SNI und die Globalisierung: Die Braut schmückt sich

04.03.1998

MÜNCHEN: Trotz passabler Absatzkurven steht die Zukunft von SNI mehr denn je auf der Kippe. Insider sind sich sicher, daß die Siemens-Tochter den PC-Bereich demnächst ausgliedern wird.Gut ist nicht gut genug. Niemand weiß das zur Zeit besser als SNI-Chef Gerhard Schulmeyer. Noch auf der CeBIT sonnte sich der Vorstandsvorsitzende in - aus seiner Sicht - hervorragenden Geschäftszahlen (siehe Kasten). Trotzdem ist inzwischen klar: Das Ziel, je ein Drittel des Umsatzes in Deutschland, Europa und dem Rest der Welt zu machen, ist für SNI aus eigener Kraft nicht zu schaffen. Weniger als zehn Prozent des Umsatzes werden außerhalb Europas erzielt.

Schulmeyer jettet deshalb seit geraumer Zeit immer mal wieder um den Erdball - auf der Suche nach einem potenten Kooperationspartner. Gespräche mit Digital, Computer Sciences und anderen sind geplatzt, und auch die Gerüchte einer angeblichen Übernahme des NCR-Konzerns lösten sich jetzt in Luft auf. Damit wird es langsam knapp für SNI. Das Handelsblatt meldete vor einigen Tagen, der Siemens-Konzern wolle seine Tochter demnächst zerlegen und nicht als Ganzes, sondern bereichsweise in Kooperationen einbringen - vor allem im Produktgeschäft. Doch SNI-Sprecher Norbert Strauch dementiert gegenüber ComputerPartner: "SNI wird zerlegt? Das stimmt absolut nicht."

Bleibt die Frage, wie die geplanten Kooperationen denn nun genau aussehen sollen. Hierzu herrscht bei den Münchenern Funkstille. Um so beredter sind die "gewöhnlich gut informierten Kreise". Die einen kolportieren, daß SNI das PC-Geschäft ausgliedern wird und sich dabei auch mit einer Minderheitsbeteiligung zufriedengeben würde. "Reine Spekulation", kommentiert Strauch, mag aber auch nicht dementieren. Die anderen gehen eher davon aus, daß SNI vollständig in die Siemens-Mutter reintegriert wird. Schließlich erklärte nicht zuletzt Schulmeyer jüngst: "Entweder wir gehen ganz aus dem Siemens-Konzern raus oder ganz in Siemens rein." Die Tatsachen sprechen für erstere Variante: Schulmeyer hat bereits angekündigt, daß er seinen 1999 auslaufenden Vertrag nicht verlängern wird. Darüber hinaus zeigt das Beispiel Sicad, wohin die Reise geht. Die GIS-Software wird zum 1. April in eine 100prozentige Tochtergesellschaft von Siemens Nixdorf überführt, die Sicad Geographic Information Systems GmbH & Co. OHG.

So oder so, der Traditionsname Nixdorf wird wohl in Bälde verschwinden. Er allein, gesteht auch Schulmeyer, verkauft heute keine Computer mehr. Und eine der wichtigsten Aufgaben der Siemens-Tochter, nämlich der Mutter per Verlustvortrag Steuern zu sparen, hat sich inzwischen erledigt. Ein klärendes Wort von SNI-Lenker Schulmeyer zu den Gerüchten um sein Unternehmen war nicht zu bekommen. Der Manager hielt sich bis Redaktionsschluß in Kanada auf - auf der Suche nach Kooperationspartnern? (ld)

Gerhard Schulmeyer, Vorstandsvorsitzender der SNI AG, sieht die Siemens-Tochter am Scheideweg.

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