Siemens AG

03.11.1999

MÜNCHEN: Seit einiger Zeit bietet Siemens auf seinen Internet-Seiten einen sogenannten "Ad-Blocker" zum kostenlosen Download an. Das kleine Zusatzprogramm filtert beim Besuch von Internet-Seiten Werbebanner heraus, läßt Texte und Bilder aber ungehindert passieren. Laut Siemens soll der Surfer damit nicht nur die Möglichkeit haben, sich vor einer unerwünschten Werbeflut zu schützen, sondern auch den Aufbau der aufgerufenen Seiten zu beschleunigen. Schließlich mache die Werbung teilweise schon bis zu 45 Prozent der Datenmengen aus. Der Onlinedienst Germany.net sieht durch das Programm den Internet-Frieden bedroht: Der Web-Washer verleite nicht nur zum Erschleichen von werbegesponserten Seiten, sondern sei auch ein Sicherheitsrisiko für die Benutzer. "Es mag ja stimmen, daß Siemens gute Waschmaschinen baut, in Sachen Web-Washer allerdings bleiben ein paar unangenehme dunkle Flecken zurück", meint Stefan Kühler, Unternehmenssprecher von Germany.net. Jedes Unternehmen müsse das Recht haben zu werben, das Programm störe deshalb das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage. Der Web-Washer sei außerdem eine Einladung an jeden Datendieb: Das Programm müsse den gesamten Datenstrom des Nutzers analysieren, damit auch alle Paßworte, Abfragen und Inhalte. Kühler: "Schade eigentlich, daß Siemens seine Ressourcen nicht besser genutzt hat." Beim - ausschließlich durch Werbung finanzierten - Onlinedienst Germany.net ist man jedenfalls der Überzeugung, daß der Konzern seine Politik noch mal überdenken sollte.Das sieht der Siemens-Zuständige Horst Joepen anders: "Die überwältigende, positive Anwenderresonanz bestätigt uns darin, daß dieser Frieden derzeit hauptsächlich auf der Seite der Online-Werbenden und nicht der Anwender besteht." Sicherheitsrisiken gebe es keinesfalls, die Klagen von Germany.net hätten eher den Hintergrund der "Besitzstandswahrung". (mf)

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