Einem Bericht der Wirtschaftswoche nach steigt der deutsche Technologiekonzern Siemens aus dem erst im Oktober 1999 gegründeten Joint Venture Fujitsu Siemens Computers (FSC) mit dem japanischen IT-Riesen Fujitsu aus. "Siemens hatte das Recht, seine Anteile dem Partner Fujitsu bis Ende September anzudienen - und das ist auch geschehen", zitiert das Magazin ein Siemens-Aufsichtsratsmitglied. Knackpunkt bei den Ausstiegsverhandlungen sei vor allem der Preis, den Siemens für die Abtretung des Geschäftsanteils von Fujitsu verlangt. Da das Gemeinschaftsunternehmen insgesamt rund 10.500 Mitarbeiter beschäftigt, stellt sich auch die Frage, was mit den Montagestandorten in Augsburg und Sömmerda geschehen soll. Allein in der Bundesrepublik hat das Computer-Joint-Venture 6.200 Arbeitnehmer angestellt.
"Dass Siemens seine Anteile abstößt, halte ich nicht nur für möglich, sondern darüber hinaus auch als richtige Unternehmensstrategie. Schließlich ist das Unternehmen fast schon zu breit aufgestellt und sollte sich auf die Straffung seiner Kernaktivitäten konzentrieren", sagt Erste-Bank-Analyst Hans Engel im Gespräch mit pressetext. Laut dem Fachmann gleiche der Konzern hinsichtlich seiner vielen Branchen eher einem "Gemüsewarenhandel, als dass man im PC-Segment eine besondere Expertise besitzt". Außerdem sei die Konkurrenz mit Hewlett Packard und Dell in Zeiten eines mühsamen Geschäftsumfelds viel stärker. Während sich das Wachstum des Computergeschäfts in den USA und Europa nach wie vor schwierig gestaltet, besteht jedoch noch Expansionspotenzial in Asien, so Engel weiter.
Obwohl Siemens den Bericht sowie den aktuellen Stand der Verhandlungen weder bestätigen noch dementieren wollte, dürften insbesondere die deutschen Produktionsstandorte bereits im Vorfeld für Gesprächsbedarf sorgen. Von der Diskussion über eine mögliche Schließung der Werke in Bayern und Sachsen-Anhalt angeheizt, hat sich unterdessen das Siemens-Team der IG Metall zu Wort gemeldet. "Wir drängen darauf, dass der Erhalt der Werke zur Sprache kommt", wird Michael Leppek von der IG Metall München zitiert. Fujitsu Siemens Computers ist seit seiner Gründung ein von beiden Mutterkonzernen zu jeweils 50 Prozent gleichberechtigtes Gemeinschaftsunternehmen. Obwohl das Joint Venture bis 2009 einen befristeten Status besitzt, ist eine Verlängerung danach bisher noch ungewiss.
Kommt es tatsächlich zu einem endgültigen Verkauf der Siemens-Anteile an Fujitsu, wäre die letzte Computerfertigung in Deutschland von einer möglichen Schließung bzw. Auslagerung bedroht. Insider schließen unterdessen eine Komplettübernahme durch Fujitsu nicht aus. Aber auch der chinesische PC-Hersteller Lenovo ist Spekulationen zufolge an einer Übernahme von Teilen des Geschäfts interessiert. "Ein Lenovo-Einstieg wäre eine Überraschung, da dann zwei völlig unterschiedliche Unternehmenskulturen aufeinanderprallen würden. Eine Beteiligung wäre jedoch sehr interessant", so Engel auf Nachfrage von pressetext. Vor allem wegen der Kosten, die in Deutschland im Vergleich zu asiatischen Herstellern höher ausfallen, wurde schon im Vorfeld über eine Beendigung des Joint Ventures gemutmaßt. Hauptgrund für die Entscheidung, die Kooperation mit Fujitsu aufzukündigen, dürfte aber auch die nicht erfüllten Gewinnerwartungen des Computerherstellers gewesen sein. (pte) (wl)