Software-Miete die Zweite - Distis gucken in die Röhre

29.03.2001
Wieder mal startet Microsoft eine Initiative zur Software-Miete. Das bestehende Open-License-Verfahren wollen zwar die Redmonder zwar beibehalten, aber die Priorität im Mittelstandsgeschäft liegt eindeutig in der Software-Miete.

Am 1. Mai startet Microsoft in Deutschland ein neues Lizenzprogramm. Neben dem weiter bestehenden Open-Li-cense-Modell, bei dem Lizenzen ganz klassisch käuflich zu erwerben sind, legt die Redmonder Company ein Mietprogramm namens "OSL" (Open Subscription Licence) auf. Kunden mieten sich danach drei Jahre lang die Lizenzen von Betriebssystem, Office-Paket oder SQL-Datenbank, zahlen jährlich die Mietraten an Microsoft und werden dafür mit neuen Releases versorgt, falls diese während der Mietlaufzeit herauskommen.

Ein Fachhändler, der seinen Kunden für dieses Mietprogramm begeistern kann, erhält als Bonus 15 Prozent des dabei getätigten Umsatzes. "Das ist auf jeden Fall besser, als die momentane Situation, wo die Margen fünf Prozent oder weniger betragen", rührt Microsofts frisch gebackene Vertriebsleiter Mittelstand, Wolfgang Ebermann, die Werbetrommel für sein neues Lizenzmodell.

Außerdem wird dabei der Fachhändler weitgehend von Administrationsaufgaben befreit, da der Kunde die Software online bei Microsoft bestellen muss. An den Hersteller fließen auch die jährlichen Raten, so dass bei eventuell nötigen Krediten, das Risiko bei Microsoft verbleibt. Denn die 15 Prozent des Umsatzes erhält der Händler auf jeden Fall - ebenfalls in drei jährlich zu entrichtenden Raten. Sie gelten sozusagen als Beratungsgebühr.

Nicht billiger, aber lohnender?

Dem Kunden möchte Microsoft das ganze untern anderem mit geringeren Einstiegskosten schmackhaft machen. Zwar ist der Mietpreis genau so hoch, als wenn sich der Kunde alle drei Jahre neue Software kaufen würde, aber durch deren Miete ergeben sich laut Ebermann Steuervorteile. So sind Mietanschaffungen bilanzneutral und sofort steuerlich absetzbar.

Ferner lockt Microsoft mit diversen Preisnachlässen: Setzt etwa der Kunde lediglich eine Update-fähige Beta-Version der Software ein, fällt der Mietpreis gleich um die Hälfte. Erwirbt er gar die Rechte, die gesamte Plattform, also Windows 2000, Office 2000 und die Backoffice-Client Access License (CAL), nutzen zu dürfen, erhält er hingegen nur einen Mietnachlass von 15 Prozent.

Die Distribution bleibt dabei auf jeden Fall außen vor. "Für diese Art des Vertriebs benötigen wir keine Distributionspartner", so Ebermann. Microsoft selbst wird die Datenträger an Kunden verschicken und auch die Zahlungsmodalitäten übernehmen.

Wer sich als Handelspartner an dem neuen Lizenzierungsverfahren beteiligen möchte, kann sich ab Mitte April unter www. osl.microsoft.com als sogenannter "Software Advisor" registrieren lassen. Über die Details werden Interessenten ab sofort unter der Telefonnummer 0 18 05/30 5 5 unterrichtet.

Das nun vorgestellte Lizenzmodell zur Software-Miete ist das Ergebnis eines sechs Monate andauernden Pilotprojekts, an dem sich insgesamt 20 Kunden beteiligt haben. "Daraus haben wir sehr viel lernen können", betont Ebermann die Vorteile einer derartigen Maßnahme. So gingen etwa der dreijährige Mietzeitraum, die 15-prozentige Umsatzbeteiligung des Fachhandels sowie die Preismodelle aus dem Pilotprojekt hervor. "Anfangs haben wir dort noch Fehler gemacht", gibt auch Ebermann unumwunden zu.

Zuversichtlich zeigt sich der Vertriebsleiter hinsichtlich der Erfolgschancen des Subskriptionsmodells: "Noch dieses Jahr werden zehn bis 15 Prozent der neu erworbenen Lizenzen auf Mietbasis abgeschlossen." Bereits innerhalb der nächsten zwei Jahre soll sogar die Parität zwischen Kauf und Miete erreicht werden und spätes-tens 2003 wird laut Ebermann die Zahl der Software-Mietverträge die Menge der käuflich erworbenen Lizenzen überflügeln.

www.microsoft.de

ComputerPartner-Meinung:

Wenn Ihr mittelständischer Kunde tatsächlich immer auf die neusten Versionen von Microsoft besteht, und diese auch sofort nach der Freigabe erhalten möchte, so können Sie ihm das Open-Subscription-Modell sicherlich ans Herz legen. Zeigt Ihr Kunde hingegen eine gesunde Skepsis gegenüber Neuerscheinungen und möchte er nicht gerne als kostenloser Beta-Tester von fehlerbehafteten Programmen missbraucht werden, ist er mit dem bestehenden Lizenzierungsverfahren sicherlich besser beraten. (rw)

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