Sind Frauen die besseren Chefs?

05.04.2001
Im neunten Teil unserer Serie "Wie gut sind Deutschlands IT-Arbeitgeber?" stellt Heike Pohlmann-Böttger* die Frage: Sind Frauen die besseren Chefs? Da das weibliche Geschlecht in Führungsfunktionen deutlich unterrepräsentiert ist,müsste die Fragestellung eigentlich lauten: Wären Frauen die besseren Chefs?

Von guten Führungskräften wird erwartet, dass sie Ausgeglichenheit an den Tag legen, jedem Gespräch gewachsen sind, mit dem ersten Blickkontakt richtige Entscheidungen treffen und bei allem die nötige Ruhe bewahren. Frauen verstehen es grundsätzlich besser, nonverbale Botschaften zu entschlüsseln (*). Die Abneigung gegen Aggressivität und das ausgeglichene Dominanzverhalten (**) ermöglichen weiblichen Führungskräften andere Perspektiven als ihren männlichen Kollegen. Diese Eigenschaften - zusammengefasst - belegen: Frauen haben mehr Sozialkompetenz, was sie grundsätzlich als die besseren Führungskräfte auszeichnet.

Noch sind deutsche Führungskräfte überwiegend männlich, obwohl Frauen Aufstiegsmöglichkeiten gleich wichtig sind wie ihren männlichen Kollegen. Auch hohes Einkommen ist 72,4 Prozent der Arbeitnehmerinnen äußerst und sehr wichtig, wobei ihnen aber zusätzliche Leis-tungen nur in geringeren Anteilen als den männlichen Kollegen angeboten werden. Dennoch sind nur 34 Prozent der Frauen stark an einem Arbeitsplatzwechsel interessiert. Was bindet weibliche Arbeitskräfte also an ihren Arbeitsplatz? Der Verdienst? Wohl kaum, denn in den Gehaltsklassen über 150.000 Mark sind Frauen so gut wie nicht vertreten, wohl aber drei Prozent der Männer der Studie. In der Gruppierung bis 150.000 Mark finden sich 14 Prozent der Teilnehmerinnen wieder. Das heißt: Doppelt so viele Männer verdienen gleich gut oder besser.

Die Grundvoraussetzungen können hier nicht als Kriterium gelten, denn die befragten Frauen verfügen über identische Voraussetzungen in Schulausbildung und Studium. Vielleicht ist einzig und allein das fehlende Selbstvertrauen schuld daran, dass sich die weibliche Arbeitskraft schlechter verkauft.

Gleiche Qualifikation, weniger Geld

Ein Indiz dafür ist zum Beispiel die Antwort auf die Frage, wie gut Arbeitnehmer Verbesserungsvorschläge einbringen können. Hier beurteilen nur 28 Prozent der Frauen ihre Möglichkeiten mit gut bis sehr gut. Vergleicht man diese Quote mit den Männern, die sich nach eigener Einschätzung zu 42 Prozent gut oder sehr einbringen können, zeigt sich eine deutliche Kluft.

Und was bedeutet das für die Frauen? Sie müssen lernen, sich Gehör zu verschaffen und sich besser zu verkaufen.

In der nächsten Folge nehmen wir zum Abschluss der Serie das Personal-Management in IT-Unternehmen unter die Lupe.

*Heike PohlmannBöttger ist Personalentwicklerin und betreut Mitarbeiterbefragungen bei Mayer & Mayer Marketing Consulting in Kornwestheim.

(*) Howard/Bray 1988, u.a....

(**) (Eagly/Steffen 1986 u.a. Männer verhalten sich aggressiver, dominanter und besitzen mehr Selbstvertrauen)

ZUM PROJEKT

E-Benchmarking

Das Projekt "E-Benchmarking" misst online Unternehmensqualität. Mitarbeiter aus mehr als 400 Unternehmen wurden dabei befragt.

Untersucht wurden Ziele, Wertesysteme, Mitarbeiterzufriedenheit, Kundenorientierung, Unternehmenskommunikation, Tools und Methoden. Anschließend können die Teilnehmer ihre Ergebnisse mit einem anonymen Branchendurchschnitt vergleichen.

www.e-benchmarking.de

Zur Startseite