Software-Updates lähmen Arbeitsproduktivität

08.12.2005
Ermöglichen schnellere Computer und Programme effizienteres Arbeiten? Nein! ergab eine Schweizer Studie

Fest verdrahtet in den Köpfen so gut wie aller IT-Anwender ist: Schnellere Computern ermöglichen effizienteres Arbeiten. Wenn sich zum Beispiel die Rechenleistung des typischen PC aus dem Jahr 2003 mit 2 GHz und 256 MB Hauptspeicher gegenüber einem Modell aus dem Jahr 1997 mit 233 MHz und 64 MB Hauptspeicher rechnerisch versechsfacht hat, muss die Menge der Arbeite, die ich am PC verrichte, sich ebenfalls deutlich gesteigert haben.

Doch diese Annahme ist falsch, sagen jetzt Forscher der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) in St. Gallen. Immer umfangreichere und keineswegs einfach zu bedienende Software-Programme zwingen PCs und damit Arbeitende in die Knie. Die Software wird sozusagen schneller langsamer als die Hardware schneller.

Die Forscher belegen diese Aussage mit einer Studie, die sie gemeinsam mit dem Royal Institute of Technology in Stockholm gemacht haben. Sie statteten 42 Testpersonen mit Rechnern und Windows- Software (Windows NT, Windows 2000 und Windows XP sowie Word 97, Word 2000 und Word 2002) aus, wie sie in den Jahren 1997, 2000 und 2003 üblich waren. Dann wollten sie wissen, wie lange die Testpersonen brauchten, um Dateien zu erstellen, wiederzufinden, zu verschieben und zu löschen. Zudem maßen sie die Geschwindigkeit der Testpersonen bei der Text- und Bildverarbeitung, wobei diese auch Aufgaben erfüllen mussten, die viel Rechnerleistung beanspruchten.

Die Resultate ihre Untersuchungen beeindrucken. Sie fanden heraus, dass sich zwar die Effizienz bei dem Managen der Dateien vom Betriebssystem von 1997 im Vergleich zu jenem von 2000 verbesserte, doch mit dem Einsatz des Betriebssystems des Jahres 2003 wieder abnahm. Bei der Textverarbeitung stellten sie fest, dass erst die Effizienz anstieg und dann stagnierte.

Empa-Forscher Lorenz Hilty erklärt sich diese Resultate so: Da die Zeit, die ein Prozessor des Jahres 2003 für die Ausführung eines Befehls benötigte, gegenüber der Version 2000 zunahm, heißt das, dass er heute mehr managen und mehr rechnen muss als vor fünf Jahren.

Als deutlichen Indikator dafür führt er die Zahl der Mausbewegungen an, die beim Managen der Dateien nötig war. Sie lag bei dem Betriebssystem des Jahres 2003 durchschnittlich um 60 Prozent höher als bei dem des Jahres 2000. Dagegen nahm die Anzahl der Mausbewegungen bei der Textverarbeitung mit den neueren Programmversionen ab.

Daraus leitet Hilty den Schluss ab, dass Software, je umfangreicher und komplexer sie wird, desto weniger mit Benutzerfreundlichkeit und Effizienz aufwartet. (Die Empa hat die Ergebnisse ihrer Untersuchung in dem Buch: "Rebound effects of progress in information technology", erschienen im Springer Verlag, 2005, publiziert.) (wl)

Zur Startseite