Siemens -PCs bald auch in Deutschland beim Broadline-Distributor?

10.08.1998

AUGSBURG/MÜNCHEN: Das Computergeschäft von Siemens befindet sich im Umbruch: Eingliederung der SNI in den Konzern, jede Menge neue Köpfe mit neuen Aufgaben, und jetzt steht auch noch der einstufige Vertrieb zur Diskussion."Gestern ging ein Jahr zu Ende, das für uns außerordentlich erfolgreich war", verkündete Gernot Henning, Leiter der Computer Systems Group PC bei der Siemens AG, auf der Kundenveranstaltung "Produkt-Forum È98" am 1. Oktober in Augsburg. Vor allem aufgrund eines sehr guten Endspurts im September mit rund 150.000 ausgelieferten Systemen schafften es die Münchener, das Absatzziel von 1,4 Millionen Einheiten im Geschäftsjahr 1997/98 (30.9.) zu erreichen.

An diesem guten Geschäft hatte der Partnervertrieb einen erheblichen Anteil. Nach Angaben von Steven Handgrätinger, Leiter des PC-Geschäfts in Deutschland, kletterte der Umsatz im Partnergeschäft mit PCs und Intel-basierenden Servern auf 1,143 Milliarden Mark, fast 50 Prozent mehr als im Vorjahr (vgl. Grafik).

In neuen Geschäftsjahr soll der Partner-Umsatz noch mal um 50 Prozent auf dann mehr als 1,7 Milliarden Mark ansteigen. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, denken die Siemens-Strategen derzeit darüber nach, ob sie sich dafür nicht die Unterstützung eines der großen Broadline-Distributoren sichern sollten.

Bereits seit dem letzten Jahr arbeitet Siemens in einigen europäischen Ländern mit Computer 2000 zusammen. Allerdings noch nicht mit dem durchschlagenden Erfolg. Nach Angaben eines hochrangigen Siemens-Managers setzte C 2000 mit Siemens gerade einmal 100 Millionen Mark um.

Die Überlegungen bei Siemens in puncto Distribution in Deutschland befinden sich allerdings noch in einem recht frühen Stadium. Bisher wird das Thema lediglich intern diskutiert. In der Vergangenheit hatte sich das Siemens-Management immer gegen eine Zusammenarbeit mit Distributoren ausgesprochen. Doch die neue Führungscrew um Siemens-Vorstand Rudi Lamprecht und Robert Hoog, Leiter des Geschäftsgebiets Computer Systems, beide ehemalige HP-Manager, stellt alte Dogmen in Frage und hat offenkundig auch keine Scheu davor, heilige Kühe zu schlachten.

Ein Mitglied der Siemens-Führungsriege wird die Entscheidung nur noch als "Betroffener" erleben: PC-Deutschland-Chef Handgrätinger hat nach 19jähriger Betriebszugehörigkeit gekündigt und wechselt zum Januar 1999 als geschäftsführender Gesellschafter zum Siemens-Partner Comics-Gerichs Informationssysteme GmbH nach Stuttgart. (sic)

Etwa drei Viertel des Umsatzes im indirekten Kanal erzielte Siemens-PC im Geschäftsjahr 1997/98 (30.9.) mit den Top-100-Vertriebspartnern. Den größten Zuwachs konnte Siemens im Segment der kleineren Händler verzeichnen. Hier kletterte der Umsatz, freilich auf noch niedrigem Niveau, um 79 Prozent auf 259 Millionen Mark.

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