Siemens einigt sich mit Betriebsrat auf SEN-Stellenabbau - Kreise

15.04.2008
Von Alexander Becker DOW JONES NEWSWIRES

Von Alexander Becker DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)--Die Siemens AG hat sich mit den Arbeitnehmervertretern auf die Details der geplanten Restrukturierung bei der Tochter Siemens Enterprise Communications (SEN) in Deutschland geeinigt. Demnach hat der Betriebsrat den Maßnahmen zum Abbau von zunächst 1.200 Stellen zugestimmt, wie Dow Jones Newswires am Dienstag von einer mit der Situation vertrauten Person erfuhr.

Zu den vereinbarten Maßnahmen gehören unter anderem Vorruhestandsregelungen, Umschulungen, die Möglichkeit, auf freie Stellen im Siemens-Konzern zu wechseln und Abfindungsangebote. Kern der Vereinbarung ist die Gründung einer Transfergesellschaft, in die eine große Anzahl der von der Neuausrichtung betroffenen Mitarbeiter zur Weiterqualifizierung und Vermittlung wechseln soll.

Die Einigung mit den Arbeitnehmern auf die Restrukturierungsmaßnahmen und der damit verbundene Stellenabbau ist eine Voraussetzung für den geplanten Verkauf der SEN-Tochter.

Siemens hatte Ende Februar für SEN eine umfassende Restrukturierung angekündigt. Abbau und Auslagerung von rund 6.800 Arbeitsplätzen sollen helfen, nach mehr als einjähriger Suche einen Partner für das schwierige Geschäft mit Telekommunikationsanlagen für Geschäftskunden zu finden.

3.800 Stellen sollen insgesamt weltweit gestrichen und weitere 3.000 ausgelagert werden. Bis zu 2.000 der geplanten Stellenstreichungen entfallen dabei auf deutsche Standorte. Die 1.200 vom kurzfristigen Abbau betroffenen Stellen waren Bestandteil der nun beendeten Verhandlungen.

Ein weiterer Abbau von 800 Stellen soll den Angaben zufolge möglicherweise mittelfristig erfolgen, wenn ein Partner für das Geschäft gefunden ist. Auch dieser soll unter der Regie von Siemens durchgeführt werden. Insgesamt hat SEN derzeit weltweit noch rund 17.500 Mitarbeiter.

Siemens will sich bereits seit geraumer Zeit von SEN trennen. Ende Februar hatte Dow Jones Newswires von mit der Situation vertrauten Personen erfahren, dass die Zukunft von SEN voraussichtlich Ende April auf der regulären Aufsichtsratssitzung entschieden wird. In den laufenden Verhandlungen gehören drei Interessenten zum engeren Kandidatenkreis.

Neben den SEN-Wettbewerbern Alcatel-Lucent und Nortel Networks wird der Finanzinvestor Cerberus genannt. Siemens steht bei dem Verkauf von SEN aus Bilanz-Gesichtspunkten unter Zeitdruck, da SEN seit Juli 2007 als nicht fortzuführendes Geschäft in der Bilanz geführt wird.

Nach den Bilanzierungsrichtlinien müsste der Konzern SEN nach einem Jahr wieder unter den fortgeführten Aktivitäten führen, wenn bis dahin kein Verkauf vereinbart ist. Dementsprechend strebt Siemens einen Verkauf bis Mitte des Kalenderjahres 2008 an, heißt es etwa in der jährlichen SEC-Pflichtmitteilung 20F.

Finanzvorstand Joe Kaeser hatte allerdings bei der Vorstellung der Restrukturierungspläne Ende Februar gesagt, man werde sich von den Bilanzierungsrichtlinien nicht zu Lasten einer tragfähigen Lösung für SEN zeitlich treiben lassen.

Webseite: http://www.siemens.com - Von Alexander Becker, Dow Jones Newswires, +49 (0)89 5521 40 30 industry.de@dowjones.com DJG/abe/rio/brb

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