SNI geht eigenen Weg bei PC-Rrozessoren

20.08.1998

MÜNCHEN: Das NT-Geschäft genießt bei SNI höchste Priorität. Doch da die Kombination aus NT- und PC-Servern Hochleistungsanforderungen nicht genügt, baut SNI nun eigene Mehrweglösungen in seine Server ein - und verkauft sie im Rahmen seiner Softwareangebote als Lösungen.Zwar "kommen im Moment auf jeden Unix- fünf NT-Server", weiß Andreas Zilch, Geschäftsführer Meta Group Deutschland, doch führt der NT-Hype in Unternehmen noch lange nicht zu einem NT-Liebesverhältnis. Im Gegenteil. Weil NT in der aktuellen Version 4 so gut wie nichts kann, was Unix-Server mit gleichmütiger Selbstverständlichkeit bereits seit Jahren beherrschen: Skalierbarkeit, Administration und Ausfallsicherheit ("Maintenance"). Dennoch steht NT in der Beliebtheitsskala vieler DV-Entscheider ganz oben.

Insbesondere Mehr-Wege-Servern gilt das Interesse. Damit können Unternehmen applikationsintensive Prozesse unter NT laufen lassen. Zudem versprechen diese statt teurer NT-Serverfarmen lediglich einen oder zwei Server pro Abteilung zu installieren.

Doch bekanntlich steckt der Teufel im NT-Detail. NT wird erst ab Version 5, also frühestens Ende 1999, mit Skalierbarkeit und Directory-basierter Administration aufwarten. Der Konkurs des Mehr-Wege-Prozessorhersteller Axil Computer im Juni dieses Jahres sorgte zudem für eine definitive Intel-beziehungsweise Corollary-Abhängigkeit bei Acht-Wege-Prozessoren. Die Intel-Tochter kann aber außer Ankündigungen für das Jahr 1999 noch nichts bieten. Und auch scheint sich die groß angekündigte Vereinheitlichung aller SNI-Serverplattformen (siehe ComputerPartner 8/98, Seite 10) mittels des Universalchips Merced von Intel dramatisch zu verzögern: Der Hersteller hält es für möglich, daß sein Mercedchip erst im Jahr 2001 das Licht des Marktes erblicken wird. Folglich kann derzeit kein Marketinggag der Welt Unternehmen dazu bringen, ihre Serverinvestitionen von der Warteschleife Merced abhängig zu machen.

So muß jeder Hardwarehersteller an einer eigenen Lösung basteln, will er mit mehr als Vier-Wege-Prozessoren NT in Datenzentren etablieren. Genau das verspricht SNI mit dem Server "Primergy-870-80". Dieser Server soll Anfang 1999 auf den Markt kommen (siehe Kasten).

"Wo steht Microsoft in zwei Jahren?"

Gemäß der verklausulierten Worte von Joseph Reger, Leiter Technologiemarketing der Enterprise Computing Abteilung (OEC) bei SNI in München, folgt SNI damit dem Weg, den NT nolens volens vorgegeben hat: "So weit wie möglich auf Standards beruhend." Was jeder Hersteller dann seinen Servern noch spendiert, ist notgedrungen eigenentwickelt. Weshalb der ehedem bei IBM Deutschland als Chefdesigner arbeitende SNI-Manager auch meint: "Die Frage nach der Hardware wird über die jeweiligen USPs (Unique Selling Points oder anbietereigene Kaufargumenten) der NT-Adaption entschieden."

Er macht für SNI geltend: Die Controller-Chips für Input/Output (I/0) der Server wurden so gelötet, daß bei Bedarf allein das Auswechseln der Chipsätze genügt, um die notwendige zusätzliche Cache-Leistung zu erhalten. Im Gegensatz dazu sind laut Reger bei Servern, die die Corollary-Architektur benutzen werden, auch die I/O-Logikchips auszutauschen und anzupassen.

Wir haben Lösungen

Dieser Vorteil allein würde SNI gewiß nicht entscheidend weiter bringen. Doch die Paderborner haben jetzt entdeckt, welche Schätze ihre Abteilung "Enterprise Software" enthält. Etwa die Netzwerkmanagementlösung "Transview" oder die Middleware der Marke "Web Transactions" oder "Enterprise Middleware Framework". So ackern die Serverspezialisten an einem Marketingauftritt, der den Lösungsanspruch verdeutlichen soll, den SNI offerieren kann. "Wir bieten nicht nur Hardware an, sondern Produkte, Netze und Dienstleitungen", unterstreicht SNI-Marketier Bernd Puschendorf. Der Ex-Leiter der RS/6000-Abteilung von IBM Deutschland arbeitet nun wie Reger in der OEC-Gruppe als Vice President Marketing.

Einziger Schönheitsfehler der Paderborner Aktivitäten: Derzeit ist SNI im europäischen Middleware-Markt eine quasi unbekannt Größe. Das aber führt dazu, daß die Trumpfkarte "Lösungen" noch nicht sticht. "Hier müssen wir noch viel tun", gibt denn Puschendorf auch zu. Doch hat der Marketier, blickt er auf die Roadmap für den Universalchip Merced, genügend Zeit für seine Marketingstrategie. (wl)

"Unsere Server unterscheiden sich über Middleware von der Konkurrenz", wirbt SNI-Marketier Puschendorf.

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