Siemens erwartet weitere Verzögerung bei finnischem Reaktor "Olkiluoto 3"

29.04.2010
MÜNCHEN (Dow Jones)--Der Münchner Siemens-Konzern kann im Streit um den ersten europäischen Druckwasserreaktor (EPR) kein Ende absehen. Das Prestigeprojekt "Olkiluoto 3" in Finnland hätte bereits Ende April 2009 fertig sein sollen, nun hält Siemens selbst die bislang angekündigte Verzögerung von 38 Monaten nicht mehr für ausreichend.

MÜNCHEN (Dow Jones)--Der Münchner Siemens-Konzern kann im Streit um den ersten europäischen Druckwasserreaktor (EPR) kein Ende absehen. Das Prestigeprojekt "Olkiluoto 3" in Finnland hätte bereits Ende April 2009 fertig sein sollen, nun hält Siemens selbst die bislang angekündigte Verzögerung von 38 Monaten nicht mehr für ausreichend.

Das Lieferantenkonsortium aus Siemens und der französischen Areva führe derzeit Gespräche mit dem finnischen Kunden TVO, "die voraussichtlich zu weiteren Verzögerungen führen werden", wie Siemens am Donnerstag bei Veröffentlichung seiner Zweitquartalszahlen mitteilte.

Aufgrund "diverser Unsicherheiten" sei das Lieferantenkonsortium nicht zu einer aktuellen Einschätzung in der Lage, wann der Druckwasserreaktor fertig gestellt werden kann. Siemens und Areva rechnen allerdings damit, dass die Verzögerung "mehr als die in der Vergangenheit angekündigten 38 Monate betragen wird", wie Siemens erklärt.

"Olkiluoto 3" in Finnland war als Vorzeigeobjekt der Atomindustrie geplant, ist aber längst zum Problemfall für Siemens und Areva geworden. Beide Unternehmen lassen zudem derzeit von einem Schiedsgericht beurteilen, ob Siemens das gemeinsame Joint-Venture verlassen und stattdessen mit der russischen Rosatom zusammenarbeiten darf. Bei "Olkiluoto 3" arbeiten Areva und Siemens allerdings noch zusammen, auf Siemens entfällt gut ein Viertel des Vertragspreises.

Wegen der Verzögerung streiten sich Areva und Siemens seit anderthalb Jahren gerichtlich mit TVO. Im Dezember 2008 erhob das Lieferantenkonsortium Schiedsklage gegen die Finnen und forderte darin eine längere Bauzeit und rund 1 Mrd EUR Nachträge und Schadenersatz. Die Finnen erwiderten die Klage, lehnte die längere Bauzeit ab und forderten ihrerseits 1,4 Mrd EUR Schadenersatz. Diese Forderung basierte allerdings noch auf einer erwarteten Verzögerung von 38 Monaten. Mit der nun angekündigten Ausweitung der Verzögerung könnte es für Siemens und Areva noch teuerer werden, wenn sich TVO im Streit um das Prestigeobjekt durchsetzen sollte.

Webseiten: www.siemens.com www.tvo.fi www.areva.com -Von Matthias Karpstein, Dow Jones Newswires, +49 89 55214030, matthias.karpstein@dowjones.com DJG/mak/jhe Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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