Souveräner Umgang mit Widerstand in der Kommunikation

05.07.2006
Wer Kritik übt oder seine Ansichten durchsetzen will, muss immer mit Widerstand des Gegenübers rechnen. Schud sind nicht die Fakten, sondern die Emotionen. Wie man die Diskussion wieder auf den Boden der Tatsachen holt, erklärt Coach und Autor Stéphane Etrillard.

Widerstand regt sich bei unseren Mitmenschen, z. B. wenn wir sie von unseren Ansichten überzeugen oder sie zu einem bestimmten Verhalten oder einer bestimmten Handlung veranlassen wollen - und wenn sich dann dagegen Widerstand regt, stehen wir in der Regel vor einem Problem, da wir unser ursprüngliches Ziel erst einmal nicht erreicht haben. So problematisch Widerstand deshalb auch erscheint, die Ursache für Widerstand liegt in einer durchaus wünschenswerten persönlichen Eigenschaft von Menschen: Widerstand entsteht nämlich dann, wenn eine Person ihre Möglichkeiten, selbstbestimmt zu entscheiden und zu handeln, eingeschränkt sieht, ihre Selbstbestimmung in Gefahr wähnt. Der Zweck von Widerstand ist es, die eigene Selbstbestimmung gegen diese Gefahr zu behaupten oder wieder zurückzugewinnen. Dieser Vorgang setzt das generelle Vorhandensein von Selbstbestimmung voraus, was als persönliche Eigenschaft natürlich positiv zu bewerten ist. Dass der Umgang mit Widerstand nun in der Regel recht schwierig ist, ist dem Umstand geschuldet, dass die Gefährdung der Selbstbestimmung vom eigentlichen Sachgegenstand ablenkt und stattdessen die Auseinandersetzung auf eine emotionale Ebene führt, in der es bald nur noch ums Prinzip geht - also darum, sich gegen die Beschränkung der Selbstbestimmung zur Wehr zu setzen.

Die inhaltliche Diskussion, in der rationale Argumente den Ausschlag geben, wird dann beinahe vollständig aus dem Blickfeld verdrängt. Das hat nicht selten zur Folge, dass Widerstand irrational oder unlogisch erscheint, denn inhaltlich nachvollziehbare Ursachen sind manchmal kaum zu erkennen, weil sie nämlich unter Umständen gar nicht vorhanden sind. Die Auslöser für Widerstand entzünden sich in der Regel nicht an Fakten, sondern an Emotionen.

Das Wissen um die emotionale Brisanz von Widerstand eröffnet einige Möglichkeiten, bspw. schon mit der Art und Weise des Kommunizierens Widerständen vorzubeugen. Es ist dabei wichtig, insbesondere die Beziehungsebene zwischen den Gesprächspartnern im Auge zu behalten und Beeinträchtigungen dort möglichst zu vermeiden. Solange die gewählten Formulierungen dem Gegenüber Entscheidungsspielräume lassen, sinkt die Gefahr, Widerstand herauszufordern. Schon die Wortwahl kann hier entscheiden. Warum-Fragen oder bspw. auch Verben, die Druck vermitteln und Bewertungen enthalten, Bevormundungen oder Ratschläge sind nur mit allergrößter Vorsicht einzusetzen, da sie die Entscheidungsfreiräume des Gegenübers einzuengen drohen und nicht selten sein Selbstwertgefühl angreifen.

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