SMB-Kunden sorgen für leichten Auftrieb im deutschen PC-Markt

21.11.2002
Nach sechs schlechten Quartalen geht es mit dem deutschen PC-Markt wieder aufwärts. Laut den endgültigen Zahlen von IDC legte der Markt im Vergleich zum Vorjahresquartal um 3,9 Prozent zu. Dabei sorgten vor allem die SMB-Kunden für den nötigen Aufschwung.

Die endgültigen Zahlen der Marktforscher von IDCbestätigen den positiven Trend im deutschen PC-Markt, den schon Gartner Dataquest vergangene Woche anhand vorläufiger Zahlen prognostizierte: Nach sechs schlechten Quartalen wächst der Markt wieder.

Aber damit ist schon Schluss mit den Gemeinsamkeiten der beiden Marktforscher. Das von IDC errechnete Plus liegt mit 3,9 Prozent deutlich unter den Zahlen von Gartner (12,6 Prozent), ist aber immerhin auch positiv und psychologisch sehr wichtig für den angeschlagenen Markt.

Die deutlichste Diskrepanz bei den Bewertungen der Marktzahlen zeigt sich bei der Frage, welche Kundengruppen und welche Produktgruppen für den positiven Trend sorgten. Hintergrund derunterschiedlichen Auffassungen: Gartner schaut tendenziell stärker auf White-Box-Anbieter als IDC. Diese wiederum rechnen aus den angelieferten Retail-Zahlen stärker die SMBs heraus und rechnen sie dem Business-Bereich zu. Wie jeder weiß, kaufen gerade kleinere Unternehmen gerne bei Media-Markt und Co.

Gartner outete deshalb - wieder einmal - die Privatkunden als Wachstumsmotor für die IT-Branche. Anders sieht es bei den IDC-Analysen aus. Demnach habe das Consumer-Segment nach zwei extrem starken Wachstumsquartalen im Notebook-Bereich Schwächen gezeigt (minus 1,7 Prozent). Der Business-Sektor sorgte hingegen bei den Mobilen für ein stattliches Plus von 18,3 Prozent. Besonders die massiven Nachfragen aus dem SMB-Segment hätten hier für Aufwind gesorgt. Somit kam für den gesamten Notebook-Bereich ein Plus von 12,6 Prozent heraus. Insgesamt wurden 389.000 Notebooks in den Markt verkauft.

Der Desktop-Bereich konnte nach Angaben von IDC erstmals nach sechs Minusrunden wieder zulegen, wobei vom Consumer-Markt wohl ein positiver Effekt zum Schulbeginn aufgrund der aggressiven Retail-Preise spürbar war. Dennoch verlor der Desktop im Privatkundenbereich 1,4 Prozent. Die notwendigen Ersatzkäufe im Business-Sektor machten sich weitaus erfreulicher bemerkbar. Besonders die SMB-Kunden nutzten den Preiskrieg für neue Investitionen und sorgten für einen Anstieg um 3,3 Prozent. Nimmt man nun beide Kundensegmente zusammen, erreichte der gesamte Desktop-Bereich ein kleines Plus von 1,4 Prozent. Die gesamte Stückzahl beläuft sich auf 1,137 Millionen Geräte.

Der Servermarkt konnte sich mit einem hauchdünnen Plus von 0,1 Prozent und 47.000 Stück minimal gegenüber dem Vorjahreszeitraum verbessern. Auch in diesem Segment sorgte die verstärkte Nachfrage aus dem SMB-Bereich für den positiven Trend.

Gewinner und Verlierer

Fujitsu Siemens Computers konnte sich mit einem Plus von sieben Prozent und einem Marktanteil von genau 20 Prozent auf dem deutschen PC-Thron behaupten. FSC baute seine Dominanz sowohl im Consumer- als auch im Business-Markt aus. Besonders im Intelbasierenden Serverbereich gelang den Bad Homburgern mit einem Plus von 25 Prozent ein deutlicher Sprung nach vorn. In der jüngeren Vergangenheit hatte FSC auch in diesem Marktsegment einige Federn und Marktanteile lassen müssen.

Obwohl Hewlett-Packard entgegen dem allgemein positiven Markttrend 1,7 Prozent verlor, halten die Böblinger den zweiten Platz. Besonders hoch war der Verlust im Consumer-Bereich. Bei den Desktops verlor HP 70 Prozent, bei den Notebooks waren es 63 Prozent. Ganz anders sah es im Business-Segment aus: Dank aggressiver Preisstrategien im Channel schaffte es das Unternehmen, sowohl im Desktop- als auch im Notebook-Bereich ein Wachstum von durchschnittlich 26 Prozent zu generieren. Dadurch gelang HP bei den Business-Notebooks der Sprung auf den dritten Rang, hinter IBM und Toshiba. Im Business-Desktop-Segment bleibt HP weiterhin auf Platz zwei hinter FSC.

Zeugten die Gartner-Zahlen noch von einer kleinen Wachstumsdelle für Direktanbieter Dell, bescheinigt IDC im Gegensatz dazu den Texanern in allen Produktbereichen Zuwächse, vor allem im Consumer- und SMB-Segment.

Mit einem satten Plus von mehr als 48 Prozent setzt Acer seine Erfolgsserie fort und übernimmt den vierten Platz. Besonders die starkePräsenz im SMB-Markt und im Consumer-Einstiegslevel machte sich positiv bemerkbar.

Dank aggressiver Preise und hohen Marketingaufwands hält sich mit Vobis einer der wenigen Local Player auf dem fünften Platz. Vor allem im Consumer-Bereich konnten die Aachener mit ihren günstigen Notebooks punkten und den zweiten Rang einnehmen.

Während IBM bei Gartner hinter Maxdata eingestuft und dadurch zum Mitglied der anonymen Masse der "Anderen" wurde, liegen die Stuttgarter in den IDC-Top-Ten dank eines Wachstums von fast 30 Prozent vor den Marlern auf dem sechsten Platz. Im Business-Notebook-Geschäft sind sie sogar dank eines Plus von 80 Prozent die Nummer eins. Auch hier sorgte die starke Nachfrage aus dem SMB-Markt aufgrund des erfolgreichen Top-Sellers-Programms für den nötigen Auftrieb.

Maxdata hingegen konnte seinen Zuwachs von insgesamt mehr als 4,6 Prozent vor allem durch ein dreistelliges Wachstum im Servermarkt erreichen. Auch Transtec holte sich hier ein stolzes 35-prozentiges Wachstum.

Der Retail-lastige Hersteller Medion legte aufgrund einzelner, erfolgreicher Deals um 15 Prozent zu. Aber gerade diese großen Einzelaktionen schaffen keine Mehrnachfrage bei den Consumern. Wenn ein Anbieter also durch solch einen Deal zulegt, geht das immer auf Kosten eines anderen. Diese Erfahrung musste nun Actebis machen. Sorgte noch im zweiten Quartal allein eine einzige Lidl-Aktion mit 26.000 Targa-PCs für ein saftiges Plus in der Quartalsrechnung, nahmen Medion und das Dauerfeuer seitens FSC den Soestern wieder die frisch gewonnene Butter vom Brot.

Auf Platz neun hält sich Toshiba wacker mit einem leicht überdurchschnittlichen Wachstum. Während die Japaner im Consumer-Notebook-Bereich ein Minus von 26 Prozent zu verkraften hatten, legten sie zum Ausgleich im Business-Sektor wieder zu.

Werden Weihnachtswünsche wahr?

Nach Ansicht der IDC-Analysten zeigt sich eine leichte wirtschaftliche Erholung, die auch der IT-Branche im vierten Quartal Schützenhilfe geben wird. Deshalb erwarten sie für das gesamte Jahr 2002 ein leichtes Wachstum von 1,5 Prozent gegenüber 2001. Dieser positive Trend soll sich auch im Jahr 2003 fortsetzen. Die Analysten erwarten für den gesamten PC-Markt im nächsten Jahr ein Wachstum von 4,3 Prozent.

Für die einzelnen Marktsegmente gibt es sehr unterschiedliche Prognosen. Während die Großkunden mit ihren IT-Käufen voraussichtlich noch bis zur zweiten Jahreshälfte 2003 warten, sorgen die kauffreudigen SMB-Kunden schon im vierten Quartal 2002 und in der ersten Jahreshälfte 2003 für steigende Zahlen. Die eine oder andere Verkaufsaktion im Retail wird auch im Consumer-Markt zum Jahresende für Aufwärtsbewegung sorgen.

www.idc.com

ComputerPartner-Meinung:

Egal wie Analysten, Hersteller oder Händler die Wachstumsimpulse der Consumer- oder Business-Märkte bewerten - einen gemeinsamen Nenner gibt es: den SMB-Markt. Und genau dieser Kundentyp präsentiert sich derzeit von seiner besten Seite: Beim Replacement und beim Neukauf sowie auf allen Produktebenen zeigt er die höchste Kaufwilligkeit. Mit lösungsbezogenen Angeboten hat der Fachhandel somit beste Chancen, dessen Wünsche zu erfüllen und selbst ein gutes Geschäft zu machen. (go)

Zur Startseite