Tipps für Verkaufsleiter

So werden Sie agiler im Vertrieb

Katja von Bergen arbeitet als Unternehmens- und Managementberaterin für die international agierende Unternehmensberatung Dr. Kraus & Partner, Bruchsal. Die Diplom-Betriebswirtin ist auf die Themenfelder Changemanagement, Projektmanagement und Unternehmensentwicklung spezialisiert.
Christian Herlan arbeitet als Unternehmens- und Managementberater für die international agierende Unternehmensberatung Dr. Kraus & Partner, Bruchsal, die auch Agile Coaches ausbildet. Er ist auf die Themenfelder Change- und Projektmanagement beziehungsweise Vertriebsmanagement und -entwicklung spezialisiert.

Gemeinsam aus Erfolgen und Misserfolgen lernen

Eine solche Selbstreflexion zumindest im Kollegenkreis, ist den meisten Verkäufern nicht in die Wiege gelegt: Ihr Persönlichkeitsprofil entspricht meist dem von Einzelkämpfern. Und diese Mentalität wird oft durch ihre Arbeitgeber gefördert - zum Beispiel durch individuelle Boni statt Team- oder Unternehmensboni. Teilweise ist dies gerechtfertigt. Denn wenn ein Verkäufer beim Kunden ist, darf er nicht so gestrickt sein, dass ihm stets jemand zur Seite stehen muss. Er muss in der Lage sein, autonom und selbstständig - situations- und kundenabhängig - sich zu entscheiden und zu agieren.

Die Kehrseite der Medaille ist jedoch: Häufig findet zu wenig Austausch in der Vertriebsorganisation statt. Nicht selten wird sich nur einmal pro Monat getroffen. Und wenn es gut läuft? Dann findet zudem eine wöchentliche Telefonkonferenz statt. Außerdem wird in den Vertriebsmeetings meist nur über die Umsatzzahlen gesprochen sowie die gewonnenen oder verlorenen Kunden. Und zuweilen unterhält man sich noch darüber, welche Aufträge man gerne als nächstes gewinnen würde.

Nur ganz selten werden in den Vertriebsmeetings jedoch folgende Fragen erörtert:

  1. Was genau waren die Erfolgs- beziehungsweise Misserfolgsfaktoren bei diesem Projekt, bei diesem Kunden? Und:

  2. Was können wir aus den (Miss-)Erfolgen lernen?

Deshalb gehen die Meetings selten über eine Nabelschau mit Reportcharakter hinaus. Ein systematisches Lernen erfolgt in der Regel nicht.

Im Try-and-Error-Verfahren neue Lösungen finden

Ein solches Lernen setzt voraus, dass in der Vertriebsorganisation eine Kultur und Struktur besteht, die sicherstellt, dass

  1. die Vertriebsmitarbeiter offen und angstfrei über die Probleme und Herausforderungen sprechen, mit denen sie im Kundenkontakt kämpfen, und

  2. sich wechselseitig Feedback geben und beraten.

Außerdem wäre hierfür eine Kultur nötig, bei der die Vertriebsmitarbeiter gemeinsam ihre Misserfolge unter die Lupe nehmen, denn: Über Erfolge freuen wir uns, doch aus Misserfolgen lernen wir.

Damit ein solches Lernen erfolgt und der Vertrieb agiler wird, sollten in den Vertriebsteams unterschiedliche Verkäufertypen beziehungsweise -persönlichkeiten vertreten sein. Denn die Kunden und ihre Bedürfnisse sind verschieden. Also wollen sie auch unterschiedlich angesprochen und betreut werden. Zudem sollten - gerade, wenn es um den Vertrieb komplexer Produkt- und Dienstleistungen geht - an den Reflexionstreffen auch Vertreter der anderen Unternehmensbereiche teilnehmen, die am Erbringen der Leistung, die die Vertriebsmitarbeiter verkaufen, beteiligt sind. Denn sie bringen aufgrund ihrer Funktion in der Organisation oft andere Perspektiven ein, die neue "Lösungen" und Vertriebsstrategien ermöglichen.

Diese müssen häufig im Try-and-Error-Verfahren ermittelt werden. Ein solch iteratives und experimentelles Vorgehen beim Lösen schwieriger Aufgaben sind erfahrene Vertriebsmitarbeiter gewohnt. Denn sonst würden sie bei komplexen Vertriebsaufgaben, bei denen es oft zunächst darum geht, die wahren Bedürfnisse der Zielkunden zu erkunden, keinen Erfolg haben. Doch leider findet das hiermit verbundene Lernen meist nur auf individueller Ebene statt. Besser wäre es, wenn sich die Vertriebsmitarbeiter gemeinsam in solche reflexiven Lernschleifen begäben, mit dem übergeordneten Ziel die Vertriebseffizienz zu steigern.

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