Siemens: Wieviele Entlassungen sind es wirklich?

13.08.2001
"Das Pleitengerede ist die Ouvertüre für noch mehr Personalabbau. Statt 1,2 Milliarden Euro (= 7.500 Arbeitsplätze weniger) sind jetzt 2 Millliarden Euro für Restrukturierung angesetzt (=12.500 Arbeitsplätze weniger). Nach Service und Regionalvertrieb sollen jetzt die Zentrale und die Werke betroffen sein. Ob die schlechte Liefersituation (Negativbeispiel: das outgesourcte Werk Witten!) dann besser wird, ist sehr fraglich." Mit dieser Anmerkung reagierte ein erboster Siemens-Betriebsrat auf die jüngste Ankündigung von Siemens-Zentralvorstand Volker Jung, zuständig für die Informationstechniksparte Information and Communication (I&C), man müsse nun 2,2 Milliarden Euro einsparen. Anfang August hatte es noch geheißen, vom Rotstift erfasst würden nur rund 1,2 Milliarden Euro. Der neue Besen, der bei den Münchnern für die Umsetzung sorgen soll, heißt Thomas Ganswindt. Er löst den glücklosen und mit harscher Kritik - er habe den übergang von der herkömmlichen Telefontechnik hin zu Voice over IP zu spät erkannt - verabschiedeten ICN-Vorstand Roland Koch am 1. September ab. Ganswindt kommt aus der pannengewohnten Sparte Siemens Verkehrstechnik, er gilt als knallharter Sanierer. Diesem Ruf machte Ganswindt auf der jüngsten, von 5101 Mitarbeitern besuchten Betriebsversammlung alle Ehre. Er sprach von möglichen betriebsbedingten Kündigungen ("sind nicht ausgeschlossen"), wobei er sich auf internes Papier stützte, in dem von 8.500 statt statt der derzeit aktuellen 5.000 Stellenstreichungen die Rede ist. Die Mitarbeiter quittierten die Zahlen, die Vorstand Jung als Größe in einem mit dem Vorstand nicht abgestimmten "Szenario" behandelt w wollte, mit Unglauben. "Siemens ICN steht besser da als die Konkurrenz, die auf Ebit-Basis tiefrot glänzt", meinte dazu ein Siemens-Mitarbeiter mit Blick auf Konkurrenten wie Alcatel, Lucent oder Nortel. Dennoch: Der Umbau der Netzwerksparte, die im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2000/2001 (Stichtag: 30. September) einen Verlust (Ebit) von 563 Millionen Euro bilanzierte, nimmt offensichtlich ungeahnte und vom Unternehmen ausgesprochen ungern eingestandene Dimensionen an. Intern munkelt man beispielsweise, Siemens verabschiede sich unter anderem von seinen Produktionsstätten - was zusätzliche Stellenkürzungen nach sich ziehen würde. Auf die Forderung des Betriebsrates, bis Ende September 2002 keine weiteren betriebsbedingten Kündigungen vorzunehmen, lies sich Vorstand Jung nicht ein: "Wir werden um den Personalabbau nicht herumkommen, wenn wir international konkurrenzfähig bleiben wollen." Zur Erinnerung: Personalabbau "ist sogar die primitivste Vorgehensweise, wenn gar nichts anderes mehr hilft", um die Rendite zu erhöhen", sagte Siemens-Vorstandsvorsitzender von Pierer in der Juli-Ausgabe des Anlegermagazins "Bizz".(wl)

"Das Pleitengerede ist die Ouvertüre für noch mehr Personalabbau. Statt 1,2 Milliarden Euro (= 7.500 Arbeitsplätze weniger) sind jetzt 2 Millliarden Euro für Restrukturierung angesetzt (=12.500 Arbeitsplätze weniger). Nach Service und Regionalvertrieb sollen jetzt die Zentrale und die Werke betroffen sein. Ob die schlechte Liefersituation (Negativbeispiel: das outgesourcte Werk Witten!) dann besser wird, ist sehr fraglich." Mit dieser Anmerkung reagierte ein erboster Siemens-Betriebsrat auf die jüngste Ankündigung von Siemens-Zentralvorstand Volker Jung, zuständig für die Informationstechniksparte Information and Communication (I&C), man müsse nun 2,2 Milliarden Euro einsparen. Anfang August hatte es noch geheißen, vom Rotstift erfasst würden nur rund 1,2 Milliarden Euro. Der neue Besen, der bei den Münchnern für die Umsetzung sorgen soll, heißt Thomas Ganswindt. Er löst den glücklosen und mit harscher Kritik - er habe den übergang von der herkömmlichen Telefontechnik hin zu Voice over IP zu spät erkannt - verabschiedeten ICN-Vorstand Roland Koch am 1. September ab. Ganswindt kommt aus der pannengewohnten Sparte Siemens Verkehrstechnik, er gilt als knallharter Sanierer. Diesem Ruf machte Ganswindt auf der jüngsten, von 5101 Mitarbeitern besuchten Betriebsversammlung alle Ehre. Er sprach von möglichen betriebsbedingten Kündigungen ("sind nicht ausgeschlossen"), wobei er sich auf internes Papier stützte, in dem von 8.500 statt statt der derzeit aktuellen 5.000 Stellenstreichungen die Rede ist. Die Mitarbeiter quittierten die Zahlen, die Vorstand Jung als Größe in einem mit dem Vorstand nicht abgestimmten "Szenario" behandelt w wollte, mit Unglauben. "Siemens ICN steht besser da als die Konkurrenz, die auf Ebit-Basis tiefrot glänzt", meinte dazu ein Siemens-Mitarbeiter mit Blick auf Konkurrenten wie Alcatel, Lucent oder Nortel. Dennoch: Der Umbau der Netzwerksparte, die im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2000/2001 (Stichtag: 30. September) einen Verlust (Ebit) von 563 Millionen Euro bilanzierte, nimmt offensichtlich ungeahnte und vom Unternehmen ausgesprochen ungern eingestandene Dimensionen an. Intern munkelt man beispielsweise, Siemens verabschiede sich unter anderem von seinen Produktionsstätten - was zusätzliche Stellenkürzungen nach sich ziehen würde. Auf die Forderung des Betriebsrates, bis Ende September 2002 keine weiteren betriebsbedingten Kündigungen vorzunehmen, lies sich Vorstand Jung nicht ein: "Wir werden um den Personalabbau nicht herumkommen, wenn wir international konkurrenzfähig bleiben wollen." Zur Erinnerung: Personalabbau "ist sogar die primitivste Vorgehensweise, wenn gar nichts anderes mehr hilft", um die Rendite zu erhöhen", sagte Siemens-Vorstandsvorsitzender von Pierer in der Juli-Ausgabe des Anlegermagazins "Bizz".(wl)

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