Sony-Chef Bonengl: "Wir liegen voll auf Kurs"

12.09.2002
Nach einem schlechten Geschäftsjahr 2001/02 ist Sony Deutschland entgegen der allgemeinen Wirtschaftslage undIT-Konjunktur wieder auf einem Wachstumskurs. Aber nicht alles läuft wirklich gut bei den Kölnern.

Leopold Bonengl glaubt, halten zu können, was er versprochen hat. "Wir liegen sowohl bei Umsatz als auch bei Ertrag auf Kurs. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir unsere Prognosen halten können", sagt der Chef von Sony Deutschland im Gespräch mit ComputerPartner. Nach einem auch aufgrund der SAP-Einführung äußerst schwierigem Geschäftsjahr 2001/02 (30. März) mit einem Umsatzrückgang um neun Prozent und einem Vorsteuerverlust von 13,4 Millionen Euro hatte Bonengl eine schnelle Kehrtwende angekündigt. Der Umsatz soll um zehn Prozent ansteigen, und mit einem Gewinn in zweistelliger Millionenhöhe will er das schlechte Vorjahr schnellstmöglich wieder vergessen machen.

Bereits nach dem ersten Quartal dieses Geschäftsjahres meldete Sony eine Umsatzausweitung gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresquartal um zehn Prozent, darüber hinaus sei man "hoch profitabel" gewesen. "Dieser positive Trend hat sich im zweiten Quartal fortgesetzt", freut sich Bonengl. Und das, obwohl im Business-to-Business-Segment der Absatz "extrem schwach" sei. Der Sony-Chef rechnet hier auch nicht mit einer baldigen Erholung. "Gott sei Dank ist unsere Abhängigkeit von diesem Marktsegment nicht so stark", sagt er.

Besonders viel Freude hat der Sony-Geschäftsführer in diesem Jahr an der Entwicklung des Bereichs "Digital Imaging", also Digitalkameras für Foto und Film. Auch im Notebook-Segment entwickelt sich Sony wieder gut. Im zweiten Quartal des Kalenderjahres konnte Sony nach Angaben von IDC sogar den Notebook-Absatz auf 23.500 Stück fast verdoppeln. Allerdings hatten die Japaner im vergleichbaren Vorjahresquartal auch einen echten Durchhänger. Bonengl führt die kräftige Steigerung auf die gu-te Entwicklung bei den Vaio Competence Centern (Fachhändler, die sich auf die Sony-Produkte spezialisiert haben), auf eine bessere Zusammenarbeit mit den Distributoren sowie auf wettbewerbsfähigere Produkte zurück.

Im Desktop-PC-Bereich ist Sony zwar noch nicht da, wo die Kölner sein wollen, Bonengl ist dennoch nicht unzufrieden. Im kommenden Geschäftsjahr will er dann richtig Gas geben und den Marktanteil von derzeit ein bis zwei Prozent ver-doppeln.

Ziel: 20 Prozent im Handheld-Markt

Viel Freude macht dem Sony-Chef derzeit auch der Handheld-Computer Clié. "Die integrierte Kamera hat viel gebracht", sagt Bonengl. Ein Marktanteil von acht Prozent im Juni dieses Jahres ist die Belohnung. Und Sony hat noch viel vor. Nicht weniger als 20 Prozent vom Markt will Bonengl für sich reklamieren, und das innerhalb der kommenden 12 bis 18 Monate. Sony hat viel in die Erforschung der Anwenderbedürfnisse investiert, sodass die Japaner nun eine ziemlich genaue Vorstellung davon zu haben glauben, welche Features ein Handheld auch für den Privatnutzer haben muss. Dass Bonengl keine Ergebnisse seiner Marktforschung verraten will, ist verständlich.

Im Fernsehgerätemarkt hat Sony nach zweijähriger Durststrecke wieder den Anschluss gefunden. Von Februar bis Juli dieses Jahres steigerten die Kölner den Absatz um 30 Prozent. Auch im Bereich der Plasmabildschirme sieht sich Bonengl gut aufgestellt. Für große Stückzahlen sind die Geräte mit einem Preis ab 8.000 Euro aber noch immer viel zu teuer.

Neben den Produktsegmenten, die dem Sony-Chef derzeit Freude machen, gibt es auch zwei Sorgenkinder. Das größte ist der Bereich PC-Monitore. Vor allem das Segment der Röhrenmonitore (CRT) zeigt mit einem Rückgang um 40 (Wert) beziehungsweise 35 Prozent (Stück) im ersten Halbjahr "eine katastrophale Entwicklung" (Bonengl). Da dieser Einbruch seit mehreren Monaten von gestiegenen LCD-Absatzzahlen nicht mehr kompensiert werde, ist der Markt ins-gesamt rückläufig - mit den entsprechenden Folgen für Preise und Margen.

Bonengl rechnet damit, dass dieser negative Trend auch in den nächsten Monaten anhält. Sony reagiert darauf mit einer Konzentration auf die höheren Zollklassen. Darüber hinaus schließt Bonengl auch eine Bereinigung des Produktsortiments nicht aus, eine Entscheidung darüber sei aber noch nicht gefallen.

Der zweite Bereich, der dem Deutschland-Chef von Sony derzeit "wenig Spaß" macht, ist der gesamte Audio-Bereich. Dieses Segment ist von einem extremen Rückgang und entsprechend geringer Nachfrage geprägt. Der Markt befindet sich nach Meinung von Bonengl im Umbruch: Zum einen entwickelt er sich mehr und mehr in Richtung PC, zum anderen in den Bereich Home-Entertainment/Home-Cinema.

Ein Grund dafür, dass Sony in diesem Jahr wieder auf dem Wachstumspfad ist, liegt nach Angaben von Bonengl in der verbesserten Lieferfähigkeit der Kölner. "Wir sind heute gut darauf eingestellt, die Bedürfnisse des Marktes abzubilden", sagt er. Im Bereich Digitalkameras könnte er allerdings mehr verkaufen, wenn die Produkte vorhanden wären, gibt er zu.

www.sony.de

ComputerPartner-Meinung:

Sony scheint insgesamt auf einem guten Weg. Die Umstellung auf SAP im vergangenen Geschäftsjahr hat viel Kraft, Nerven, aber auch Geld gekostet. Ein Ausstieg der Japaner aus dem (CRT)- Monitorgeschäft wäre keine große Überraschung. (sic)

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