Software- und Service-Markt 2001: kein Grund zum Trübsalblasen

22.02.2001
Die Software-Anbieter haben in puncto Wachstumsraten auch in diesem Jahr bessere Karten als ihre Kollegen aus der Hardware-Fraktion. Das zumindest glauben die Experten der Unternehmensberatung Diebold.

Wo stehen wir heute in der Software-Branche?" So lautete der Titel des Vortrags von Gerhard Adler, Geschäftsführer der IT-Unternehmensberatung Diebold Deutschland GmbH, bei den 14. Software-Unternehmer-Gesprächen Mitte Februar in Berlin. Diebold geht davon aus, dass der IT- und TK-Gesamtmarkt in diesem Jahr um acht bis neun Prozent auf 345 bis 350 Milliarden Mark ansteigen wird. Zum ITK-Markt zählen bei Diebold auch Bürotechnik, Bauelemente und -gruppen, Embedded Systems und Unterhaltungselektronik im Gesamtvolumen von knapp 100 Milliarden Mark (siehe Grafik 1).

Für dieses Jahr erwartet Diebold im Teilmarkt IT und Büro eine Wachstumsrate von 7,5 bis 8,5 Prozent, ebenso wie im Teilsegment Telekommunikation. Für die Jahre 2002 und 2003 nimmt Diebold Wachstumraten von sechs bis sieben (IT) beziehungsweise sieben bis neun Prozent (TK) an. Im Vorjahr entfielen knapp 58 Prozent des IT-Gesamtumsatzes auf Software und Dienstleistungen.

Diese Zuwachsraten können zwar bei weitem nicht an diejenigen früherer Jahre heranreichen, Adler unterstrich allerdings, dass sie noch immer mehrfach über der Entwicklung des Bruttosozialprodukts liegen. Die vielfach anzutreffende Meinung, dass die Informationstechnik völlig unabhängig von der allgemeinen Konjunktur verlaufe, ist überholt, wie der Diebold-Geschäftsführer anhand der parallelen Entwicklungslinie von ITKWachtumsraten und Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts zeigte (siehe Grafik 2).

Ein wenig detaillierter auf die besondere Situation der Software-Branche ging auf dem Berliner Kongress Diebolds Chefberater Fritz Jagoda ein. Im Vergleich zum allgemeinen IT-Wachstum für dieses Jahr von 7,5 bis acht Prozent könnten die Software-Unternehmen mit zweistelligen Steigerungsraten rechnen (siehe Grafik 3). Ein unterdurchschnittliches Wachstum im Bereich IT-Services zieht den Schnitt allerdings wieder kräftig nach unten.

Bei den Software-Produkten sagt Diebold den Standardapplikationen ein kräftiges Wachstum um 13,3 Prozent voraus. Die Zuwachsrate ist allerdings etwas geringer als im Vorjahr. Deutlich flacher als im Jahr 2000 wird die Wachstumskurve bei System-Software verlaufen: Diebold rechnet mit einem Plus von nur 6,3 Prozent. Bei den Betriebssystemen weitet sich die Windows-Plattform sowohl bei Unternehmens-Servern (Mainframes) als auch bei Netzwerk-Servern und Arbeitsplatzrechnern weiter aus. Verlierer sind bei den Unternehmens-Servern die klassischen proprietären Systeme, bei den Netzwerk-Servern Unix und Novell (nicht aber Linux), und auf Client-Ebene ebenfalls Unix.

Im Segment Software-Projekte wird der Zuwachs in diesem Jahr mit 9,8 Prozent unter der Steigerungsrate des Vorjahres liegen (plus 13,3 Prozent). Dagegen erwarten die Unternehmenbsberater im Bereich IT-Consulting ein kräftiges Umsatzplus um knapp 15 Prozent. Im vergangenen Jahr verzeichneten die Beratungshäuser lediglich einen Zuwachs um durchschnittlich 3,7 Prozent.

Mit IT-Services ist in diesem Jahr nicht viel zu holen. Vor allem die Anbieter von Equipment-Services (Hardware-Maintanance, Desktop-Services) sind arm dran: Das Wachstum in diesem Segment soll nur 1,9 Prozent betragen. Vergleichsweise gut stehen dagegen die Anbieter von Rechenzentren und anderen Outsourcing-Dienstleistungen da: Für sie verspricht Diebold sogar ein besseres Jahr als 2000: plus 8,6 Prozent Wachstum. Richtig die Post ab geht bei den IT-Trainings: Nach einem schlappen Zuwachs von 1,3 Prozent im vergangenen soll das Geschäft in diesem Jahr mit einem Umsatzplus von 10,1 Prozent geradezu explodieren.

Schaut man sich an, welche Branchen den Software-Anbietern die größten Umsätze bescheren, dann ergibt sich folgendes Bild: Mit Abstand die größten Einzelposten sind die Fertigungsindustrie und die Finanzdienstleister. Rund 29 beziehungsweise 22 Prozent macht die Software-Branche mit diesen beiden Wirtschaftszweigen. Mit großem Abstand folgen der öffentliche Sektor (neun Prozent), der Handel (acht Prozent), Telekommunikationsdienstleister (immerhin schon sieben Prozent) und Transport/Verkehr (vier Prozent).

Den größten Bedarf in den Jahren bis 2003 sieht Diebold bei den Telekomfirmen (durchschnittliche jährliche Steigerung bei Software- und Services-Bedarf: 14 bis 16 Prozent), den Finanzdienstleistern (12 bis 14 Prozent), Verkehr/Transport sowie Fertigungsindustrie (jeweils zehn bis zwölf Prozent). Abgeschlagen die öffentliche Hand mit sechs bis acht Prozent Steigerung.

Wo liegen für Software- und Service-Anbieter Wachstumsfelder? Auch auf diese Frage hat Diebold eine Antwort. Noch gute bis sehr gute Zuwächse erwarten die Marktforscher in den Bereichen M-Commerce, ASP, Wissens-Management, SCM (Supply-Chain-Management), Digital Business und CRM (Customer-Relationship-Management). Relativ gesättigt sind die Marktsegmente DTS (Desktop-Services), ERP im Mittelstand (Enterprise Resource Planning) und Outsourcing. Ihren Zenith überschritten haben bereits die Themen Euro, ERP für Großunternehmen sowie Client/Server-Lösungen.

Computer-Partner-Meinung:

Die ITK-Branche, meint Diebold-Berater Jagoda, steht nach wie vor im Zentrum einer positiven volkswirtschaftlichen Entwicklung. Und es bestehen, führt er weiter aus, auch für mittelständische Anbieter gute Chancen, anspruchsvolle Wachstumsziele zu realisieren. Beiden Aussagen kann man sicher zustimmen. Und dementsprechend ist die Stimmung in der Branche recht gut. Was natürlich niemanden hindert, auch weiterhin auf hohem Niveau zu klagen. (sic)

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