Sony: 23,3 Gigabyte auf einer einzigen Datenscheibe

30.10.2003
Seit langem wird versucht, mit blauen Laserdioden die Speicherkapazität von optischen Medien zu vergrößern. Sony bringt nun als einer der ersten Hersteller ein Laufwerk mit blauer Laserdiodentechnik auf den Markt - den BW-F101. Von ComputerPartner-Redakteur Hans-Jürgen Humbert

Außergewöhnlich hohe Kapazitäten bei der optischen Speicherung lassen sich nur durch die Verwendung von blauen Laserdioden erreichen. Die bislang eingesetzten Dioden (Infrarot für CD und Rot für DVD) können hier nicht mehr mithalten. Der Grund: Blaues Licht lässt sich wesentlich besser fokussieren. Nur so kann die Datendichte auf den Medien erhöht werden. Ein Problem dabei: Blaue Laserdioden sind extrem schwierig zu fertigen. Die ersten Dioden hatten nur eine Lebensdauer von wenigen Minuten.

Diese Kinderkrankheiten sind aber nun überwunden und Sony bringt den ersten DVD-Brenner mit einem blauen Laser auf den Markt. Laut Aussage von Clemens Schütte, Marketing-Manager bei Sony, liege die Lebenserwartung der blauen Laserdiode im Gerät im akzeptablen Bereich von mehreren Tausend Stunden. Als MTBF-Zeit gibt Sony 50.000 Stunden bei 90-prozentiger Zuverlässigkeit und 100.000 Stunden bei einer Ausfallrate von 40 Prozent an.

Fünffach höhere Kapazität als aktuelle DVD-Laufwerke

Sony bezeichnet die neue optische Speicherlösung als "Professional Disc for Data". Sie bietet eine Kapazität von 23,3 GB auf einer einseitigen DVD. Das Unternehmen sieht diese Lösung als Nachfolger für die bislang verkauften MO-Scheiben mit 9,1 GB-Speichervolumen an.

Im Vergleich zu aktuellen DVD-Laufwerken bietet die neue Speichertechnik eine bis zu fünffach höhere Kapazität. Erreicht wird dieses durch den Einsatz einer blauen Laserdiode mit einer Wellenlänge von 405 Nanometern. Die minimale Länge der Datenbits beträgt 0,16 Mikrometer, und der Spurabstand ist nur 0,32 Mikrometer groß. Im Vergleich zur aktuellen MO-Technik wurden die Kenndaten damit halbiert.

Bei diesen geringen Abständen reagieren die Datenscheiben recht empfindlich auf Umwelteinflüsse. Ein Fingerabdruck auf der Scheibe würde ausreichen, um mehrere zehn MB unlesbar zu machen. Aus diesem Grund werden die Medien in einer Art Schutzhülle verpackt. Der Anwender kommt mit den Medien nie direkt in Berührung. Auch das Laufwerk muss diesen Anforderungen Rechnung tragen. Der "Caddy" gibt die Datenscheibe erst im Laufwerk frei, das zuvor luftdicht verriegelt wurde. Die luftdichte Versiegelung beim Lesen und Schreiben, sowie ein selbst reinigender optischer Kopf und die staubdichten, robusten und antistatischen Cartridges sollen sicherstellen, dass alle Zuverlässigkeitskriterien für ein professionelles Speichermedium erfüllt werden.

Dank einer SCSI-Ultra-160-LVD/SE-Schnittstelle erlaubt der BW-F101 eine Lesegeschwindigkeit von 11 MB pro Sekunde und erreicht immerhin noch eine Schreibgeschwindigkeit von 9 MB pro Sekunde. Im Burst-Modus können bis 160 MB pro Sekunde übertragen werden. Die Leistungsaufnahme des Brenners schwankt zwischen 14 und 46 Watt. Das Gerät lässt sich in jeden 5,25-Zoll-Schacht einbauen. Wegen der recht hohen Leistungsaufnahme von 46 Watt wäre aber ein zusätzlicher Lüfter sinnvoll, um die entstehende Verlustwärme abzuführen.

Zielgruppen

Sony sieht als Hauptanwendungsgebiete beispielsweise die Bildverarbeitung im medizinischen Bereich, Content-Management in Unternehmen, Archivierung, Backup für Netzwerk- und Fileserver sowie Videobearbeitung, Grafikdesign und Multimedia.

Die Medien sind als reineWrite-Once-Read-Many (WORM) oder als Rewritable erhältlich. Die WORM-Medien sollen, laut Aussage des Unternehmens, für die sichere nicht mehr löschbare Archivierung großer Datenmengen dienen. Aber auch im privaten Umfeld ließe sich der BW-F101 einsetzen. Als Speichermedium für Filme würde er ungeahnte Möglichkeiten bieten. Und sollte einmal HDTV (hochauflösendes Fernsehen) in Europa kommen, wäre das Gerät die einzige Möglichkeit, Filme in der hohen Qualität zu sichern.

Der BW-F101 soll ab Mitte November im Handel erhältlich sein; der Preis des Laufwerks steht noch nicht fest.

Meinung des Redakteurs

Sony hat es als einer der ersten Hersteller geschafft, einen DVD-Brenner mit blauen Laserdioden zur Serienreife zu entwickeln. Damit hat das Unternehmen einen Innovationsvorsprung vor den Konkurrenten. Fraglich ist allerdings, ob Sony es auch schafft, die eigene Roadmap einzuhalten und schon im Jahr 2007 einen 100-GB-Brenner, der zudem rückwärtskompatibel sein soll, auf den Markt zu bringen.

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