. Das können zusätzliche Prozessoren, Blade-Rechner oder ähnliche Ressourcen sein, deren sinkende Preise den Einbau auf Vorrat kostengünstiger machen als die zusätzliche Installation im Bedarfsfall. Für diese Zusatzkapazität wird nur dann bezahlt, wenn sie in Anspruch genommen wird. Wenn sich in einigen Jahren IT-Ressourcen besser virtualisieren lassen als heute, kann die Zusatzkapazität auch von außen zur Verfügung gestellt werden.

Herausforderungen für die Anbieter bei diesem Konzept sind das Monitoring der Kapazitätsnutzung, die richtige Einschätzung der zukünftigen Kapazitätsauslastung und auch das Zusammenspiel der Lizenzmodelle unterschiedlicher Anbieter. So muss nicht nur die Hardware selbst, sondern auch die darauf installierte Anwendung ein entsprechendes On-Demand-Lizenzmodell ermöglichen.

On-Demand Computing geht nach Ansicht von Thorsten Wichmann von Berlecon also weit über traditionelle ASP- und Outsourcing-Konzepte hinaus. Wie die unterschiedlichen Varianten außerdem zeigen, ist das Konzept mindestens so stark ein Finanzierungs- und Bereitstellungskonzept für IT-Lösungen wie ein technisches Konzept.

Welche Variante in welchem Anwendungsbereich die größten Chancen hat, sei derzeit noch weitgehend unklar. Sicher dürfte aber sein, dass Unternehmen an größerer Flexibilität ihrer IT Gefallen finden und dies besonders die Softwareindustrie vor neue Herausforderungen stellen wird. (hei)

Zur Startseite