Siemens/Kleinfeld: Cromme unterstützt "alle Optionen" für VDO

22.05.2007
Von Alexander Becker und Simon Steiner

Von Alexander Becker und Simon Steiner

Dow Jones Newswires

MÜNCHEN (Dow Jones)--Für die Siemens-Sparte VDO ist nach dem Führungswechsel neben dem bisher eindeutig bevorzugten Börsengang nun auch ein Komplettverkauf möglich. Laut dem scheidenden Siemens-Vorstandsvorsitzenden Klaus Kleinfeld unterstützt der neue Aufsichtsratsvorsitzende Gerhard Cromme "alle Optionen", die Wert aus VDO für Siemens generieren würden. Entsprechende Aussagen habe Kleinfeld auf der Analystenkonferenz Electrical Products Group Conference (EPG) in Florida gemacht, berichten mehrere Analysten. Bislang hatte Siemens wiederholt bekräftigt, dass nur ein Börsengang von VDO oberste Priorität habe.

Cromme sei nun "offen für Optionen" bei VDO, schreiben die Analysten von Dresdner Kleinwort. Der Aufsichtsratsvorsitzende unterstütze nach Einschätzung Kleinfelds inzwischen "alle Optionen, die Werte aus VDO generieren". Das berichten Morgan Stanley und ein weiterer Teilnehmer, der nicht genannt werden will, von dem Treffen. Kleinfeld habe hinzugefügt, dass sich Intention und Zeitplan für das IPO nicht geändert hätten.

Ein Siemens-Sprecher wollte die Aussagen Kleinfelds auf der Analystenkonferenz in Florida am Dienstag zunächst nicht kommentieren. Siemens treibe die Vorbereitungen für einen Börsengang von VDO auch angesichts des bevorstehenden Wechsels an der Konzernspitze unverändert weiter voran.

Wie Dow Jones Newswires von einer mit der Situation vertrauten Person erfuhr, läuft derzeit gerade die Auswahl des "Junior Syndicate". Angesichts der Größe des Börsengangs sollen bei dem VDO-IPO viele Banken beteiligt werden, so die Person weiter. Daher würden nun weitere Investmentbanken ausgewählt, die die Konsortialführer bei der Transaktion unterstützen.

Die Auswahl des "Junior Syndicate" solle noch vor der Sommerpause erfolgen, um dann ab dem Spätsommer mit dem Pre-Marketing zu beginnen, so die Person. Ein Siemens-Sprecher wollte sich zu den Angaben nicht äußern. Er verwies lediglich darauf, dass als nächster konkreter Schritt der Carve Out von VDO zum 1. Juni anstehe. Diese Ausgliederung in eine rechtlich eigenständige Gesellschaft verlaufe dabei plangemäß.

Sollte sich der Technologiekonzern endgültig für ein IPO entscheiden, werde VDO noch im laufenden Geschäftsjahr 2006/07 an die Börse gebracht, hatte Dow Jones Newswires zuvor von zwei mit dem Vorgang vertrauten Personen erfahren. Das Geschäftsjahr endet am 30. September. Üblicherweise finden die meisten großen Neuemissionen auf dem deutschen Aktienmarkt entweder im Frühjahr oder nach der Urlaubszeit im Sommer statt. Siemens selbst hat bislang lediglich angedeutet, VDO noch im laufenden Jahr an die Börse bringen zu wollen.

Siemens hatte Anfang vergangener Woche bestätigt, Goldman Sachs, Deutsche Bank und Morgan Stanley als Global Coordinators benannt zu haben, die den Börsengang federführend weltweit betreuen.

Angesichts des Wechsels an der Konzernspitze hatten Analysten und Investoren vor allem auch das künftige Portfoliomanagement bei Siemens in den Fokus gerückt. Dazu gehört auch die geplante Trennung von VDO. Am Sonntag hatte Siemens den Merck&Co-Manager Peter Löscher als Nachfolger von Klaus Kleinfeld benannt. Dieser tritt die Stelle am 1. Juli an. Kleinfeld hatte in seiner Amtszeit eine Reihe von strategischen De- und Investitionen im Siemens-Konzern umgesetzt.

So fielen der Verkauf des Handygeschäfts an BenQ und die Ausgliederung von großen Teilen der bis dato umsatzstärksten Siemens-Sparte Com in ein Joint Venture mit Nokia in seine Zeit als Vorstandsvorsitzender. Zugleich stärkte er mit Milliardenzukäufen die als Wachstumsfelder identifizierten Wachstumsbereiche Medizintechnik und Automation & Drives (A&D).

Ende Januar 2007 hatte Kleinfeld dann angekündigt, den Automobilzulieferer VDO an die Börse bringen zu wollen. VDO könnte dabei der bislang größte deutsche Börsengang in diesem Jahr werden. Siemens hat dabei immer wieder bekräftigt, die Mehrheit bei VDO Automotive behalten zu wollen. Demnach wird eine Lösung bevorzugt, nach der 25% bis 49% von VDO an die Börse gebracht werden sollen. Kleinfeld hatte damals allerdings auch Alternativen zu einer Börsennotierung nicht ausgeschlossen.

Offiziell hat der VDO-Wettbewerber Continental AG wiederholt sein Interesse bekundet. Siemens hatte zudem bestätigt, mehrere Interessensbekundungen von Private-Equity-Unternehmen erhalten zu haben. Conti habe aber bislang "keine wettbewerbsfähige Alternative zu einem Börsengang vorgelegt", hatte Siemens-Finanzvorstand Joe Kaeser in der vergangenen Woche gesagt.

Conti hatte zuvor mitgeteilt, über 10 Mrd EUR für Zukäufe stemmen zu können, ohne dieses jedoch konkret auf VDO zu beziehen. Die meisten Analysteneinschätzungen für den Unternehmenswert von VDO bewegen sich in einer Spanne von 7 Mrd bis 10 Mrd EUR.

Webseite: http://www.siemens.com

- Von Alexander Becker und Simon Steiner, Dow Jones Newswires,

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DJG/abe/smh/jhe

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