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So beschleunigen Sie den Windows-Start

20.02.2017
Von Thorsten Eggeling
Windows bootet schnell – aber nur direkt nach einer Neuinstallation. Lesen Sie, welche Tools die Bootzeit messen, warum Windows immer langsamer wird und vor allem, was Sie dagegen tun können.
Windows zu lahm? Unsere Tricks räumen den Startvorgang auf.
Windows zu lahm? Unsere Tricks räumen den Startvorgang auf.
Foto: MyImages - Micha - shutterstock.com

Ein frisch installiertes Windows ist immer ein erfreuliches Erlebnis. Bereits nach kurzer Wartezeit ist das System einsatzbereit, Anwendungs-Software startet schnell und Windows fährt auch schnell wieder herunter. Das ändert sich jedoch nach einiger Zeit. Windows startet langsamer, und es dauert länger, bis die Oberfläche auf Benutzereingaben reagiert. Ein typisches Problem, bei dem die Ursachen vielfältig sind. Nachdem Sie etliche Programme installiert haben, laufen auf den PC zusätzliche Dienste, einige Programme startet Windows automatisch, und dann gibt es noch Update-Checks sowie Virenscanner und andere Sicherheits-Software, die das System ausbremsen. Dazu kommen noch Einstellungen, wegen denen der PC ohnehin schon nicht optimal läuft. Diese wirken sich jedoch oft erst deutlich aus, nachdem das System stärker beansprucht wird.

So schnell wie am ersten Tag kann Windows bei realistischer Einschätzung nicht werden, denn auf einige Autostart-Programme und Dienste werden Sie nicht verzichten wollen. Antiviren-Software beispielsweise kann Windows deutlich verlangsamen, ist aber zum Schutz notwendig. Aber nicht jedes Programm muss schon kurz nach dem Windows-Start verfügbar sein. Am Anfang steht daher die Analyse, wie schnell Windows startet und welche Prozesse am stärksten zu Verzögerungen beitragen.

1. So finden Sie heraus, wie schnell Ihr Windows wirklich ist

Es gibt mehrere Möglichkeiten, um herauszufinden, welche Prozesse Windows verlangsamen: Über die Ereignisanzeige, mit dem Tool Bootracer oder gar dem komplexen Windows Performance Toolkit. Im Folgenden stellen wir Ihnen alle drei kurz vor.

1.1 Bootzeiten im Windows-Ereignisprotokoll auswerten

Windows protokolliert selbst, wie lange Start und Beenden dauern. Diese Informationen lassen sich über die Ereignisanzeige abrufen. Drücken Sie die Tastenkombination Win-R, geben Sie hinter „Öffnen“ Eventvwr ein und klicken Sie auf „OK“. Im linken Bereich des Fensters gehen Sie auf „Anwendungs- und Dienstprotokolle -> Microsoft -> Windows -> Diagnostics-Performance -> Betriebsbereit“.

Ereignis-IDs interpretieren: Im mittleren Bereich des Fensters sehen Sie vor allem Protokolleinträge von Ereignissen, die beim Starten und Herunterfahren von Windows auftreten. Standardmäßig sind diese nach Datum und Uhrzeit sortiert. Die Ereignis-ID 100 bezieht sich auf Startvorgänge, 200 auf das Herunterfahren. Klicken Sie eine der Meldungen an, dann sehen Sie im unteren Bereich des Fensters hinter „Startdauer“ beziehungsweise „Dauer des Herunterfahrens“ die benötigte Zeit in Millisekunden.

In der Ereignisanzeige ist mit der Ereignis-ID 100 die Zeit vermerkt, die Windows für den Start benötigt. Den IDs 101 bis 199 sind Verzögerungen beim Start zugeordnet. Die ID 200 betrifft die „Dauer des Herunterfahrens“.
In der Ereignisanzeige ist mit der Ereignis-ID 100 die Zeit vermerkt, die Windows für den Start benötigt. Den IDs 101 bis 199 sind Verzögerungen beim Start zugeordnet. Die ID 200 betrifft die „Dauer des Herunterfahrens“.

Fehler, die den Startvorgang von Windows verlangsamen, erscheinen im Protokoll mit einer Ereignis-ID von 101 bis 199. Die unterschiedlichen IDs geben Hinweise auf den betroffenen Bereich. Bei 101 hat eine Anwendung den Start verzögert, 102 bezieht sich auf Treiber, 103 auf Dienste, und bei 106 hat eine Hintergrundoptimierung für Verzögerungen gesorgt. Die IDs 107 und 108 stehen für Verzögerungen bei der Anwendung von Gruppenrichtlinien für Computer sowie Benutzer und bei 109 geht es um die Hardware-Initialisierung. Ein Klick auf eine Meldung zeigt unter „Allgemein“ eine kurze Beschreibung des Problems sowie den Namen der Software, die die Verzögerung verursacht hat.

Wenn ein Problem beim Herunterfahren von Windows auftritt, erstellt die Ereignisanzeige einen Eintrag mit der ID 200. Infos zu dem jeweiligen Bremsklotz bekommen eine ID von 201 aufwärts.

Sollte ein Programm nur einmal oder sehr selten im Protokoll auftauchen, lohnt es sich nicht, das Problem weiter zu untersuchen. Taucht es aber öfter auf, sollten Sie der Sache nachgehen und beispielsweise im Internet nach Benutzern mit ähnlichen Erfahrungen suchen. Auch das Support-Forum des betroffenen Software-Herstellers ist eine gute Anlaufstelle.

Leistungsstatistik: Das Script PC-WELT-Performance. vbs liefert Ihnen die Werte aus dem Ereignisprotokoll ohne umständliche Suche, und es errechnet auch die Durchschnittswerte.
Leistungsstatistik: Das Script PC-WELT-Performance. vbs liefert Ihnen die Werte aus dem Ereignisprotokoll ohne umständliche Suche, und es errechnet auch die Durchschnittswerte.

Durchschnittswerte bestimmen: Die Ereignisanzeige liefert einen ersten Eindruck von den Leistungswerten, aber keine Zusammenfassung über einen längeren Zeitraum. Dafür verwenden Sie das Script PC-WELT-Performance. Entpacken Sie es, und starten Sie die Datei RunAsAdmin.cmd. Damit rufen Sie das VB-Script PC-WELT-Performance.vbs mit administrativen Rechten auf. Die Anfrage der Benutzerkontensteuerung beantworten Sie mit „Ja“. Das Script gibt in einem Fenster hinter „Boot Time“ die letzte Startzeit aus. Es berechnet außerdem den Durchschnitt der maximal letzten 20 Starts und Herunterfahr-Vorgänge. Ein weiterer Wert ist „Main Path Boot Time“, der die Zeit vom Erscheinen des Windows-Start-Logos bis zum Start des Desktops enthält. „Boot Post Boot Time“ ist die Zeit vom Erscheinen des Desktops bis zu dem Zeitpunkt, an dem die meisten Hintergrundprozesse gestartet sind. Beide Werte zusammen ergeben die Windows-Startzeit.

Wenn der Wert von „Main Path Boot Time“ ungewöhnlich hoch ist (mehr als 20 bis 30 Sekunden), liegt die Ursache möglicherweise bei einem Treiber oder Defekten auf der Festplatte. Wird für „Boot Post Boot Time“ eine Zeit von mehr als 30 bis 40 Sekunden angezeigt, ist das Problem eher bei Programmen zu suchen, die Windows automatisch startet.

Das Script erstellt zusätzlich die Datei BootLog.csv mit den Zeiten der maximal letzten 20 Starts. In Lastlog.csv wird bei jedem Scriptlauf jeweils die letzte Startzeit nebst Datum hinzugefügt. Die CSV-Dateien lassen sich beispielsweise in einer Tabellenkalkulation öffnen. Sie können dann eine Statistik der Windows-Starts erstellen und Änderungen über einen längeren Zeitraum nachvollziehen. Ergibt sich eine Verlangsamung, sehen Sie in der Systemsteuerung unter „Programme und Features“ (Windows 7: „Programme und Funktionen“) nach, was Sie kurz zuvor installiert haben.

1.2 Windows-Systembremsen per Bootracer ermitteln und abschalten

Startbilanz: Bootracer zeigt die Zeiten für den letzten und die vergangenen Bootvorgänge. Außerdem lassen sich mit dem Tool Autostart-Programme abschalten.
Startbilanz: Bootracer zeigt die Zeiten für den letzten und die vergangenen Bootvorgänge. Außerdem lassen sich mit dem Tool Autostart-Programme abschalten.

Das Ereignisprotokoll liefert Eckwerte, aber nur in Extremfällen auch Informationen zu den Programmen, die den Windows-Start stark verzögern. Das Tool Bootracer zeigt übersichtlich aufbereitet Daten zur Windows-Startzeit. Es kann auch ermitteln, welche Autostart-Programme wie viel Zeit benötigen. Überflüssige Zeitfresser lassen sich über das Tool auch gleich deaktivieren.

Bevor Sie das Tool verwenden, sollten Sie zuerst die automatische Windows-Anmeldung aktivieren (siehe Kasten). Das ist zwar nicht zwingend erforderlich, weil Bootracer die Anmeldezeit berücksichtigt, erleichtert aber die Messungen bei mehreren Neustarts.

Nach Installation und Start des Tools klicken Sie auf „Boot Time Test“ und bestätigen den Neustart per Klick auf „Yes“. Nachdem der Desktop wieder zu sehen ist, zeigt Bootracer automatisch eine Fortschrittsanzeige mit der Anzahl der Sekunden, die noch bis zum vollständigen Start nötig sind. Danach sehen Sie ein Fenster mit der Gesamtstartzeit. Bewegen Sie den Mauszeiger über das Fenster und klicken Sie auf „Know more?“. Im Fenster von Bootracer sehen Sie, wie lange der Windows-Start gedauert hat („Windows Boot“) und nach welcher Zeit die Oberfläche einsatzbereit war („Desktop“).

Klicken Sie auf „Enable Control“, Setzen Sie ein Häkchen unter „Enable Startup Control“, schließen Sie das Fenster, und klicken Sie erneut auf „Boot Time Test“ und „Yes“. Der Windows-Start bis zum Desktop erfolgt jetzt ohne Autostart-Programme. Diese werden – eines nach dem anderen – erst danach von Bootracer gestartet. Das alleine kann die Startzeit schon um ein paar Sekunden reduzieren.

Starten Sie Bootracer. Im Bereich unterhalb von „Boot Result:“ wechseln Sie auf die linke Registerkarte, klicken dann auf „Which programs slow down start-up?“ und „Startup Programs - Time to Start“. Sie sehen jetzt eine Liste mit Autostart-Programmen, sortiert nach Startzeiten. Die langsamsten Programme kommen zuerst.

Gehen Sie im Kontextmenü auf „Control Startup Programs“. Entfernen Sie das Häkchen vor den Programmen, die besonders langsam starten oder die Sie nicht benötigen.

Automatische Windows-Anmeldung

Windows fordert standardmäßig ein Passwort bei der Anmeldung an. Wenn Sie Ihren PC nur zu Hause nutzen, können Sie auf das Passwort wahrscheinlich verzichten. Auch ein Notebook, das Sie unterwegs verwenden, ist durch das Anmeldepasswort nur oberflächlich geschützt. Bei Diebstahl können Unbefugte über ein Zweitsystem problemlos an Ihre Daten gelangen, es sei denn, Sie haben die Festplatte oder die Daten verschlüsselt.

Das Anmeldepasswort erhöht die Sicherheit für private Windows-Nutzer also nicht erheblich, die Eingabe kostet jedoch Zeit. Schneller geht‘s mit einer automatischen Anmeldung bei Windows. Drücken Sie die Tastenkombination Win-R, tippen Sie netplwiz ein, und bestätigen Sie mit „OK“. Es öffnet sich ein Fenster mit Benutzerkonten. Entfernen Sie oben den Haken bei „Benutzer müssen Benutzernamen und Kennwort eingeben“, und klicken Sie auf „Übernehmen“. Geben Sie nun im folgenden Fenster den Benutzernamen Ihres Standardkontos ein sowie zwei Mal das zugehörige Kennwort. Nun noch zwei Mal auf „OK“ klicken – und Windows startet künftig ohne Passwortabfrage. Das funktioniert sowohl mit einem lokalen Konto als auch mit einem Microsoft-Konto. In diesem Fall tippen Sie hinter „Benutzername“ die E-Mail-Adresse ein, die Sie für die Microsoft-Anmeldung verwenden.

1.3 Detaillierte Windows-Startanalyse für Profis

Bootvorgang aufzeichnen: Stellen Sie im Windows Performance Recorder unter „Performance scenario“ den Eintrag „Boot“ ein, und klicken Sie auf „Start“.
Bootvorgang aufzeichnen: Stellen Sie im Windows Performance Recorder unter „Performance scenario“ den Eintrag „Boot“ ein, und klicken Sie auf „Start“.

Wer ganz genau wissen will, welcher Dienst oder Prozess zur Verlangsamung von Windows beiträgt, nutzt das Profi-Analyseprogramm Windows Performance Toolkit (WPT) von Microsoft. Es ist in der Programmsammlung „ Windows Assessment and Deployment Kit für Windows 10“ enthalten. Trotz der Bezeichnung „Windows 10“ lässt sich das ADK auch unter Windows 7 oder 8.1 installieren. Unter Windows 7 muss vorher das .NET-Framework 4 eingerichtet sein. Über den Webinstaller des Windows ADK lassen sich eine ganze Reihe von Tools herunterladen und installieren. Für unseren Zweck ist jedoch nur das „Windows Performance Toolkit“ erforderlich. Setzen Sie davor im Setup-Assistenten ein Häkchen, alle anderen Haken entfernen Sie.

Starten Sie das Programm Windows Performance Recorder (WPR). Sie finden es über eine Suche im Startmenü. Klicken Sie auf „More options“, und wählen Sie unter „Performance scenario“ den Eintrag „Boot“. Hinter „Number of iterations“ geben Sie eine 1 an, da eine Messung genügt. Klicken Sie auf „Start“.

Im nächsten Fenster zeigt das Tool, in welchem Ordner es das Protokoll ablegt. Standardmäßig ist das „C:\Users\[Ihr Benutzername]\Documents\ WPR Files“. Mit Klicks auf „Save“ und „OK“ startet Windows neu, und die Untersuchung beginnt.

Warten Sie nach dem Neustart, bis der Windows Performance Recorder meldet, dass er das Protokoll gespeichert hat. Klicken Sie auf „Open in WPA“ (Windows Performance Analyzer). Damit starten Sie die Analyse direkt. Wenn Sie erst später damit beginnen möchten, öffnen Sie die ETL-Datei aus dem Ordner „WPR Files“ per Doppelklick im Windows Performance Analyzer. Wenn Sie zunächst noch die Zeit fürs Herunterfahren von Windows messen wollen, wählen Sie im WPR unter „Performance scenario“ den Eintrag „Shutdown“. Tippen Sie unter „Number of iterations“ wieder 1 ein, und klicken Sie auf „Start“.

Bootereignisse auswerten: Der Windows Performance Analyzer stellt die Bootdaten und Startzeiten in Diagrammen und Tabellen dar. Es ist jedoch nicht einfach, in der Datenmenge die relevanten Einträge zu finden.
Bootereignisse auswerten: Der Windows Performance Analyzer stellt die Bootdaten und Startzeiten in Diagrammen und Tabellen dar. Es ist jedoch nicht einfach, in der Datenmenge die relevanten Einträge zu finden.

Bremsklötze finden: Der Windows Performance Analyzer zeigt Ihnen bei Bootprotokollen im linken Bereich die sechs Rubriken „System Activity“, „Computation“, „Storage“, „Memory“, „Power“ und „Other“. Details aus diesen Rubriken können Sie nach dem Ausklappen (Klick auf das kleine Dreieck) per Doppelklick für die grafische Auswertung öffnen. Das Protokoll liefert sehr viele Informationen, sodass die Untersuchung nicht einfach ist. Die grafische Auswertung zeigt auf der Zeitachse für eine ganze Reihe von Prozessen sehr lange Balken. Trotzdem handelt es sich dabei nicht um Systembremsen. Sie kommen den Ursachen für Verzögerungen aber näher, wenn Sie zu der benötigten Ladedauer auch die CPU-Nutzung berücksichtigen.

Klappen Sie im Windows Performance Analyzer im linken Bereich des Fensters die Rubrik „System Activity“ aus, und öffnen Sie „Processes“ sowie „Services“ per Doppelklick. Unter „Computation“ öffnen Sie „CPU Usage (Sampled)“. Der Zeitstrahl im unteren Bereich des Fensters gilt für alle Grafiken und zeigt Ihnen auf der X-Achse die benötigte Bootzeit an. Suchen Sie im Liniendiagramm von „CPU Usage“ nach deutlichen Ausschlägen, die auch einige Zeit dauern. Wenn Sie mit der Maus darüberfahren, erscheint die Bezeichnung des zugehörigen Programms. Suchen Sie dieses dann auch im Balkendiagramm der anderen beiden Auswertungen, und kontrollieren Sie, wie lange seine Ladezeit ist. Das steht in der Spalte „Duration“. Eine lange Ladezeit ist jedoch alleine noch kein Problem. Weitere Daten zu verdächtigen Ladezeiten liefert das Diagramm „Processes“. Die Windows-eigenen Prozesse können Sie in der Regel ignorieren, da sie für das System notwendig sind und nicht deaktiviert werden sollten. Wie Sie mehr über die Funktion einzelner Programme beziehungsweise Prozesse erfahren, lesen Sie im nächsten Punkt auf der nachfolgenden Seite.

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