Gigaset-Streit

Siemens reicht Klage gegen Arques ein

28.04.2010
Im Streit um den gemeinsamen Telefonhersteller Gigaset klagt Siemens abermals gegen den Mehrheitseigner Arques.

Im Streit um den gemeinsamen Telefonhersteller Gigaset klagt Siemens abermals gegen den Mehrheitseigner Arques. Wie Dow Jones Newswires am Mittwoch von einer mit der Angelegenheit vertrauten Person erfuhr, reichte der Münchner DAX-Konzern in dieser Woche Klage bei einem Schiedsgericht außerhalb Münchens ein. Die frühere Gigaset-Mutter will verhindern, dass Arques mittels einer Call-Option auch noch die restlichen Gigaset-Anteile zum Schnäppchenpreis übernimmt.

Die Verträge zwischen Siemens und Arques sehen laut Arques-Vorstandsvorsitzendem Hans Gisbert Ulmke vor, dass der Finanzinvestor zum 30. September für gerade einmal 5.000 EUR die restlichen 19,8% an Gigaset von Siemens übernehmen kann.

"Unsere Anwälte haben geprüft, ob Siemens dagegen etwas unternehmen könnte, aber sie sehen dafür keine Grundlage", sagte Ulmke am Mittwoch zu Dow Jones Newswires. Daher will er wie vereinbart Ende September Gigaset voll übernehmen. Eine Siemens-Klage sei Arques bislang allerdings nicht zugestellt worden.

Siemens und Arques liegen seit Monaten wegen ausstehender Zahlungen von Arques an den DAX-Konzern und an Gigaset über Kreuz und haben sich bereits vor Gericht getroffen. Siemens hatte zunächst einen Wechsel in der Gigaset-Geschäftsführung erwirkt. Arques reagierte daraufhin mit der Absetzung des ehemaligen Siemens-Managers José Costa e Silva bei Gigaset und verärgerte Siemens damit erneut.

Obwohl Siemens bei Gigaset nur noch Minderheitseigner ist, steht für den Münchner Konzern viel auf dem Spiel. Schließlich gilt es, ein Debakel wie beim Verkauf der Handysparte an die koreanische BenQ zu vermeiden. BenQ Mobile endete 2007 in der Insolvenz.

Siemens will aus diesem Grund verhindern, dass Arques den Telefonhersteller an einen Investor weiterreicht, der sich mit dem Kauf übernimmt und das Geschäft an die Wand fährt.

Die Sorge ist nicht gänzlich unbegründet, denn Arques führt mit mehreren Interessenten Gespräche über Gigaset. Laut Ulmke befinden sie sich noch in einem frühen Stadium. "Ein Interessent würde 49 Prozent an Gigaset übernehmen wollen, ein weiterer das gesamte Unternehmen und ein Dritter würde unsere jetzigen Anteile kaufen, wenn die Call-Option nicht ausgeübt wird", sagte Ulmke.

Wann es zu einem Abschluss kommen könnte, vermag Ulmke noch nicht abzuschätzen. Der Finanzinvestor Gores, dem Arques Mitte 2009 bereits das Breitbandgeschäft von Gigaset verkauft hat, sei jedenfalls nicht unter den Interessenten, erklärte der Arques-Vorstand.

Sobald die Gespräche mit möglichen Käufern ein konkretes Stadium erreichen, will Ulmke auch Siemens an den Tisch holen. "Es ist unser Ziel, den Konflikt mit Siemens zu lösen." Ulmke will mit Arques auch künftig in Gigaset investiert bleiben, daher bevorzuge er unter den bisher vorliegenden Offerten diesjenige, die auf einen 49 prozentigen Anteil abzielt. (Dow Jones) (wl)

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