Siemens-Belegschaftsaktionäre verlangen Erhalt der Krisensparte Com

02.05.2006
Nach der Ankündigung von Siemens, in der kriselnden und von Verkaufsgerüchten geplagten Kommunikationssparte Com weitere 1.000 Stellen zu streichen, machen sich Siemens-Belegschaftsaktionäre für den Verbleib der Sparte im Konzern stark. "Ein Scheitern der Sanierungspolitik

Nach der Ankündigung von Siemens, in der kriselnden und von Verkaufsgerüchten geplagten Kommunikationssparte Com weitere 1.000 Stellen zu streichen, machen sich Siemens-Belegschaftsaktionäre für den Verbleib der Sparte im Konzern stark. "Ein Scheitern der Sanierungspolitik wäre der Super-Gau für Siemens schlechthin, eine mittlere Katastrophe für den Standort Deutschland und für den Vorstandsvorsitzenden ein Offenbarungseid", erklärte der gewerkschaftsnahe Verein der Belegschaftsaktionäre in der Siemens AG am Montag. Der Vorstand dürfe sich nicht für den vermeintlich leichteren Weg einer Abspaltung entscheiden - wie bei der Trennung vom Handygeschäft im Jahr 2005 geschehen.

"Personalreduzierungen allein werden dabei die Misere nicht beenden", wenden die die Belegschaftsaktionäre gegen die Behauptung der Siemens-Oberen ein, die Reduzierung von Arbeitsplätzen sei unvermeidbar, "da auch Siemens Kostenpositionen erreichen muss, die im internationalen Preiswettbewerb angemessen sind", wie es in der Presseerklärung des Konzerns am 28.04.06 heißt.

In der Abteilung sei trotz der Fehler des Managements über viele Jahre, in denen die Dynamik der Internet-Wicklung unterschätzt worden sei, genügend technologisches Potenzial vorhanden, um "in zwei bis drei Jahren wieder Anschluss an die Besten in der Branche zu finden".

Die derzeit rund 54.500 Mitarbeiter zählende Com-Abteilung war Anfang Oktober 2004 entstanden. Damals legte Siemens die Bereiche ICM (Mobilfunk) und ICN (Festnetz) zusammen und leitete damit eine der größten Umstrukturierungen bei Siemens in den vergangenen Jahren ein.

Im Herbst 2005 hatte Siemens das zur Com gehörende, seit langem defizitäre Handygeschäft an den taiwanesischen Elektronikkonzern Benq weitergereicht. Zugleich begann Siemens damit, in der Com Stellen zu streichen. Allein im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres 2005/06 haben rund 1.500 Mitarbeiter in Deutschland die Com-Sparte verlassen. Und da bei der für Juli avisierten Übertragung der Forschungs- und Entwicklungsabteilung für traditionelle Telefontechnik an Tietoenator weitere rund 280 Mitarbeiter zum finnisch-schwedischen IT-Dienstleister wechseln werden, erscheint die Auszehrung der Com-Sparte in Deutschland als erklärtes Programm des Siemens-Vorstandes.

Zudem hat sich Siemens-Vorstand Klaus Kleinfeld zur Zukunft der Com bei Siemens wenig eindeutig geäußert. Während Gerüchte über einen Teil- oder Komplettverkauf mit Gerüchten über Partnerschaften nahezu wöchentlich abwechseln, steht sicher fest: Die nach wie vor größte Siemens-Sparte hat auch im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2005/06 nur eine Umsatzrendite von 0,8 Prozent erzielt. Von der für 2007 vorgegebenen Zielrendite von acht bis elf Prozent ist sie weit entfernt, und Beobachter schließen aus, dass die Sparte dieses Ziel schaffen könne. (wl)

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