Microsofts All-in-One im Test

So gut ist das Surface Studio wirklich

Mark Hachmann ist Senior Editor bei PC World.com und beschäftigt sich hauptsächlich mit Microsoft und Mikrochips. Zuvor schrieb er unter anderem für die Portale PCMag, BYTE, eWeek und ReadWrite.


Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.
Mit dem Surface Studio will Microsoft nicht nur Apples iMac überflügeln, sondern den Windows PC wieder cool machen. Wir sagen Ihnen im Test, ob das gelingt.

So etwas wie das Surface Studio von Microsoft hat man vorher nicht gesehen. Kein anderer All-in-One-PC hat einen derart massiven 28-Zoll 4,5K Touchscreen zu bieten, der bei Bedarf auch noch zur digitalen Staffelei wird. Der Surface Pen und das Surface Dial machen das Luxus-Paket für Kreative komplett.

Microsofts Surface Studio im Test: Wie gut ist der Luxus-All-in-One wirklich?
Microsofts Surface Studio im Test: Wie gut ist der Luxus-All-in-One wirklich?
Foto: Adam Murray

Die Umsetzung einiger frischer PC-Ideen ist also schon einmal zu begrüßen. Aber was kann das Surface Studio besser als die Konkurrenz - außer ein Vielfaches zu kosten? Wir haben Microsofts iMac-Rivalen im Test auf die Probe gestellt und sagen Ihnen, wie gut Sie mit dem Surface Studio in Sachen Produktivität aufgestellt sind.

Ein Release-Termin für Deutschland steht bislang - genauso wie Infos zum Preisgefüge - immer noch aus. Den Test des Surface Studio haben deshalb auch die Kollegen unserer US-Schwesterpublikation pcworld.com durchgeführt.

All-in-One mit Luxus-Specs im Test

Der typische PC-Käufer hat in der Regel ein festgelegtes Budget und stellt sich danach das Gerät mit den besten Komponenten, die für dieses Geld zu haben sind, zusammen. Im Fall des Surface Studios ist das der falsche Ansatz. Hier treten die Komponenten zum Wohle des designtechnischen Gesamtbildes in den Hintergrund. Wenn man nämlich ganz nüchtern Preis und Specs betrachten würde, käme man wohl zu dem Schluss, dass sich hier ein schlechtes Geschäft anbahnt.

In unserem Test haben wir das Topmodell unter den Surface Studios auf Herz und Nieren geprüft. Das kostet in den USA derzeit relativ stattliche 4199 Dollar. Unter der schicken Haube stecken aber dennoch keine Desktop-Komponenten, sondern solche für den mobilen Computing-Einsatz: Ein 2,7 GHz Intel Core i7-6820HQ, eine Nvidia GeForce GTX 980M GPU, 32 GB Arbeitsspeicher sowie ein hybrides Storage-Duo (bestehend aus einer 2TB HDD und einer 128 GB SSD).

Das Surface Studio hat auch einen schönen Rücken. Die Platzierung der Anschlüsse an der Rückseite ist zwar ästhetisch, kann aber nicht entzücken.
Das Surface Studio hat auch einen schönen Rücken. Die Platzierung der Anschlüsse an der Rückseite ist zwar ästhetisch, kann aber nicht entzücken.
Foto: Adam Murray

Für einen cleanen Look sorgt die Verlegung sämtlicher Anschlüsse auf die Rückseite der Rechen-Unit. Dafür nimmt man bei Microsoft auch Abzüge in punkto Praktikabilität in Kauf. Und wo wir gerade bei automotiv geprägter Faszination sind: Ein erster Fingerwisch über das riesige PixelSense-Display im 3:2-Format erweckt dieselben Gefühle tiefer, innerer Zufriedenheit, wie der lederne Komfort-Sportsitz eines fabrikneuen Sportwagens. Mit dem Display von Microsofts Luxus-AiO zu interagieren ist eine visuell prägende Erfahrung. Es ist ein IMAX für den Schreibtisch, der Sie in seinen Bann ziehen wird.

Und weil der Screen so groß ist, lassen sich ganz bequem sogar vier Fenster zeitgleich fixieren. Reicht das vielleicht sogar, um sich den zweiten Monitor zu sparen? Sicher, wenn Sie das möchten. Wenn nicht, steht auch am Surface Studio ein miniDisplay-Port zur Verfügung. Allerdings können nicht viele Bildschirme mit der Farbechtheit und dem -spektrum des Screens am Surface Studio mithalten. Dieser unterstützt sowohl das traditionelle sRGB-Farbspektrum, als auch den von der Filmindustrie entwickelten Standard DCI-P3. Eine Standardeinstellung gibt es daneben auch noch. In unseren Test-Messungen brachte es Microsofts All-in-One auf eine Leuchtkraft von satten 410 Lumen.

Wenn es einen Nachteil am Dreh- und Angelpunkt des Surface Studio gibt, dann ist es seine spiegelnde Oberfläche. Glücklicherweise lässt sich der Screen aber relativ einfach justieren, um unerwünschte Blendeffekte zu reduzieren. Erwähnenswert ist an dieser Stelle auch die 1080p-Frontkamera des Surface Studio, die für Windows Hello, Skype und weitere Applikationen zum Einsatz kommen kann.

Das Display des Surface All-in-One

Das Display am Microsoft-AiO ist aber nicht nur zum Ansehen da. Ein sanfter Fingerdruck genügt, schon gleitet das nur etwas mehr als einen Zentimter dicke Display nach unten - dem "zero gravity"-Scharnier sei Dank. In der niedrigsten Position (was in etwa einem Neigungswinkel von 20 Grad entspricht) braucht das Display etwa 40 Zentimeter Platz in die Tiefe.

Im Test gelang die Bedienung des 28-Zoll-Touchscreens fehlerfrei. Über die Handballen-Erkennung des Surface Studio machten wir uns im Test zunächst überhaupt nicht groß Gedanken. Stattdessen haben wir einfach drauf los gezeichnet (und uns abgestützt) - Alles funktionierte tadellos. Wie die Displays der übrigen Surface-Familie unterstützt auch der Screen des AiO die 10-Point-Multitouch-Technologie - auch wenn die meisten User in der Praxis nicht viel mehr damit anfangen dürften, als zu zoomen.

Der Screen des Surface Studio lässt sich bei Bedarf bis zu einem Winkel von circa 20 Grad neigen.
Der Screen des Surface Studio lässt sich bei Bedarf bis zu einem Winkel von circa 20 Grad neigen.
Foto: Adam Murray

Redaktionsintern entstand während des Tests allerdings eine kleine Debatte darüber, ob das Surface Studio auch bei maximaler Bildschirmneigung vom ergonomischen Standpunkt aus überzeugen kann. Die Kollegen, die in dieser Position im Test damit gearbeitet haben, hatten diesbezüglich nichts zu beklagen.

Das Display des Surface Studio ist ohne Zweifel ein Alleinstellungsmerkmal. Zwar nicht, was das Design angeht (Dells s2340t-Monitor etwa sah ganz ähnlich aus), dafür aber in Sachen Verarbeitungsqualität. Während unserer Testphase zeichnete sich der All-in-One-PC von Microsoft durch seine zuverlässigen mechanischen Komponenten aus und überstand auch mehrere "Umzüge" an verschiedene Arbeitsplätze anstandslos. Das Surface Studio fühlt sich in jeder Lebens- beziehungsweise Scharnier-Lage robust und strapazierfähig an.

Macht das Surface Dial Sinn?

Das Surface Dial ist das innovativste Stück Zubehör, das das Surface Studio zu bieten hat. Einige Mac-User dürften sich beim Anblick des Drehrads unter Umständen an den schon etwas betagteren Griffin PowerMate erinnern.

Das Surface Dial kann auch direkt auf den Bildschirm des Surface Studio aufgesetzt werden.
Das Surface Dial kann auch direkt auf den Bildschirm des Surface Studio aufgesetzt werden.
Foto: Adam Murray

Das Surface Dial gehört - ebenso wie eine Maus, die Touchscreen-Funktion oder der Stylus - nicht zwingend zum Surface Studio-Paket. Im Test hat sich das kleine Peripherie-Teil aber überraschend häufig als nützlich erwiesen. Mit einem Gewicht von 136 Gramm und einem Durchmesser von 5,8 Zentimetern ist das Surface Dial nur unwesentlich größer als ein Eishockey-Puck. Die Unterseite des Rädchens ist sowohl für den Schreibtisch, als auch den Screen selbst geeignet.

Ein langer Druck auf den Knopf öffnet ein strahlenförmiges Menü, navigiert wird mit weiteren Dreh- und Druckbewegungen. Auf der Unterseite des Dials sorgt ein spezielles Pad für die richtige Haftung auf dem Display-Glas - unabhängig vom Stellwinkel des Bildschirms. Lässt man das Dial auf dem Screen "hängen" ergibt es sich dennoch langsam der Schwerkraft. Das Dial lässt sich wie ein gewöhnliches Navigationswerkzeug für Windows verwenden und ist überraschend gut für Webbrowsing geeignet.

Zusätzlich lässt sich das Surface Dial auch um eigene, benutzerdefinierte Funktionen erweitern. Wer zeichnet, kann über das Dial auch ein Farbspektrum aufrufen. In der Praxis ist es allerdings oft effektiver und schneller, die Maus oder den Surface Pen zu benutzen.

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