"Management-Wasserkopf"

Siemens-Chef will deutschlandweit 6.450 Jobs kappen

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Der Technologieriese Siemens de hat seine Einsparpläne konkretisiert und will allein in der Münchner Firmenzentrale 20 Prozent der Stellen streichen.

Der Technologieriese Siemens hat seine Einsparpläne konkretisiert und will allein in der Münchner Firmenzentrale 20 Prozent der Stellen streichen. Wie die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) heute, Dienstag, berichtet, strebt Konzernchef Peter Löscher an, die Strategie des Arbeitsplatzabbaus in Deutschland voran zu treiben. So sollen von den über 900 Stellen am bayrischen Hauptsitz 190 Jobs wegfallen. Aus internen Plänen des Managements geht zudem hervor, dass man insgesamt in der Bundesrepublik 6.450 Arbeitsplätze abbauen möchte. In Zeiten einer konjunkturell eher schwierigen Phase samt Preissteigerungen und Inflationsängsten scheint dies für die Konzerne ein effizientes Mittel zu sein, kurzfristig Kosten einsparen zu können. Erst gestern hatte der deutsche Wasch- und Reinigungsmittel-Hersteller Henkel angekündigt, jede zehnte Stelle streichen zu wollen.

Hart treffen die Streichungen bei Siemens vor allem den traditionsreichen Standort Erlangen. Geht es nach dem Willen Löschers, sollen hier 1.290 Jobs wegfallen. Aber auch kleinere Niederlassungen wie Regensburg (33 Prozent der Stellen), Bielefeld (28 Prozent), Kiel sowie Kassel (50 Prozent) sollen in den Personalbeständen gestutzt werden. "Derzeit sind die Zahlen noch nicht bestätigt. Sollten sie sich jedoch in diesem Ausmaß darstellen, sind wir offen gesagt ,not amused' darüber", so Michael Leppek, Siemens-Team der IG Metall, im pressetext-Interview. Der Jobabbau in dieser Größenordnung und Verteilung auf die Arten der Beschäftigungen sei laut dem Experten keine Vorwärtsstrategie des Unternehmens. Vielmehr gestalte sich die wirtschaftliche Lage für Siemens gut. "Wir brauchen Beschäftigung, die das Know-how des Konzerns wahrt und dadurch die internationale Wettbewerbsfähigkeit ermöglicht", so Leppek weiter.

Der Arbeitnehmervertreter warnt in diesem Zusammenhang vor allem davor, dass Siemens seine Flächenpräsenz in Deutschland dadurch aufgeben könnte und dies die tarifbezogenen Bemühungen der vergangenen Jahre konterkarieren würde. Löscher zufolge will man mitnichten primär die mittlere und obere Führungsschicht reduzieren. "Der nun anstehende Jobabbau trifft hingegen vorrangig normale Beschäftigte und nicht wie einst gegenüber der Presse dargestellt, das Management", kritisiert Leppek gegenüber pressetext. Dieser Umstand trifft massiv auf den Unmut der Belegschaft. So bestehe die aktuelle Beschäftigungsstruktur in den Abteilungen, die vom Stellenabbau betroffen sind, zu 72 Prozent aus Tarifangestellten, zu 25 Prozent aus außertariflichen Führungskräften und nur zu drei Prozent aus obersten Managern, berichtet die WirtschaftsWoche.

Alleinig auf die Managerposten bezogen sollen 170 Stellen gestrichen werden. Zudem will man 1.450 außertarifliche und 4.830 tarifbezogene Beschäftigungsverhältnisse kappen. Somit liegt die differenzierte Abbaustruktur bei drei, 22 und 75 Prozent, wodurch laut Leppek der "Management-Wasserkopf" noch weiter anwachse, anstatt zu schrumpfen.

Mit den Vorwürfen konfrontiert, lehnte der Konzern bisher eine Stellungnahme ab. Vielmehr verweist man auf die heutige Sitzung des Wirtschaftsausschusses, bei dem die konkreten Abbaupläne präsentiert werden. Unterdessen heißt es aus Konzernkreisen, dass die Gewerkschaftszahlen insofern irreführend seien, als dass die Gesamtzahl von 6.450 Stellen in Deutschland nicht nur das von Löscher vorangetriebene Programm zur Straffung der Verwaltung enthalte. Gleichzeitig umfasse die Zahl auch die Restrukturierung in der schwächelnden Verkehrssparte Mobility (pressetext berichtete). (pte)

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