Siemens-IT-Abteilung nach Komplettumbau

18.02.1999

MÜNCHEN/BERLIN: Für Siemens ist der Umbau der im April 1998 gegründeten IC-Abteilung (Information und Communications) geglückt. Jetzt gilt es laut dem Unternehmen, die Aufbruchstimmung in Milliardenumsätze umzusetzen und Siemens zur weltweiten Größe im 21. Jahrhundert zu machen."Sie müssen doch zugeben, daß wir in den vergangenen Monaten unser Programm gelebt haben", fordert Rudi Lamprecht, Group President Information und Communications Products, im Gespräch mit ComputerPartner. Lamprecht, der seit 1. Oktober 1998 die Verantwortung für 20 Milliarden Mark Umsatz und die mit insgesamt 33.000 Mitarbeitern agierende Hardwareabteilung trägt, tritt zusammen mit seinen Kollegen Roland Koch (Information und Communications Networks) und Friedrich Fröschl (Business Services) an, 1999 die I&C-Geschäfte auf zirka 54 Milliarden Mark (gegenüber 47 im Vorjahr) hochzutreiben und das Unternehmen in den Reigen der großen Sprach- und Datenübermittler wie zum Beispiel Lucent, Nortel oder Alcatel einzureihen.

Dazu gehören neben den Produkten (siehe Kasten) Geschäftsausrichtung, Organisation und Marketing. Letzteres haben die Siemens-Werbestrategen bereits besorgt: Die frisch geliftete Stirn von Siemens - als globaler Anbieter von IT-Produkten und

-Dienstleistungen - ziert das wenig originelle Motto "Vernetzung von Informations- und Kommunikationstechnologie".

Wie aus den zweifellos beschwingten Siemens-Reihen zu hören war, geht es jetzt vor allem darum, die I&C-Vorgaben umzusetzen. Dafür wurden laut Volker Jung, im Zentralvorstand für das IC-Geschäft verantwortlich, die klar strukturierten drei Bereiche Produkte (ICP), Netze (ICN) und Dienstleistungen (SBS) gebildet.

"Das wird noch eine Menge Arbeit", zieht ein Mitarbeiter die Vorgabe auf den Boden der Realität. Doch es werden, entgegen den früheren Gepflogenheiten des hausinternen "Laissez faire", die Abteilungen strengen quantitativen und qualitativen Messungen ("Benchmarking") unterzogen. Daß dazu so manches Detail noch nicht ganz passen will - beispielsweise der Blick des Vorstands auf die Uhr während einer Frage- und Antwortstunde anläßlich der Vorstellung der I&C-Abteilung in Berlin - fällt auch so manchem Siemensianer auf. "Deutsche sind einfach zu kritisch", versucht Lamprecht störende Eindrücke in Berlin zu relativieren. "Amerikaner würden sich mehr um die Aufbruchstimmung in unserem Haus kümmern."

Produkte, Partner und Allianzen

Zum Beispiel um die laut PC-Chef Robert Hoog "profitable PC-Abteilung", die weiterhin auf Partnersuche ist. Gewiß, "der PC stellt auch in Zukunft die bevorzugte Schnittstelle für Computeranwendungen dar", (Hoog), doch auf sich allein gestellt ist die PC-Abteilung zu klein und zu teuer, um im internationalen Konzert mitzuspielen. Oder um die sieben Milliarden Umsatz stemmende Service-Abteilung, die ebenfalls Partner sucht und laut Vorstand Jung hausintern als Börsenkandidat gehandelt wird. Wie Siemens überhaupt laut Jung vor einer Reihe von Partnerschaften und - in den USA - Akquisitionen steht. Zwar sieht Jung wohlwollend auf das hauseigene Portfolio - "wir haben Expertise auf jedem Gebiet" -, doch vom Ziel eines sogenannten "Global Player" im I&C-Bereich sind die Münchener noch weit entfernt. Bisher (siehe auch Kommentar Seite 6). (wl)

Siemens-Vorstand Lamprecht: "Die Kürze der Umsetzung zeigt, daß wir auf dem richtigen Weg sind."

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