Managementmethoden

So schaffen Sie echte Innovationen



Renate Oettinger war Diplom-Kauffrau Dr. rer. pol. und arbeitete als freiberufliche Autorin, Lektorin und Textchefin in München. Ihre Fachbereiche waren Wirtschaft, Recht und IT. Zu ihren Kunden zählten neben den IDG-Redaktionen CIO, Computerwoche, TecChannel und ChannelPartner auch Siemens, Daimler und HypoVereinsbank sowie die Verlage Campus, Springer und Wolters Kluwer. Am 29. Januar 2021 ist Renate Oettinger verstorben.
Führungskräfte und Unternehmen können von Jazzern und anderen Künstlern lernen. Worauf es dabei ankommt und welchen Kreativmethoden en vogue sind, erklärt Dr. Roland Geschwill.

Früher reichte es, gute Produkte zu verkaufen und effizient zu produzieren, um erfolgreich zu sein. Heute jagt eine Innovation die nächste. Junge, kleine Unternehmen verfolgen etablierte Unternehmen, die alten "Platzhirsche", oder lassen sie ganz keck gleich links liegen. Die Newcomer scheren sich nicht um herkömmliche Branchengrenzen, schon gar nicht um Traditionen, und entwickeln sich mitunter in rasanter Geschwindigkeit zu Marktführern.

Diese Situation stellt gänzlich neue Anforderungen an die Entscheider in Unternehmen. Sie müssen heute in der Lage sein, mit unübersichtlichen Situationen umzugehen, für überraschende Problemstellungen schnell Lösungen zu finden und Widersprüche zu überbrücken. Die bekannten Managementmethoden reichen für die komplexen Anforderungen der Gegenwart nicht mehr aus, das Methodenspektrum muss sich erweitern.

Erfolg ist wie ein Lorbeerkranz: eine Auszeichnung für besondere Leistungen. Diese sind meist die Folge von Innovationen.
Erfolg ist wie ein Lorbeerkranz: eine Auszeichnung für besondere Leistungen. Diese sind meist die Folge von Innovationen.
Foto: Natbleu, Fotolia.de

Erfolg zu haben bedeutet für Organisationen zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu allererst: kreativ, innovativ und anders zu sein. Künstler können echtes kreatives Denken in Unternehmen auf vielfältige Weise in Gang setzen. Es gibt eine Vielzahl von Geschichten, wie Kunst in all ihren Formen - von der Musik über das Theater bis zur Malerei - Kreativität und Innovationen in der Wirtschaft befördert hat.

Es war der Chorsänger Art Fry, der sich in den 1970er-Jahren darüber ärgerte, dass ihm die Buchmarker während des Singens herausfielen. Er erinnerte sich an das gescheiterte Projekt mit dem schwach haftenden Kleber. So kam ihm die Idee mit den kleinen, gelben Zetteln. Diese Geschichte wird heute noch in dem amerikanischen Konzern 3M erzählt, dem Unternehmen, das mit den Post IT´s , bereits Milliarden US-Dollar verdient hat.

Angesichts der Bedeutung von Innovationen stellt sich für Unternehmen die zentrale Frage: Wie schaffen wir es, kreative Prozesse zu gestalten und Ideen zu echten Innovationen am Markt werden zu lassen?

Kunst kennt wenig Routinen

Üblicherweise versucht das herkömmliche Management Innovationen durch eine strukturierte Vorgehensweise zu erreichen, das kreative Denken wird geplant. Dem gegenüber steht die Art und Weise, wie Künstler vorgehen: eher intuitiv und experimentierend. Pablo Picasso etwa übermalte Bilder mehrmals, bis er mit dem Ergebnis zufrieden war. Oder: Wer ein Buch schreibt, schreibt oftmals vier oder fünf Versionen, bis die Endfassung steht. Oder: Wer ein Jazzstück spielt, spielt das Stück mehrmals, aber immer anders. Kunst kennt wenig Routinen.

Das Potenzial, das in den Kopplungen zwischen Kunst und Wirtschaft schlummert, können Unternehmen noch deutlich besser nutzen. Künstlerische Kreativität funktioniert allerdings vielfach völlig anders als mancher erwartet. Echte Kreativität ist harte Arbeit und ohne Rückschläge nicht zu haben. Das kennt jeder erfahrene Projektmanager. Jedes Vorhaben gerät auch in der Wirtschaft ins Stocken und nimmt Wendungen, mit denen im Vorfeld niemand gerechnet hat. Es heißt dann: Improvisieren und nach anderen, ungewöhnlichen Lösungen zu suchen. Projektebeteiligte können hier von Künstlern den Umgang mit Improvisation und Krisen lernen.

Dafür braucht es auch die Bereitschaft von Führungskräften sich in ihrer Persönlichkeit weiterzubilden. Das lohnt sich! Wer zum Beispiel mit dem Pianisten Jens Thomas einmal ein Tagesseminar gemacht haben, wird als Manager nie mehr in seinem Leben langweilig präsentieren. Wer mit einem Kunstmanager-Team einmal sein neuestes Projekt besprochen hat, wird anschließend in dem Projekt anders arbeiten. Der Spaß und der Fortschritt entstehen durch das Aufeinandertreffen und die Konfrontation von Kunst und Management. Wer in einem Managementtraining Spezialisten kennen lernt, die Kunst erfolgreich vermarkten, ist nicht nur beeindruckt, sondern verändert seine Wahrnehmung. Allerdings: Diese Konfrontation ist nur etwas für Führungskräfte, die sich tatsächlich verändern wollen.

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