Sony lädt zum schnappschiessen

14.05.1999

KÖLN: Sonys Mavica-Familie erhält zwei neue Mitglieder. Während in den digitalen Kameras die Aufnahmen weiterhin auf Floppys gespeichert werden, integriert der Hersteller in die neue Cam-corder-Generation mit dem Memory Stick seine neueste Technik.

Die Meinungen über den Markt für digitale Kameras sind unterschiedlich. "Je nach Marktforschungsinstitut schwanken die Prognosen zwischen 80 und 220 Prozent", erklärt Heike Buch, Marketing-Managerin bei Sony. Neben der bereits angekündigten Cybershot DSC-F55 mit 2,1 Millionen Pixel bringt der japanische Hersteller im Juni zwei neue Mavica-Modelle auf den Markt.

Mit der Mavica MVC-FD83 präsentiert Sony den Nachfolger für das Erfolgsmodell FD81. "Mit der Integration eines Videoausgangs erfüllen wir einen oft geäußerten Wunsch, die Kamera auch an den Fernseher anschließen zu können", sagt Buch. Durch Interpolation konnte die Auflösung des CCD-Sensors mit 850.000 Bildpunkten auf eine Million Pixel verbessert werden, was sich vor allem beim Ausdrucken positiv bemerkbar machen soll. Zudem läßt sich das Modell dadurch als Megapixel-Kamera vermarkten. "Für viele Handelspartner ist das ein wichtiges Kriterium", konstatiert Buch.

Zwei Zooms zur Auswahl

Die Verwendung von Disketten als Speichermedium ermöglicht eine einfache Bedienung und Weiterverarbeitung der Aufnahmen am PC. Pro Floppy lassen sich zwischen sieben (höchste Auflösung) und 40 (niedrigste Auflösung) Bilder speichern. Die MVC-FD83 ist mit einem Vierfach-Speed-Diskettenlaufwerk, einem optischen Dreifach-Zoom mit Brennweiten von 37 bis 111 Millimeter sowie einem digitalen Sechsfach-Zoom ausgestattet. Laut Sony ist die Kamera vor allem für Freizeit- und Internetanwendungen konzipiert. Außer digitalen Standbildern kann die MVC-FD83 kurze Videosequenzen bis zu 60 Sekunden im Mpeg-Format aufnehmen. Das Gerät wird ab Juni zu einem Endkundenpreis von 1.499 Mark angeboten.

Für Anwender mit gehobenen Ansprüchen bringt der Hersteller die MVC-FD88 heraus, die in Verbindung mit einem Achtfach-Zoom (41 bis 328 Millimeter) 1,3 Millionen Pixel (SVGA) erreicht. Je nach Auflösung passen zwischen 6 und 40 Bilder auf eine Diskette. Die Lithium-Technologie ermöglicht bis zu 1.200 Aufnahmen (mit optionalem Akku NP-F550) pro Akkuladung. Über den integrierten Videoausgang läßt sich die Kamera mit dem Fernseher verbinden. Das LC-Display mit einer Diagonale von 6,3 Zentimetern (84.000 Pixel) dient entweder als Sucher oder zur Steuerung der Kamerafunktionen über das Menü. Der integrierte Blitz arbeitet im Bereich von 0,5 bis 2,5 Meter. Über den eingebauten Speicher läßt sich der gesamte Disketteninhalt von einer Floppy zur anderen kopieren. Im Lieferumfang ist außer Akku, Ladegerät, AV-Kabel, Tragriemen und Objektivschutz die Bildbearbeitungssoftware MGI Photo Suite enthalten. Die MVC-FD88 ist nicht die kompakteste Kamera und bringt mit Akku und Floppy rund 600 Gramm auf die Waage. Die ab Juni verfügbare Kamera soll 1.899 Mark kosten.

Ein weiteres Standbein bilden Digitale Camcorder. Zwei neue Modelle sollen helfen, Sonys Marktführerschaft zu sichern. Mit der DCR-PC3 stellt das Unternehmen den Nachfolger des ersten Walkman-Camcorders - des DCR-PC1 - vor. Die Night-Shot-Funktion erlaubt Videoaufnahmen auch bei schlechten Lichtverhältnissen. Mit der Carl-Zeiss-Optik in Verbindung mit dem CCD-Chip mit 800.000 Pixeln verspricht Sony Aufnahmen in Studioqualität. Das Objektiv arbeitet im Brennweitenbereich von 42 bis 420 Millimeter, wobei das Anti-Verwacklungssystem ruhige Aufnahmen auch bei großen Brennweiten ermöglichen soll. Der voll schwenkbare Touchscreen erlaubt die sofortige Kontrolle der Aufnahmen und dient zur Steuerung der Menüfunktionen. "Mit der Integration des Memory Stick verschmelzen digitales Video und digitale Fotografie zu einer Einheit", preist Marketing-Manager Peter Körsgen. "Die Vermischung von digitalem Stand- und Videobild ermöglicht Bildeffekte, wie sie bisher nur mit externen Schnittgeräten zu erzielen waren." Der Datentransfer von PC zu Memory Stick und umgekehrt erfolgt über den mitgelieferten Adapter zum Anschluß an die serielle Schnittstelle. Ab Juni wird der Camcorder in zwei Versionen angeboten: Der DCR-PC3 kostet 3.699 Mark, der DCR-PC2 ist ohne Memory Stick für 3.199 Mark erhältlich.

Schwierige Situation meistern

Für Anwender, die die klassische Camcorder-Bauform bevorzugen, empfiehlt sich der DCR-TRV10. Während die Videoaufnahmen auf Mini-DV-Cassetten erfolgen, lassen sich digitale Standbilder auch von externen Quellen wie dem Internet auf dem mitgelieferten Memory Stick speichern und durch verschiedene Digitaleffekte anschließend mit den Videoaufnahmen vermischen. Objektiv und Aufnahmechip gleichen dem des DCR-PC3. Der LCD-Bildschirm mit einer Diagonalen von 8,9 Zentimeter und rund 185.000 Bildpunkten soll ein komfortables Arbeiten gewährleisten. Das voll schwenkbare Display ermöglicht die Kontrolle der Aufnahmen in schwierigen Situationen, beispielsweise über Kopf, und dient gleichzeitig zur sofortigen Wiedergabe. Wie der DCR-PC3 ist der DCR-TRV10 mit der I-Link-Schnittstelle (IEEE 1394-1995), S-Video-, Video- und Audio-Ausgängen ausgerüstet. Mit dem optionalen Infrarotempfänger IFT-R10 ist eine drahtlose Signalübertragung möglich. Der DCR-TRV10 soll noch im Mai für 3.499 Mark verfügbar sein. Ohne Memory Stick kostet das Modell DCR-TRV8 3.199 Mark.

Laut Körsgen ist der deutsche Cam-corder-Markt 1999 für circa 570.000 Stück gut. "Das Segment wird durch die digitale Technik, kompaktere Designs und neue Anwendungsfelder wiederbelebt", erklärt der Sony-Marketier. In Stückzahlen hatten laut GfK 1998 Digitale Camcorder lediglich einen Markanteil von 17 Prozent. Angeführt wird das Feld von 8-mm- (30 Prozent) und High-8-Geräten (28 Prozent). Wertmäßig liegen die digitalen Modelle jedoch mit 36 Prozent klar in Front. "Insgesamt steigt der Durchschnittspreis wieder", weiß Körsgen. (kfr)

Sonys Mavica ist kein Winzling. Dafür nutzt die digitale Kamera mit der Diskette ein preiswertes und weitverbreitetes Speichermedium.

Die Integration des Memory Stick erlaubt dem Anwender Standbilder in die DCR-TRV10 zu ex- oder importieren.

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