Zuhörer fesseln und begeistern

So kommt Ihre Rede gut an



Renate Oettinger war Diplom-Kauffrau Dr. rer. pol. und arbeitete als freiberufliche Autorin, Lektorin und Textchefin in München. Ihre Fachbereiche waren Wirtschaft, Recht und IT. Zu ihren Kunden zählten neben den IDG-Redaktionen CIO, Computerwoche, TecChannel und ChannelPartner auch Siemens, Daimler und HypoVereinsbank sowie die Verlage Campus, Springer und Wolters Kluwer. Am 29. Januar 2021 ist Renate Oettinger verstorben.
Für Führungskräfte sind Reden Pflicht. Doch häufig sind sie kein Ohrenschmaus. Vielmehr fragen sich die Zuhörer schon nach wenigen Sätzen: Wann wird endlich das Buffet eröffnet? Doch mit den richtigen Tricks können Redner ihr Publikum begeistern, sagt Andreas Lutz.

Der Saal ist geschmückt, das Buffet ist aufgebaut. Und die Gäste sind in eleganter Garderobe erschienen. Dann tritt der Redner ans Pult und spricht die ersten Worte. Alle lauschen gebannt. Doch nach wenigen Sätzen erlahmt ihr Interesse.

Dieses Phänomen kann man das ganze Jahr über beobachten. Denn die Chefansprache gehört ebenso obligatorisch zum Programm einer Weihnachtsfeier wie der Festschmaus. Ähnlich ist es bei Neujahrsempfängen, Firmenjubiläen und anderen betrieblichen Anlässen für Kunden, Verbands- und Vereinsmitglieder. Auch hier sind Reden Pflicht – obwohl die Zuhörer sie meist eher als sättigende Beilage denn als Ohrenschmaus empfinden.

Untersuchungen zeigen: Der Erfolg einer Rede hängt vor allem davon ab, ob der Redner den Zuhörern sympathisch ist.
Untersuchungen zeigen: Der Erfolg einer Rede hängt vor allem davon ab, ob der Redner den Zuhörern sympathisch ist.
Foto: Halfpoint - Fotolia.com

"Dabei blicken die Zuhörer der Rede meist gespannt entgegen", weiß (Verkaufs-)Rhetoriktrainer Ingo Vogel aus Esslingen – "sofern sie nicht aus den Vorjahren bereits die langatmigen Ansprachen des Chefs oder Verbandsvorsitzenden kennen." Entsprechend leicht könnten Redner ihr Publikum begeistern.

Die Zuhörer als Person ansprechen

Untersuchungen zeigen: Der Erfolg einer Rede hängt vor allem davon ab, ob der Redner den Zuhörern sympathisch ist. Wichtig ist auch die Dramaturgie. Recht gering ist hingegen die Bedeutung des Inhalts, worauf die meisten Redner besonders achten. Daraus folgt: Ein Redner muss vor allem einen Draht zum Publikum finden und seine Inhalte gut verpacken.

Doch wie gewinnt ein Redner die Sympathie der Zuhörer? "Er sollte authentisch wirken und die Rede zu ihm passen", betont die Managementtrainerin Sabine Prohaska, Wien (A). "Unglaubwürdig wirkt es, wenn ein Kleingeist sich plötzlich als Witzbold präsentiert oder ein Einzelkämpfer sich verbal mit den Anwesenden verbrüdert."

"Ein guter Redner nimmt seine Zuhörer mit auf eine Gedankenreise", erklärt Prohaska – zum Beispiel durch das vergangene Jahr. Also sollte er zunächst erkunden: Was ist der Anlass der Reise? Wohin soll sie gehen? Und wer nimmt daran teil? Erst danach sollte er das Reiseprogramm festlegen. Einen weiteren Tipp hat die Kommunikationstrainerin Dr. Gudrun Fey, Stuttgart (D): "Analysieren Sie im Vorfeld: Wer sitzt mir gegenüber?"

Sind die Zuhörer Mitarbeiter, also Untergebene, sollte die Rede anders konzipiert sein als wenn sie sich an Kollegen wendet. Ebenfalls wichtig: Welche Beziehung besteht zwischen den Zuhörern? Arbeiten sie zum Beispiel im Alltag zusammen? Dann haben sie gemeinsame Erfahrungen, auf die der Redner sich beziehen kann. Sehen sich die Zuhörer hingegen nur ein Mal pro Jahr, "müssen Sie auf andere Elemente zurückgreifen, um einen gemeinsamen Nenner zu finden", erklärt Gudrun Fey. Etwa die Entwicklung in der Branche.

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