Sind unsere Führungskräfte überfordert?

15.03.2001
Im achten Teil unserer Serie "Wie gut sind Deutschlands IT-Arbeitgeber?" hinterfragt Heike Pohlmann-Böttger*, welche Erwartungen Mitarbeiter an ihre Vorgesetzten richten und inwieweit diese Erwartungen erfüllt werden.

Leitende Positionen in einem Unternehmen sind mit einer Vielzahl von Aufgaben und Verantwortungen gekoppelt. Hervorragendes Fachwissen, verbunden mit fundierten Kenntnissen der Mitarbeiterführung und einer entsprechenden Strategie, umschreibt erfolgreiche Führung.

Führen bedeutet nicht nur Leiten, sondern Begleiten: Arbeitnehmer möchten mit ihren Aufgaben richtig vertraut sein. Fast 72 Prozent aller befragten Teilnehmer wollen durch ihren Vorgesetzten unterstützt werden. In der Realität erfahren aber nur 24,3 Prozent dieser Personengruppe die erhoffte Unterstützung beziehungsweise fühlen sich entsprechend unterstützt.

Unterstützung heißt nicht stetiges Anleiten

Unterstützung darf nicht missverstanden werden. Bei falscher Hilfe ist die Gefahr der Demotivation groß. Nicht das stetige direkte Anleiten ist hier gewünscht, sondern eine neue Form der Zusammenarbeit. Die heißt: Motivation durch Informationsweitergabe und klare Zielformulierung. Erst mit dem Wissen um Sinn und Ziele kann sich der Arbeitnehmer innovativ für das Unternehmen einsetzen.

Hilfe wird von Vorgesetzten erst gefordert, wenn Kollegen und unternehmensexterne Personen keinen Rat mehr wissen. Sind unsere Führungskräfte überfordert?

Die Qualitäten einer hochkarätigen Führungskraft sind Eigenschaften wie Ausgeglichenheit, Stärke und Persönlichkeit. Im täglichen Arbeitsalltag hetzen Führungskräfte der Zeit hinterher. Ist also

- der Zeitmangel ausschlaggebend? Oder ist es

- der Mangel an Fachwissen? Stehen gar

- Hemmnisse wie fehlende Kenntnisse in der Kommunikation einem nutzbringenden Austausch im Weg?

Die Korrelation dieser Punkte kann schnell zu einem Wissensdefizit führen. So ist Weiterbildung für Deutschlands Elite ein wichtiges Zukunftsthema. Sie kann dem Ausbau der persönlichen Kompetenz dienen. Noch stehen oft persönliche Bedenken der Führungskräfte gegen eine mangelnde Anonymität einer Veranstaltung einerseits und fachliche Minderinformation andererseits dem Weiterbildungsgedanken im Weg. Ein interessanter Weg der Weiterbildung ist die immer mehr genutzte Möglichkeit, durch Lehren zu lernen. Ein so implementiertes Wissen führt zu einem erweiterten Horizont, der im Berufsalltag Vorteile verschafft.

Eine weitere Anforderung an Führungskräfte ist die Ausgeglichenheit. Sie wird als wichtiger Faktor erkannt und in immer mehr Unternehmen gefördert. Stärke durch Erholung = Sabbatical. Das heißt, Führungs-persönlichkeiten klinken sich für einen Zeitraum von in der Regel bis zu drei Monaten aus, um dann gestählt mit neuer Motivationskraft ihre Aufgaben anzugehen. Zusammenfassend darf hier die Aussage getroffen werden, dass sich Führungsqualität durch Erholung steigert.

In der nächsten Folge unserer Serie fragen wir: Wie ist es um die Position von Frauen in IT-Unternehmen bestellt?

*Heike PohlmannBöttger ist Personalentwicklerin und betreut Mitarbeiterbefragungen bei Mayer & Mayer Marketing Consulting in Kornwestheim.

ZUM PROJEKT

E-Benchmarking

Das Projekt "E-Benchmarking" misst online Unternehmensqualität. Mitarbeiter aus mehr als 400 Unternehmen wurden dabei befragt.

Untersucht wurden Ziele, Wertesysteme, Mitarbeiterzufriedenheit, Kundenorientierung, Unternehmenskommunikation, Tools und Methoden. Anschließend können die Teilnehmer ihre Ergebnisse mit einem anonymen Branchendurchschnitt vergleichen.

www.e-benchmarking.de

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